Kinga Tóth: Pholienbeet
Gedichte > Gedichte der Woche
Setting: Kinga Tóth und Kaspar Mattmann,
Text: Kinga Tóth, Foto: Kaspar Mattmann
Kinga Tóth
PHOLIENBEET
moos schmiere ich auf die rahmen gieße
meine kleinblume setze ich auf papier satz erde
schlage aus falls du wand wirst schmelze das papier in dich
sauge den altbaum auf atme aus dem plastik
sei so wie ich sei ich wie der garten
wie gelochte scherbe bin ich mit kitt löte ich meine wände
buttere mich den kaffeedensatzdieerde solange bis meine
hautlöcher beklebt die eiterbeule aufgewärmt bleiben
in die scherbe schmieren wurzelwürmchen die kerne rein
die kerne sind nass und spalten sich alle meine
begießungen treiben keime alle meine wundränder sind
moosbedeckt efeublätter schützen vorm
sehen
scheine die sonne mir nicht in die augen treffe ich nicht
die linsen die sonne auf mir sammeln damit ich sie
gut zur schau stelle die sie nicht aufsaugen in sich auf-
nehmen nur zurückspiegeln
das gesammelte licht verbrennt mein pflaster
neuluft bekomme ich der garten mein folienbeetbrustkorb
brennen das herz eine welkende tomate worin du mit gummi-
handschuh eingreifst das ist eine gartenmetamorphose die
schalen kringeln sich auf wie das fastfertige lecsó die
paprika
wird schlaff doch bläst dich auf die zwiebel beißt auch
jetzt
ausschlag blitzt die sammellinse ausschlag projiziert
dein beamer auf mich
ich bin die gartenherrin meine hautzellen
mein nagelbett das bettuch lass mich wachsen ausbreiten
lass uns in moosdecken schlafen schichte auf mich damit ich
keine sonne mehr sehen muss damit du die sonne vor mir
nie mehr abblendest
mein schwarzhahn bewacht das zelt kein
gärtner kann rein/in dieser kapelle beten die ranken
auf meinen nagelstellen zwiebeln neutriebe
wir sind die neuluft menschenmordender mottenpulverdampf
mit gesprühtem schleim decken wir die plastikwände zu
auf holzpflöcke lassen wir uns herab wir beten wenn er
kikerikit
bei tagesanbruch schießen wir hoch und löchern das
dach
schlitzen die musterwirtschaft auf und spritzen
wenn er am mittag kikerikit und dringen in menschentiefen
ein wir befruchten wieder nass sind das herz die
gebärmutter
wir lassen sie weder zerweichen noch unfruchtbar
wir umarmen und unsere zeltausatmung beglückt
fleischbeete auf drei schlafen wir in lächelnden
menschenbetten und
spannen die gesichter unserer in efeu
liegenden ruhenden menschengeliebten zum lächeln
nehmt uns auf lass uns in treibbeeten verpuppen lass die
erde uns wieder austragen
euer mariengrass spannen wir auf laub
in eure jungfrauhaare lassen wir pflanzen schleim und
spinnennetz
eure neuzöpfe winden sich richtung himmel
mit zeltmolekülen mit rissen lacht ihr zum himmel die
sonne brennt nicht mehr der mond kühlt sogar hähne
bewachen die triebbeete hähne beißen die gummistiefel
tief ist unser ewigtraum tief unser ewigsein
wir keimen-treiben in einanderbetten