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Interview mit Anatoly Kudryavitsky

Dialoge
V.l.n.r. Cover SurVision issue 1,
der Herausgeber,
Cover SurVision issue 2


INTERVIEW
mit Anatoly Kudryavitsky

von Cornelia Hülmbauer und Timo Brandt

Auf Signaturen-Magazin.de werden jüngst Übersetzungen von Gedichten veröffentlicht, deren Originale in der ersten Ausgabe von SurVision erschienen – dem Online Magazine für surrealistische Dichtung, das du herausgibst. Was bewog dich zur Gründung des Magazins?
 
Im Jahr 2004 erschien die letzte Ausgabe von Exquisite Corpse, einer herausragenden Zeitschrift für surrealistische Literatur, die seit 1983 in Louisiana (USA) von Andrei Codrescu und Laura Rosenthal herausgegeben worden war. Dadurch entstand eine Lücke, die es zu füllen galt. Ich empfinde SurVision als eine Plattform für kreativen Austausch zwischen surrealistisch ausgerichteten Dichter*innen aus der ganzen Welt. SurVision zielt jedenfalls auf größtmögliche Internationalität ab.
 

Auf welchen Wegen fanden sich die Autor*innen für SurVision #1? Du wohnst in Irland, das Magazin beinhaltet Texte irischer wie auch internationaler Autor*innen - wie ist das Verhältnis in der ersten Ausgabe? Sind auch Nichtmuttersprachler*innen darunter?

Viele der Dichter*innen der ersten Ausgabe wurden eingeladen, sich zu beteiligen. Einige andere wurden von Dichterfreunden empfohlen, und der Rest des publizierten Materials kam aus freien Einsendungen. In Ausgabe #2 hingegen erreichten uns nahezu alle Gedichte als freie Einsendungen. Lediglich zwei der 34 Dichter*innen, die zu unserer Debütausgabe beitragen haben, sind aus Irland. Der Rest kommt aus Australien, England, Kanada, Rumänien, Schottland, der Ukraine und den USA. Seither bemühe ich mich darum, mehr irische Dichter*innen für SurVision zu gewinnen und habe bereits neun irische Beiträge für unsere Ausgabe #2 gesammelt, sowie Gedichte von amerikanischen, australischen, bulgarischen, georgischen, kanadischen, kosovarischen und puertoricanischen Autor*innen. Einige von ihnen schreiben natürlich in anderen Sprachen als Englisch und wir veröffentlichen ihre Texte als Übersetzungen.
 

Nach welchen Gesichtspunkten triffst du die Auswahl der Texte für SurVision? Was macht für dich ein gutes surrealistisches Gedicht aus? Und was verstehst du grundsätzlich unter dem Begriff 'surrealistisch'?
 
Als Herausgeber habe ich eine eklektische Haltung, und so ist SurVision bestrebt, die besten und aufregendsten surrealistischen Gedichte zu veröffentlichen, die derzeit in den verschiedenen Strömungen und Schulen entstehen. Surrealismus wird traditionellerweise als eine Bewegung begriffen, in welcher das Unbewusste durch eine fantastische Bildsprache und scheinbar unplausible inhaltliche Gegenüberstellungen zum Ausdruck gebracht wird. Bei SurVision werden sowohl sprachliche als auch poetologische Elaboriertheit geschätzt, wohingegen Gedichte, die die Sinnebene nicht ausreichend bedienen, eher schlechte Karten haben. Wir haben eine Schwäche für poetische Experimente, finden allerdings, dass diese auch aufgehen müssen, um zu publizierbaren Texten zu führen. Unsere Leser*innen werden feststellen, dass wir Gedichte bevorzugen, die eigenständige visuelle Bildwelten kreieren, und um ihretwillen abstrakte surrealistische Texte eher vernachlässigen. Hie und da veröffentlichen wir auch Prosagedichte sowie dem Surrealismus nahestehende visuelle Poesie.
 
 
Was sind die Pläne für Ausgabe #2? Was schwebt dir in Zukunft für das Magazin vor?
 
Unsere zweite Ausgabe ist so gut wie fertig, und geht, wenn alles nach Plan läuft, Anfang Januar 2018 online. Bisher haben wir, genauso wie in Ausgabe #1, 34 Beiträge zusammen. Die Frist für Einsendungen ist allerdings noch nicht verstrichen, das heißt, es könnten noch einige gute Gedichte dazu kommen. SurVision erscheint zweimal pro Jahr. Die dritte Ausgabe ist also für Ende Juni 2018 geplant.


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