Jonathan Perry: Falls jemand zu mir herübersieht
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						Jonathan Perry
Falls jemand zu mir herübersieht
Heute früh aufgewacht mit dieser dumpfen Ahnung, die mir allmählich vertrauter wird 
als die Haut, die sich um meinen müden Körper spannt: dass es keinen Ausweg gibt 
aus diesem … na, nennen wir es halt Leben. Dann, wie immer, Kaffee und Zigaretten.
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Ist das grotesk: Hier sitze ich, unter der Zwetschge, während am anderen Ende des 
Gartens Besuch da ist. Ich habe halt keine Lust, mit denen zu plaudern! Ich schreibe 
jetzt übrigens nur so vor mich hin, mache dabei eine gewichtige Miene, falls jemand 
zu mir herübersieht.
*
Im dichten Schatten der Kirschenblätter, neben meinem Rucksack, da liegt ein Äpfel-
chen. Ich stelle mir vor: wie ich es in die Hand nehme und daran lecke. 
Irgendwo, es muss ganz in der Nähe sein, ein Paar Takte Amsel.
*
Was mir heute aufgefallen ist: nichts Großes, nur so ein Zittern, hie und da, wenn mein
gedankenverlorener Blick etwas streift, ein Stück Holz etwa, vorhin, oder, gerade eben, 
die Hälfte eines Efeublatts: Wie wenn eine Kerze, kurz vorm Verlöschen, noch einmal 
aufflackert, dieses Zittern.
*
Was, wenn mir jetzt einfiele, Schluss zu machen? Die Kirchenglocke, drüben, im Dorf, 
läutet dazu. Eine Oktave, wie ich feststellen darf. Abend übrigens.
								 
 
