Kerstin Becker: Drei neue Gedichte

Kerstin Becker
Drei neue Gedichte
(noch ohne Titel)
muss ich denn Abschied nehmen Welt von deinen süßen
salzgen Wassern grünen Hügelketten
ich habe dich von oben wie ein Raum
fahrer gesehn
du bist so zart und voller Grab
mir tut noch jede längst verweste Straßenpizza in der Seele weh
wir werden eingespeist
und eingepreist mein Herz
ein Nottrieb
gern brechen unsre Narben auf und bluten
wir holen letzte Kräfte wie fossiles Wasser aus uns raus
die Schläfer kommen nicht zur Ruh
die Lichter und Geräuschkulisse schwillt
die Endgeräte senden immerzu
wir müssen niederknien
(---)
Gefüge
er schnauft von hinten ach sein Atem facht
ihr innerlich den Wundbrand an
der niemals heilen kann
es geht ins schwarze Loch komm
zieh dich aus mein Kind
es steift
(---)
ich schmachte stark
schrumpfendes Grasland das du nichts
als wuchern willst halte mich froh
ich gehe trösten in den Zoo
als wär ich eingefleischt
im Wirrwarr tu
mit Fühlerborsten setz mich zu
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Kerstin Becker: unveröffentlicht, 2017.