Gabriel Wolkenfeld: Jaffa I
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Gabriel Wolkenfeld
Jaffa
I
Großmutter
Ada lud den Jüngsten bei den arabischen
Müttern
in Jaffa ab: Die kochten in großen Kesseln
Bohnengerichte
und buken Fladen. Für ein paar Schekel
aß
er sich satt: Onkel Semjon wurde groß und stark. Groß
und
stark waren auch die Frauen, die er begehrte: Mit
flinken
Fingern schneiderte Ljuba schwindsüchtigen
Porzellanpuppen
Kleider. Sie selbst brachte einen Zentner
auf
die Waage. Ofra arbeitete in einer Bäckerei. Sie roch,
selbst
wenn sie der Mikwe entstieg, nach Vanille. Mit
den
Jahren, mehr und mehr, glich sie den quarkgefüllten
Schönheiten,
die sie fabrizierte. Malka, auch sie ein Berg
von
einer Frau, war bekannt für ihre tiefen Gedanken.
Einige
stiegen als Tauben aus ihrem Mund auf. Andere
plumpsten
als Edelsteine heraus. Aus dem ganzen Land
reisten
Menschen an, um zu bestaunen, Äffchen aus
Schokolade,
Ziegelsteine aus Seifenblasen, Sandoasen.
Aus Gabriel Wolkenfeld: Sandoasen. Gedichte – Israelisches Album. Berlin (Verlag der 9 Reiche – Steffen Marciniak) 2021. 32 Seiten. 9,00 Euro.