Galvano della Volpe: Logik als historische Wissenschaft
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Jan Kuhlbrodt
Galvano della Volpe: Logik als
historische Wissenschaft. Herausgegeben und übersetzt von Alfred J. Noll.
Hamburg (Felix Meiner Verlag) 2024. 568 Seiten. 78,00 Euro.
Notiz zu
Galvano Della Volpe
„Logik als historische Wissenschaft
Fast kann man es als trotzige
Gegenreaktion zum Versuch der Vereinnahmung Hegels durch die Analytische
Philosophie betrachten, als geschichtsphilosophischen Gegenentwurf wenn man so
will. Aber auch als Abwehr einer Engels‘schen simplifizierenden Verallgemeinerung
der Dialektik.
Legt man es neben die jüngeren
Bücher von Stekeler oder Brandom, scheint es sich zugleich zu verjüngen, denn
die Erstveröffentlichung des italienischen Textes liegt über ein halbes
Jahrhundert zurück.
Insofern ist es eher Reaktion auf
den italienischen Hegelianismus Croces und vielleicht auch dem politischen
Marxismus Gramscis.
Della Volpe lebte von 1898 bis 1968
und lehrte Philosophie-geschichte in Messina, und er galt als herausragender
Ver-treter der italienischen marxistischen Philosophie.
Dem geht Alfred J. Noll, der
Übersetzer und Herausgeber des Werkes, ein österreichischer
Rechtswissenschaftler, in seiner Einleitung ausführlich nach.
Während nun im orthodoxen Marxismus
Marx letztlich als Abkömmling Hegels behandelt wurde, der Hegel vom Kopf auf
die Füße gestellt habe, behandelt Della Volpe Hegel eher als – wenn auch
Höhepunkt so doch – mit den Makeln des deutschen Idealismus behaftet, die sich
wie Erbkrankheiten von Leibniz bis eben zu Kant und Hegel gleichsam
fortpflanzen, und immer wieder in ihrer platonischen Wucht an der Erkenntnis
des historisch Konkreten scheitern.

Eine Überwindung im hegelschen
dialektischen Sinn wäre für Della Volpe also nicht aus-reichend, und er sieht
sie in Marx‘ Hinwendung zum geschichtlichen Prozess realisiert.
Interessant ist weiterhin, dass
Della Volpe in diesem Buch eine materialistische Geschichte des deutschen
philosophischen Idealismus seit Leibniz gewissermaßen unter der Hand
mit-liefert.