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Irena Habalik: Das Gedicht entsteht

Gedichte > Lyrik heute

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Irena Habalik

Das Gedicht entsteht


Das Gedicht entsteht, wenn die Fäulnis einer Quitte
am Daumen klebt, weil ein Schwarm
von Schwalbenbuchstaben am Horizont taumelt

Das Gedicht streckt die Fühler aus, will Wolkenfänger sein
fällt auf die Nase, fällt ins Heimatlose
Es ist noch kein Sommergedicht, wenn die Gabelfinger
heiße Scheiben in den Mund schieben

Ändert das Gedichtfresko die Farben - es ist Zeit, ja du weißt
Bescheid. Wo Verse entstehen, dort fallen die Späne
Manchmal erhebt sich ein besserer Vers aus dem Loch der Welt
Ist er schon ein Weltverbesserer?

Einem Vers ist der Verfasser ein Dorn im Auge, er schwärmt:
grüne Worte auf einer welken Haut zurückzulassen
Mancher Vers rauscht, will Geschichte machen, macht sich schön
wird angehimmelt, dann zum Ramsch befördert
Ist das so, nein, das Gedicht rappelt sich auf und geht durchs Land


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