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José Saramago: Bedeutungsfelder

Gedichte > Zeitzünder

José Saramago

Aus: Das Todesjahr des Ricardo Reis

(1984 / 88)


... möglicherweise sucht sich die Sprache die Schriftsteller aus, derer sie bedarf, sie bedient sich ihrer, damit diese einen kleinen Teil dessen ausdrücken, was sie ist, wenn die Sprache alles gesagt hat und schweigt, dann möchte ich doch mal wissen, wie wir leben würden. Schon beginnen die ersten Schwierigkeiten, oder es sind noch keine Schwierigkeiten, sondern eher unterschiedliche und einander befehdende Bedeutungsfelder, aufgerührter Bodensatz, neue Kritallisierungen zum Beispiel, über der vollen Nacktheit der Wahrheit der durchsichtige Schleier der Phantasie, die Sentenz scheint klar zu sein, klar, abgeschlossen und schlüssig, ein Kind würde es verstehen und es zur Prüfung fehlerfrei hersagen, aber dasselbe Kind würde mit der gleichen Überzeugung einen neuen Spruch verstehen und wiederholen, über der vollen Nacktheit der Phantasie der durchsichtige Schleier der Wahrheit, und dieser Spruch, ja, der veranlaßt, stärker nachzudenken, sich ersprießliche Gedanken zu machen, stark und nackt die Phantasie, durchsichtig lediglich die Wahrheit, wenn die so umgewandelten Sentenzen zu Gesetzen würden, welche Welt würden wir mit ihnen errichten, ein Wunder ist es, daß die Menschen nicht jedesmal irre werden, wenn sie den Mund zum Sprechen öffnen.

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