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Katia Tangian: Sechzehn - zwanzig

Gedichte > Lyrik heute
Katia Tangian

Sechzehn - zwanzig


Ach wäre ich nur wieder sechzehn
Dann würd ich noch bei meinen Eltern wohnen
In meinem Kinder- Schrägstrich Durchgangszimmer
Dann stünden meine Türen immer offen
Damit meine Geschwister nie allein sind
Und meine Eltern mich belehren können
Und alle Nachbarn, Gäste und Verwandte
Als Polonaise durchmarschieren können
Um mich auf meine Schwächen hinzuweisen
Um ungebeten Ratschlag zu erteilen
Mir meinen Egoismus vorzuwerfen
Und ab und zu in Tränen auszubrechen

Ach wäre ich nur wieder achtzehn
Dann würd ich wieder Rockstars daten
Die ihre Runden Querstrich Tüten drehen
Mann, würden sie verwegen aussehen
Mit ihren langen ungepflegten Haaren
Und alle Mädchen würden mich beneiden
Wenn ich den Kerl von A nach B kutschiere
Den Kofferraum voll mit seinem Krempel
Er würde noch bei seinen Eltern wohnen
Oder bei Freunden auf dem Sofa pennen
Und alle Türen würden offenstehen
Damit er nie mit sich alleine ist

Wär ich schon wieder, Gott bewahre, zwanzig
Dann müsste ich mich wieder neu erfinden
Ich würde mir erklären lassen müssen
Was meine Fehler Schrägstrich Mängel seien
Mit falschen Schlangen würd ich Kaffee trinken
Mit Blendern würd ich meine Zeit vergeuden
Und mich zu Dingen überreden lassen
Die dann im besten Fall zu gar nichts führen
Ich würde ewig auf der Stelle treten
Bis ich das Wollknäuel werfen wollen würde
Und bis am Ende dieses Labyrinths
Ein schwaches Licht erscheint –        
also bis heute.


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