Jayne-Ann Igel: Landzungenweise
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						Jayne-Ann Igel:
Landzungenweise* [kleiner Exkurs
						
						wir reden landschaftlich,
						in der bäckerei wie in jedem anderen laden, der nicht 
touristisch, die zungen
						gehen dahin und mit ihnen die begriffe, an die man sich hält 
und die in einem
						selbst eine wandlung erfahren. Ob sächsisch, sorbisch, schwäbisch, 
pfälzisch,
						rätoromanisch, der klang macht etwas daraus und formt die landschaften, 
wie wir
						sie wahrnehmen. Wir lassen die zunge hinaus und betreten neuland, immer 
ist es
						neuland, ganz gleich, ob es beackert, bebaut oder verdorben, umfriedet, 
gesäumt
						– es soll territorien geben, im schatten des hauses, die du noch nie 
aufgesucht. Die zungen sprechen: erosion, aerosole, licht, wasser, trockenheit,
						vom 
untragbaren bis zum unerträglichen, hier, wir streben immer nur fort, aus
						den 
gründen, mit jedem zungenschlag, von dem wir elektrisiert. Gehst durch die 
landschaften und erinnerst dich an deren beschreibung, erzählung, an worte, die
						von 
gestern, an den nießnutzer- und inbesitznehmerblick, habenichts von allem –
* inspiriert vom Titel
						„Landzungen“ des Festival »Und seitab liegt die Stadt«: 
Landschaft, Tag 1 (LCB
						Berlin, April 2021)
						
						 
 
