Felix Reinhuber: unter riesen-klippen
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Felix Reinhuber
unter riesen
-klippen, immer variiert, immer ähnlich
die leiterlosen, himmelhohen regale
der erdenbibliothek. schichten von sammlung
zeit, abhärtung. austerngleichem
ausgesetztsein
ein krebspanzer, ein schnabel
der heraussticht
aus schneller verwesendem
bei abebbender flut
nach funden suchen
im sand
auf- und ablesen, was vorher war, was
nachher wieder wird, verwässerte palimpseste
und salzmumien, wassergräser wie
aufgelöste titel, lettern, loseste werke
immer unter den schützenden, spendenden
drohenden schatten
über so lange geschliffenen
sachen hin und her wälzen
in kopfgrotten
in übermut und unterwerfung, im
bewusstsein von eigenem
geringem
im wissen, gespalten
in fußabdrücken alter, schwerer wesen
die nicht mehr leben
und nie mehr, oder fern, sterben
rück- und vorwärts zu gehen
immer mit latenter angst
vor einem abbruch
Felix Reinhuber, *1990 in Herrenberg. Aufgewachsen in Tübingen und Tuttlingen. Studium der Anglistik und Germanistik und Lehramts-Referendariat in Freiburg. Ein-jährige Auslandsaufenthalte in Washington D.C. und in Durham, UK. Ab Januar 2022 für mehrere Monate Writer-in-Residence an der Cité Internationale des Arts in Paris, gefördert durch ein Stipendium von Atelier Mondial, danach bis Ende 2023 unabhängig in Paris. Lebt heute in Berlin und Stuttgart.
Zweimaliger Finalist für Lyrik beim Open Mike in Berlin (2020 und 2022). Stipendiat für Literatur der Kunststiftung Baden-Württemberg (2024). Zurzeit an einem ersten Gedichtband mit dem Arbeitstitel schatten-impulse und an einem Roman über Rilkes Anfangszeit in Paris mit dem Arbeitstitel Orpheus im Steinbruch.
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