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Jan Kuhlbrodt: Die Sürrealistische Revolution - Das Heft zum Sürrealismus von „Kultur und Gespenster“

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Jan Kuhlbrodt

Das Heft zum Sürrealismus von „Kultur und Gespenster“.


Am 4. November 1990 fand in den Hamburger Kammerspielen eine Veranstaltung statt, in der Heiner Müller Texte Walter Benjamins las. Die Veranstaltung hieß: „Den Pessimismus organisieren“.
https://www.youtube.com/watch?v=a_hDA3YERAo

Der Titel der Veranstaltung entstammt einem Text Walter Benjamins, der nun eine Art Vorwort zur neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Kultur und Gespenster“ hergibt. Diese Ausgabe erscheint flankierend zum Projekt der Übersetzungen des Sürrealismus, die gerade im Textem Verlag erschienen ist. Das Ü in Sürrealismus geht übrigens auch auf Benjamin zurück. Der Text trägt den Titel „Der Sürrealismus – Die letzte Momentaufnahme der europäischen Intelligenz“ und ist 1929 entstanden. Darin: „Den Pessimismus organisieren heißt nämlich nichts anderes als die moralische Metapher aus der Politik herausbefördern und im Raum des politischen Handelns den hundertprozentigen Bildraum entdecken.“

Benjamin feiert den Sürrealsmus in diesem Text auf geradezu Benjaminsche Art. Er sieht darin einen waghalsigen Tanz auf dem Hochseil ohne Fangnetz.

Dem steht die in einem Text von Michel Surya referierte Position Batailles Gegenüber: „Denn ihn interessiert einzig und allein das Sakrale, das er wie Friedrich Nietzsche – der einzige Nietzsche, der zählt, nicht der faschistisch verfälschte Nietzsche – niemals anders denn als Umkehrung interpretiert und dargestellt hat.“

Übersetzt wurde der Text Suryas von Tim Trzaskalik, der auch an der Übersetzung der Texte der Zeitschriften-Konvoluts beteiligt war und in dieser Ausgabe mit einem längeren Gedicht präsent ist.

Der Überzahl männlicher Autoren setzt diese neue Sürrealismusnummer von „Kultur und Gespenster“ eine Zahl zeitgenössischer bildender Künstlerinnen entgegen, die sich als regelrechte Erbinnen der Strömung beweisen. Ausbruch aus Konventionen und grimmiger Humor. Vor allem in der Serie mit Arbeiten von Katharina Duve, Franziska Glozer und Anna Lena Grau. Aber auch die anderen - großartig!


Mit Texten von Unda Hörner, Milena Adam, Thomas Hauschild, Toby Kamps, William N. Copley, Bernd Schwibs, Carl Einstein, Elisabeth Lenk, Rita Bischof, Tim Trazkalik, Sebastian Baden u.v.a. (= Noémi Barbaglia, Suse Bauer, Jennifer Bennett, Leif Bennett, Smilla Bennett, Yvonne Bennett, Fernando de Brito, Nele Budelmann, Molly Ciupke-Bundermann, Carola Deye, Dina, Katharina Duve, Malika Eimann, Benedikt Eimann, Tarik Eimann, Wiebke Elzel, Lutz Ellerbrock, Frederike Feldmann, Franziska Glozer, David Gründer, Anna Grath, Markus Grath, Anna Lena Grau, Catherine Guillabert, Marie Haffke, Tilmann Haffke, Toni Haffke, Jessica Halm, Sophia Henn, Gregor Hiersemann, Olga Hohmann, Kas Hovelings, Remy Hunter, Florian Hüttner, Sojon Jung, Yannik Kampmeyer, Edith Kollath, Jascha Kretschmann, Nina Kuttler, Clara Lena Langenbach, Elias Langermann, Harriet Dohmeyer, Luzie Paloma Loytved, Julius Loytved, Julia Löffeler, Fabian Fabien Lübke, David Karl Max, Dirk Meinzer, Manon Cosima Nagy, Franziska Nast, Serge Neukamp, Nounnou Oumarou Ousmane, Monica Pantel, Renaud Regnery, Christian Rothmaler, Felix Thiele, Regine Steenbock, Jenny Schäfer, Anna-Lena Wenzel, Anne Vagt, Finn Viehoff) sowie zahllosen Cadavres Exquis von Künstlerinnen, Kuratorinnen und normalen Menschen.
 
Übersetzer:innen: Kay Heymer, Tim Trzaskalikm Mitarbeiter:innen: Björn Hartwig, Stefan Moos, Frederike Niebuhr, Celine Preuß, Sebastian Reuss

Kultur & Gespenster: Sürrealismus. Hg. Nora Sdun, Gustav Mechlenburg, Christoph Steinegger. Hamburg ( Textem Verlag, Kultur und Gespenster, Bd. 22) 350 Seiten. 18,00 Euro


 
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