Jan Causa: der atem der apokalypse
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								Jan Causa
der
						atem der apokalypse
						
						1
						
						der
						atem der apokalypse 
						
						das
						schnauben das scharren das wiehern 
						
						aus
						dem schwarzen becken der nacht 
						
						die
						roten weißen scharlachroten funken
						
						stiebenden
						schwarzen hufe
						
						 
						   ein aus sich rollender vorgang
						
						2
						
						die
						grünen roten pechschwarzen hufe 
						
						das
						hecheln das röcheln das blecken 
						
						sie
						bilden einen leib mit der lüge 
						
						die
						roten schwarzen karmesinroten vorhänge 
						
						der
						nacht das aufsperren der augen des feuers
						
						 
						   du fliehst vor dem feuer
						
						 
						   doch es lässt dich nicht entkommen
						
						 
						   es sieht dich durch mich
						
						 
						   du bist von dir selbst getrennt 
						
						 
						   du vermagst nichts mehr 
						
						3
						
						die
						blauen schatten die roten 
						
						herde der
						büsche die heroischen rosen
						
						 
						   sieh den hunger & die lüsternheit des feuers    
						
						die hufe pflanzen sich ein in den
						purpurnen 
						
						gängen der nacht gründen sich 
						
						ihre pfahlwurzeln pflanzen sich ein
						
						
						pfähle gründen sich wurzel
						
						meere
						gewinnen raum & gründen sich 
						
						4
						
						die
						mähne des gelben blauen inkarnatroten feuers
						
						das
						sich um die säulen der bäume legt
						
						manchmal
						hat es einen schatten feierliches dann 
						
						wieder
						etwas nicht überbietbares & abstruses 
						
						der atem die seufzer das
						stöhnen 
						
						der geschundenen erde die sich
						krümmt 
						
						die stirn die schläfen die adern
						der erde
						
						die
						lippen das maul die zunge der apokalypse  
						
						 
						   im libellenauge scharlach & koralle
						
						5
						
						die
						ruinen speien 
						
						rauch
						& wut gegen den himmel
						
						 
						   darüber hinaus können sie nicht
						
						 
						   über dem höhnischen lächeln des feuers 
						
						 
						   der tanz der libellen
						
						der
						>angelus novus*< 
						
						starrt
						mit seinen von trauer & entsetzen 
						
						tiefschwarzen
						augen auf etwas 
						
						außerhalb
						des bildraums 
						
						als
						wolle er etwas entfernen
						
						zerschlagenes
						zusammenfügen
						
						&
						der frieden steigt langsam herab 
						
						wie eine papierschwalbe
						
						*Angelus
						Novus gilt als
						eines der frühen Bilder in der von Paul Klee geschaffenen Motivgruppe von
						Engeln. Ihre Ausführung wird beschrieben als stenogrammartige
						Zeichenschrift mit der Wirkung einer sprudelnden, unbekümmerten Heiterkeit, in
						der der Witz über das Leid gesiegt hat. Der Titel Angelus Novus wurde von
						Walter Benjamin als Neuer Engel übersetzt. Eine besondere Hervorhebung erfuhr
						die Gestalt in dem Text "Über den Begriff der Geschichte", in dessen
						IX. These Benjamin sie als Engel der Geschichte beschreibt.
						
						 
 
