Jan Kuhlbrodt: Marx
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Madam Tussauds Wien
Jan Kuhlbrodt
M a r x
wenn ich in den siebzigern meine schule betrat (die
allgemeinbildende polytechnische oberschule alexander matrossow in
karl-marx-stadt) begrüßte mich folgendes leninzitat. (es war mit silbernen
pappbuchstaben auf die wand hinter dem eingang geklebt): DIE LEHRE VON MARX IST
ALLMÄCHTIG; WEIL SIE WAHR IST. Also denn prost und schöne maifeiertage.
das eigentliche (eine erzählung)
beim friseur, übrigens, ließ sich marx nur die spitzen
schneiden,
obwohl engels ihm auch einen messerformschnitt
und eine rasur spendiert hätte. in diesem punkt schließlich
war er konsequent. außerdem hatte er eine heidenangst vor der
brennschere.
die besten ideen aber, sagte marx, habe er nicht
in der bibliothek
gehabt, das sei ein mythos,
sondern in einer londoner squashhalle, als er
auf einen brauchbaren gegner wartete. engels
sei beim squash, obwohl er die gebühr übernahm,
echt eine flasche gewesen. und weitling? naja,
das könne man sich selbst denken
und es brachte marx fast um den verstand,
dass engels mit den fingerknöcheln knacken konnte,
er selbst aber nicht. auch hoffte er inständig,
dass weder weitling noch lasalle diese kunst
beherrschten. im grunde wisse er genau,
dass auch sie das nicht konnten.
sein eigentliches problem aber, sei es,
einen guten fernschachpartner zu finden.
nicht einmal
weydemeyer tauge in dieser sache.
und weydemeyer sei doch nicht blöde.
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