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Georg Stiernhielm: Zwei Gedichte, übersetzt von Matthias Friedrich

Montags=Text


Georg Stiernhielm:

Zwei Gedichte
übersetzt von Matthias Friedrich


EMBLEMA AUTHORIS. (1644)
Seidenspinner, mit Flügeln versehen, seinem gewebten Ei entschlüpfend.

Auf dem Blatt lebt dieses hässliche Wesen und stirbt einträglich
Im Kokon, um sodann reizvoller herauszutreten.


Kling-Gedicht
Über das Sinnbild des Verfassers,
Einen Seidenwurm

Sei still, mein Geist: Du musst dich sacht besinnen,

Was dies wohl sein mag! Du siehst hier eine Figur,
Den armen, nackten Leib, den Wurm, die Kreatur,

Die keine Form besitzt; hieran ist nichts zu finden,
Was dein Aug sehen mag. Doch halt: Es liegt darinnen

Mehr als sich denken ließe, nützlich, edel, pur
Verblüffend, eine eigne, göttliche Natur.

Ein Wurm, der Blätter frisst, Geschick in Seidenspinnen
Erkennen lässt; sein Werk, sein Weben sind die Seiten.

Das Blatt macht er zum Glanzstück, bis er, dünn und klein,
Verwickelt ins Gewebe, stirbt, so kurz sein Leben.

Doch sag! Hieraus steigt munter auf, im Lauf der Zeiten,

Ein neues Tier, die Flügel schillernd, zart und fein.
Ein süßes Licht/wird seine Seele/bald beleben.


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Aus: Überschriften (1658)
An den Mond, den ein Hund anbellt.



Schweigend kreist der Mond umher, beachtet kein Hundebellen:
So tut es ein redlicher Mann, der rechtschaffen in Stille lebt.
Er verlacht das Spötter-Spötteln; das böse Züngeln verachtet er.


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Georg Stiernhielm - geboren am 7. August 1598 in Vika, Dalarna, Schweden, gestorben am 22. April 1672 in Stockholm - war ein schwedischer Dichter, Jurist, Sprachforscher und Mathematiker. Er wird als „Vater der schwedischen Dichtkunst“ bezeichnet, weil er versuchte, eine schwedische Dichtung zu begründen, indem er antike Versmaße ins Schwedische übertrug. An die Stelle von langen und kurzen Silben setzte er eine Abfolge von betonten und unbetonten Silben.

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