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Joachim Frank: Notizen zum Projekt "Kleinkinder schreiben für Kleinkinder"

Montags=Text

Joachim Frank

Notizen zum Projekt
KLEINKINDER SCHREIBEN FÜR KLEINKINDER
(Zum Konzept des Vorworts)


Ton eines mühsam unterdrückten Enthusiasmus über das Projekt treffen.  Hervorheben, dass diese Idee neuartig ist, selbst in einer Zeit, in der die legitimen Interessen von Minoritäten an gesellschaftlicher Selbstbestimmung anerkannt werden. Idee eines autonomen Bereichs in der Welt des Kleinkindes herauszuarbeiten, in dem eine ungehinderte Verständigung über diese Interessen stattfinden kann.

Nicht unbedingt ein Widerspruch, dass dieses Projekt unter der Bevormundung und leichten Lenkung eines Erwachsenen (des Herausgebers) durchgeführt wird.  Daran zeigt sich nur, wie unglücklich die Startbedingungen für die Entwicklung eines eigenen Klassenbewusstseins bisher gewesen sind.

Erhebt sich die Frage, welches Kommunikationsmedium am besten geeignet ist.  Audiovisuell? Sendezeiten der Fernsehanstalten, unterstützt von Geldern des Gesundheitsministeriums (Titel: DAK – Dienst am Kleinen)? Liegt jedoch in weiter Ferne.  Widerstände in weiten Kreisen der Bevölkerung: Gesetzgeber, ausführende “Organe”, alle Entscheidungsgremien ausschließlich von Erwachsenen besetzt.

Audiovisuelle Medien ohnehin nicht optimal für die Mitteilungen eines Kleinkindes.  Eher geeignet: eine Kombination von audiovisuellen mit olfaktorischen und taktilen Wahrnehmungen, mit besonderer Betonung (Betonung!) der olfaktorischen Komponente. Die Stagnation in der technischen Entwicklung der Riechmedien zeigt, dass wir in einer Welt leben, die ausschließlich von Erwachsenen für Erwachsene eingerichtet wurde. Nur extreme Unmutsäußerungen wurden bisher in Geruchsignalen ausgedrückt. Mithin existiert in unserer Gesellschaft nur dann eine alle Alterstufen umfassende Verständigung, wenn sie sich in höchster Aufruhr befindet.

Für unser Projekt könnte man an bunte, riechende Knetklumpen denken, die beim Zusammendrücken quietschen. Alle vier Wahrnehmungskomponenten könnten von jedem Empfänger verändert werden, und damit entstünde ein alternatives Interkommunikationsnetz, das, einmal in Gang gesetzt durch den Herausgeber (Anm. des Herausgebers), völlig ohne privilegierte Teilnehmer auskommen könnte.

Keine Frage, dass ein solches Unterfangen weder gefördert noch geduldet würde, da es mit Wahrnehmungsinhalten operiert, die sich der staatlichen Kontrolle ihrem Wesen nach entziehen.

Das Buch als Träger der Kleinkindkommunikation – eine Notlösung, erfordert es doch eine Kooperation zwischen dem Kleinkind und seinen ärgsten Kontrahenten, den Eltern.  Nichtsdestoweniger, ein mutiger kleiner Schritt (des Herausgebers) in die richtige Richtung.


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