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Karel Jan Čapek: Alberts Lied-Zyklus

Gedichte > Lyrik heute
Karel Jan Čapek
Zyklus Alberts Lied
übersetzt von Patrik Valouch


ALBERTS LIED
(Schacherei)

zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus
Es ist so königlich die Landschaft strotzt vor Sümpfen
es ist sehr königlich das kranke Land
meine Gevatterin hat einen Fanfaron am Hals und erhängte Klatschbasen
erstaunlich ist es so königlich
und so banal und so banal
und weit entfernt ist nah ganz nah zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus

das Muster an deiner Strickjacke
erinnert auf einmal
weder an Burgzinnen
noch an eine Königspython
es ist königlich weil                       zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus
es ist königlich                     weil Rilkes Geigerinnen ich erzähle lyrisch
es ist königlich                     weil sie Mehl in den Hut geschüttet haben
es ist königlich                     weil schwarze Schacher ein paar herausgeputzte Krempel
am Theater ich verteile
zieh den Schlüssel aus der Puppe zieh ihn raus
den schwarzen Stein habe ich ja und anderen Schacher mit dem Jahr dreiundneunzig



ALBERTS LIED
(Abschiedsabend)

zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus

es ist so königlich    die        Mystifikation der weißen Tulpen
es ist sehr königlich     der        Abschiedsabend
(Bing Crosby         Stockhom Stomp         Dziwny jest ten świat)

zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus

es ist so königlich      mein        Stockholm der die Decke schmückt
es ist so königlich      und          Dziwny jest ten świat

zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus

es ist so königlich
trägt schwarze Nylonstrümpfe
und dziwny jest ten świat
ist ein Rattenmärchen
allen Abenden aufbetten allen
und königlicher Katzenjammer
trägt schwarze Nylonstrümpfe
auf Stockholm Stomp
verführt dann Trompetenspieler
aber die fallen hie und da auf den Boden
und warum weiß ich vor Angst selbst nicht
Revolverhelden sehe ich keine
nur schwarze Nylonstrümpfe

zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus



ALBERTS LIED
(Rilkes Geigerinnen)

Es ist so königlich          die            Landschaft strotzt vor Sümpfen
es ist sehr königlich       das            kranke Land
zieh den Schlüssel aus der Puppe
zieh ihn raus  
es ist königlich weil                  Rilkes Geigerinnen ich erzähle lyrisch         
es ist königlich weil                                         zieh den Schlüssel aus der Puppe
                                                                        zieh ihn raus

es so königlich            das Wetter ist scheußlich…     weil
die Säge die Knochen nicht durchfeilt

weil einer von uns dort schon zartlich zartlich zugrunde geht
und ein anderer lacht lauthals            
und noch dazu fragt:
Was weißt du über die Schleiereule?
Hast du schon die Rechenübung fertig?

es ist so königlich             ich bin die Sonne halb Tetlien ist eine Vogelscheuche auf dem Feld
im Glas stehen meine Schritte still
zart berühre ich
die eigenen gläsernen Porträts
endlich ungewohnt
endlich glücklich
in a moll bis in die Knochen vereist
bin ich Pfirsich halb und Tetlien ist satt
und mollig
und ein Eisverkäufer

es ist so königlich zieh den Schlüssel aus der Puppe es ist so zieh ihn raus



ALBERTS LIED
(Ballons)

Es ist so königlich     die    Landschaft strotzt vor Sümpfen
es ist sehr königlich  das    kranke Land

und am Sumpf kunterbunte Ballons
und drinnen neugierige neugierige Leute
Herr Bulemann und Hippolyte Taine
sanft miauen sie
sanft miauen sie
sanft miauen sie

zieh den Schlüssel aus der Puppe zieh ihn raus


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