Direkt zum Seiteninhalt

Johannes Witek: Temps Perdu

Das lyrische Konto

0
William Blake: Die Soldaten losen um die Gewänder Christi, 1800
Johannes Witek

Temps Perdu


Temps Perdu

Leeres Auto
am Straßenrand,
abends,
nachts,
jede Nacht,
die Tür öffnet sich
das Licht geht an,
niemand steigt aus
niemand steigt ein
eine Stimme sagt:

Die wahre Reise  
besteht nicht darin,
neue Landschaften
zu entdecken,
sondern darin,  
neue Augen
zu bekommen


Die Entgrenzung der Erdnüsse

Du willst
wach bleiben
oder den Exzess,
welches von beiden ist
es?

Ultimatives Wachsein
Im ultimativen Exzess,
o Blake?

Aber alle Menschen die du siehst,
die das aus der Perspektive versuchen
(inklusive dir selbst)
sind jung und ignorant
und ihr Horizont geht nur
so weit, wie das Holz
das sie umgibt
und der Exzess  
zieht das Holz
in der Regel
nur noch enger.

(Gibt eine Handvoll berühmter
Ausnahmen, die sehr wahrscheinlich
nicht du bist – andererseits, hätten die
Ausnahmen das geglaubt, gäbe es
keine Ausnahmen ...)

Man fühlt sich am golden
fließenden Ursprung aller Realität
und versucht was dort ist
für die Außenwelt festzuhalten
und raus kommt  
(Tripbericht)
etwas wie: “Alles riecht nach Erdnüssen.”

Die durchschnittliche Angst vor der Entgrenzung
Ist tot, aber genauso tot ist die geglaubte
Entgrenzung der Erdnüsse.

Was also ist es,
o Blake.

Die Bars sind voll mit Menschen,
die den Exzess suchen
und keiner von denen wirkt sonderlich
wach.

Dasselbe gilt umgekehrt
für die digitalen Kirchen
unserer Gegenwart.

Was also ist es,
o Blake.

Zwischen Wachsein und Exzess,
wo ist die Antwort
wo ist wirklich die Realität.

Blake schweigt dazu,
er sagt uns vieles,
aber dazu sagt er nichts.

Er zündet die Bombe,
verschwindet
und schweigt dann  
die Detonationen an.

Er weiß, was er tut.


Zurück zum Seiteninhalt