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Frank Milautzcki: Doina de Jale

Gedichte > Gedichte der Woche
Frank Milautzcki

Doina de Jale¹


Es gibt kein Manual für das Tragen von Pelzlumpen.
Eine Doina gehört in die Stille, die Einsamkeit des Keims, man beginnt
wie man ein Blatt vom Boden aufhebt, eine Geschichte,
mit einem hellen klagenden Ton, den man denkt und den man ausdehnt,
damit ein Arrangement ihn treffe im Atem der Lippen, dort wo man fühlt,
die Landschaft ist also eine Landschaft

mehr. Was du tust, ist, was du hörst, langsam wird
Plötzlichkeit greifbar und man findet sich doch
in einer zerklüfteten Felslandschaft wieder: Der Fluss
rauscht an der schmalen Straße vorbei, seine graugrünen
Wasser graben Fenster und Tore ins Gestein, Schleusen, schroffe
Bergwände verengen den Weg der Luft, traurig

versteppt sie an den Hängen. Lumina. Stein-
brocken sind aus den schrägen Fressen in den Fluss geknallt,
sie zerren weiße Sprudel aus der schmutzigen Nässe, als zöge
man Tücher mit roher Gewalt heraus aus dem Fluß.
Sohodol. Die Haut der Töne wird kaum spröde
unter diesem Jetzt. Es möchte kein Ende sein. Es
möchte nicht aufhören und nicht zum Ende hin

Tagwerk bei den Ziegen. Es ist wie das Fragen, solange es
nichts weiß. Land schafft. Es hört auf mit der Frage, die weiß.
Wie kann man wissen. Nur gerne atmen. Scheiße am Arsch
haben und Pimpernelle, die kitzelt. Gerne ein Witz, die Figur
für Amusement, eingewickelt im Schweiß der Mittagshitze,
bei den Mücken und neben dem Stein, simpli, triști, steinig.



¹    Es gab eine Phonothek in der Klinik und ich mixte
     mir dort eine Kassette, die versuchte aus
     dem vorgefundenen Mainstream Brauchbares
     zu destillieren, etwas, das man im Walkman an sich heran
     lassen konnte, wie die Stones und ihr Paint it black
     eine orangefarbene C60, Begleiterin im Atem des
     Kiefernwaldes, Terpene fernab aller Freunde,
     Morricone und Zamfir, die plötzlich mehr wahr wurden
     als je gewollt, peinliches Ich, das sich zeigt, sandiger Trab
     Doina, das heißt: Etwas bläst in das Schilfrohr, das weiß
     wo ein Mensch wohnt.


In Frank Milautzcki: verzargen. ein hölzernes alphabet. Frankfurt a.M. (Gutleut Verlag) 2022. 104 Seiten. 28,00 Euro.
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