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Joan Vinyoli: En bona companyia / In guter Gesellschaft

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Joan Vinyoli
En bona companyia / In guter Gesellschaft

Übertragen von Àxel Sanjosé


Molts jardins amb peònies,
lilàs i pèsols
d’olor, són lloc de bon estar,
quan ja la llum abaixa
la veu i, sense fer remor,
pels engorjats del vespre
s’allunya la tartana
del desesper.

El dia torça el coll

com una espiga plena.
La nit es tota per nosaltres.
Encén el vi.

Viele Gärten mit Pfingstrosen,
Flieder und Duft-
Wicken, ein guter Aufenthaltsort,
wenn das Licht schon die Stimme
senkt und, geräuschlos,
durch die Schluchten des Abends
sich die Kutsche der Verzweiflung
entfernt.

Der Tag neigt den Hals

wie eine volle Ähre.
Die Nacht ist ganz für uns.
Zünd den Wein an.

Aus: Vent d’aram. Barcelona: Proa, 1976.
Deutsche Fassung des Gedichts zuerst in Sprache im technischen Zeitalter 212 (2014)

Joan Vinyoli (1914-1984) war neben Salvador Espriu – als dessen dionysischer Gegenpart er angesehen werden mag – einer der einflussreichsten katalanischsprachigen Lyriker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zunächst beeinflusst von Rilke und von Carles Riba, der ihn schon früh in seinem Kreis aufnahm, entwickelte er ein poetisches Werk, das als große Suchbewegung verstanden werden kann: sie geht, sich selbst oft hinterfragend, von postsymbolistischen über sozialkritische Ansätze bis zum existentialistischen Spätwerk – stets als Versuch, die Transzendenz im poetischen Wort einzufangen. Vinyoli schrieb fünfzehn eigenständige Gedichtbände sowie zwei weitere mit Rilke-Übersetzungen und erhielt zahlreiche hohe Auszeichnungen.

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