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Jan Kuhlbrodt: Die Sürrealistische Revolution - Fanny Beznos

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Jan Kuhlbrodt

Fanny Beznos


Am 1.Oktober 1927 erschien eine Doppelnummer von  Die sürrealistische Revolution, Nr. 9/10.

Sie enthält eine ganze Reihe empfehlenswerter Texte der üblichen Sürrealistischen Ver-dächtigen wie dem bereits erwähnten Desnos, den gewiss unvermeidlichen Breton und Aragon und bildnerische Arbeiten von Max Ernst. Picasso, Man Ray und vielen anderen mehr.
Man könnte sagen, was Mann war und Rang und Namen hatte, ist in diesem Heft vorhanden. Ein Feuerwerk der Männlichkeit. Auf dem Cover eine an einen Automaten erinnernde Sekretärin mit Stift und ohne Beine an einem Schreibpult. Automatisches Schreiben – Der Titel des Heftes. Im Innern neben den am Titel orientierten Texten ein sehr instruktiver Essay von André Breton: Der Sürrealismus und die Malerei. Im Grunde eine Eloge auf Max Ernst.

Die wichtigste Entdeckung für mich aber war ein Gedicht. Es fand sich neben denen von Éluard und Queneau und ist von Fanny Beznos, der einzigen Autorin, auf die ich bisher bei der Lektüre gestoßen bin.

Das titellose Gedicht beginnt mit:

I
Ich laufe, Rückenwind mich lenkend,
Wohin? … weiß ich nicht.
Ich lache, weine, schaue denkend.
Warum? Weiß ich nicht!

Dann schließt sich eine durchaus wütende Aristoteleskritik an.

Beznos ist 1907 in Bessarabien im Russischen Reich geboren, siedelte mit ihren Eltern nach Paris über. Als junge Frau wurde sie zur Kommunistin, und während der Besatzung Frankreichs durch deutsche Truppen verhaftet und am 24 Oktober 1942 in Auschwitz ermordet.

Die deutschen Quellen zu Beznos fließen spärlich. Umso dankbarer bin ich, ihren Namen im Zeitschriftenprojekt gefunden zu haben. In ihrem hier abgedruckten Gedicht verknüpft sie Feminismus und Klassekampf.


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