Hans Thill: Der Krieg der Zimmer in meinem Haus
Der Krieg der Zimmer in meinem Haus
1
Ich liege neben meinem Körper,
der sich übt in Schlaflosigkeit.
Er ist ein leuchtendes Boot, seine Organe
verschwinden, indem sie die Form
des Lichts annehmen
2
das in idealen Locken zum Fenster
hinausfliegt. Meine Extremitäten
sind steif wie eine Anhängerkupplung,
es geht rückwärts aus der Kammer
des Schlafs in den Raum
3
der Erholung nach dem Schlaf.
Ich habe Lots Frau zu meinen Diensten,
die mir die Richtung weist
4
Ich habe meine Organe verloren,
ich betrete mein Haus im Krieg
des Lichts, das alle Gegenstände
vertreibt. Ich gehe von der Kammer
der Vorläufigkeit ins Zimmer
5
der Schrift und dann ins Zimmer
der Entropie. Ubu versucht jetzt zu
schlafen. Der Schrein der letzten
Worte, der Sager
6
mit Schultern wie ein Mädchenbrot.
Den Krieg habe ich mir selber
zusammengesucht. Ich nenne
mich Rest von etwas und schreibe
das auf ein T-Shirt
7
Ich kann nicht leben ohne T.
Ich betrachte es wie ein Insekt,
Zikade oder Kakerlake.
Kein T ohne
8
durchsichtige Flügel. Mein Körper
sieht feindliche Flieger,
gefiederte Heuschrecken,
Hubschrauber usw.
9
Pferde meiner Nächte, Tanz
geölter Krieger, holy spirit army
10
Antonius mit dem Schwein unterm Rock,
der junge Anacharsis
Hans Thill: Ratgeber für Zeugleute. Gedichte. Berlin / Rettenegg (Brueterich Press) 2015 (erscheint im März).