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Giacomo Leopardi: Das Unbeendete

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L’INFINITO


Sempre caro mi fu quest'ermo colle,
e questa siepe, che da tanta parte
dell'ultimo orizzonte il guardo esclude.
Ma sedendo e mirando, interminati
spazi di là da quella, e sovrumani
silenzi, e profondissima quiete
io nel pensier mi fingo; ove per poco
il cor non si spaura.      E come il vento
odo stormir tra queste piante, io quello
infinito silenzio a questa voce
vo comparando: e mi sovvien l'eterno,
e le morte stagioni, e la presente
e viva, e il suon di lei. Così tra questa
immensità s'annega il pensier mio:
e il naufragar m'è dolce in questo mare.

Canto XII, Recanati 1819


DAS UNBEENDETE

Seit jeher hänge ich an dieser Höhe
und dieser Hecke, die mir Horizonte
verstellt und vorenthält zu großen Teilen.
Doch setz ich mich und sinne, steht dahinter
die Unabsehbarkeit der weiten Räume
und Schweigen, jedem Menschenmaß enthoben,
und tiefste Ruhe, wo das Herz beinahe
nicht mehr so bangt.    Und lausche ich dem Winde,
er stürmt durchs Laub, dann stell ich dieser Stimme
das grenzenlose Schweigen dort entgegen,
und Ewiges ist in mir, Jahreszeiten,
so tote wie lebendige, und Klingen,
wie es in beiden schwingt.  Und ich ertränke
in dieser Unermeßlichkeit mein Denken,
und Scheitern ist mir süß in diesem Meere.

                           

GP 2011 / 2021


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