Direkt zum Seiteninhalt

Kerstin Becker: als jedes Tier

Gedichte > Gedichte der Woche


als jedes Tier

wir lernten schon
in der Plazenta Kummer kaun
bittere Kost jetzt sind wir hier

das unendliche Geräusch
des Baches lullt uns hell
zwischen weißen Hühnerwolken
mit porösen Plastenuckeln
in den saugversessnen Mündern
auf der malträtierten Wiese ein

und läuft als wildes Notenband
durch unsern mist
und distelruchgetränkten Traum

aus dem wir könnten wir
Gedanken fassen wären wir
allmächtig wechselten nicht Tag
und Nacht drehte die Erde sich
nicht schwindelnd mit der Alterung
gar nimmermehr erwachten

wir blieben im aus Licht aus Wind
aus Reibungsmelodie gemachten
Schatten der gekrümmten Kricke
auf der kargen Scholle alle
zeit als eingestrickte
Babys lauschend liegen

(Kerstin Becker: Biestmilch. Dresden (edition AZUR) 2016)

Zurück zum Seiteninhalt