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Jorge Luis Borges: Über die Intelligenz des Dichters

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Jorge Luis Borges

Über die Intelligenz des Dichters


(aus: Lesen ist denken mit fremdem Gehirn, 1990)



Osvaldo Ferrari:  Aber kommen wir zurück zur Intelligenz des Poeten. Man könnte meinen,  daß

diese Art Intelligenz geschaffen ist, um die Realität auf andere Weise zu betrachten, oder das, was wir Realität nennen. Sie ist anders als die philosophische oder wissenschaftliche Intelligenz.


Jorge Luis Borges:
Ja, ich nehme an, daß sie vollkommen anders ist ...  Ich  glaube zum Beispiel,

daß alles, was mir geschieht, eine Art Lehm für mein Werk ist, daß ich aber nicht versuchen muß, Wörter zu suchen, die etwa ein Spiegel der Realität wären. Ich muß diese Realität auf gewisse Weise modifizieren, und diese verschiedenen Modifikationen heißen Fabel, heißen Erzählung, heißen Bericht oder auch Gedicht, also würde ich sagen, alles, was ich schreibe, ist autobiographisch. Aber niemals direkt, sondern indirekt - was viel wirkungsvoller sein kann. Außerdem, wenn man die Metapher zuläßt ... die Metapher ist eine Art, die Dinge indirekt zu sagen, der Vers desgleichen, denn die Kadenz des Verses entspricht nicht den mündlichen Kadenzen.

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