Karla Reimert: Sabotiere dich nicht selbst
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Foto: Katrin Born
Karla Reimert
Sabotiere dich nicht selbst
Schieb die Hand unter dein
T-Shirt.
Erfühle die Unebenheiten mit bloßen
Fingern.
Vielleicht sind es Löcher, mit
Heftklammern vertackert.
Vielleicht Narben eines Gottes,
der deine Syntax verstört.
Ich sehe dich von seitwärts an,
deine Brüste,
etwas befremdet, wie ein Mann.
Du liegst in einer weißen Wanne,
dein Gesicht
eine wunderschöne Wunde.
Vielleicht bin ich ein
nachsichtiger Vater, und du zeigst mir,
wer dich erschossen hat.
Vielleicht bin ich dein Sohn.
Zwei Fäden führen jetzt aus dir
hinaus. Ein weißer
aus deinem Rücken, daran geknotet
so ein rotes Plastikding.
Ein anderer, schwarz, zwischen
deinen Beinen.
An seinem Ende baumelt eine blaue
Tasse.
Seltsames Licht sickert aus.
Schmerzempfindlich.
Du drehst dich in den Fäden ein
wie in Verse.
Ziehst nach und nach Klammern aus
deiner Haut.
Dann öffnet sich Wunde für Wunde
ein Wort.