Fedor Pellmann & Ulf Großmann: Unzuweisbarkeiten
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Fedor Pellmann & Ulf Großmann
Am 30. November 2025 das Jubiläumsfest der Münchner Kooperationen, diesmal im Pathos Theater.
Erinnerung: letztes Jahr brachen wir ab, mit dem ersten Teil von „Nach den Chiffren“. Daraus wurde „Unzuweisbarkeiten“. Unser letzter Vers: „Wir sind weiter als die Chiffren gekommen.“
Unzuweisbarkeiten
(Großmann rot
Pellmann blau)
Aber: Habe ich unsere Möbel verlassen?
Wir machen bei Regengeräuschen weiter,
wenn wir betroffen sind,
wir tendieren dann zum schonungslosen Beschuss.
Ich sitze unterm Himmel und kalkuliere,
die Übersprungshandlungen. Davon lebe ich,
was dabei auch abfällt. Einer bleibt immer
liegen. In ausgedachtem Verhalten
steigen wir mit Werkzeug an Land.
Dies ist ein Anfang.
steigen wir mit Werkzeug an Land.
Dies ist ein Anfang.
Ein Austragungsort.
Wenn alles im Wasser versinkt,
dann werden selbst Petroleumlampen obsolet.
Wie sollten Kriege geführt werden,
schon jetzt wurden die Löwen getötet,
die Zoos taugen nicht mehr zum Jagen,
in zwei Jahren schmilzt wahrscheinlich der erste Sand,
wir erinnern die Ereignisse schon voraus
Niagarafälle und Anfänge,
singulär.
Bohrungen, da sind (…) Sphären!
Scheint alles fensterlos.
In allen Zimmern gibt es keine Pläne.
Dazwischen Davongelaufene,
verrichten (…) Schatten im Grenzland,
Bewegungen bis an die Ränder
Unfrisierter. Landschaften - dichter - Wandvertäfelungen
Memo an mich: Träume nicht zu viel. Die Liebe ist manchmal nur ein Stern. Beobachte den Himmel!
Ich habe mich schlafend angetroffen,
Fleisch aus den Armen pellend ...
mich so zu sehen, auf Kissen aus Holz,
in ein Regal mit engen Wänden eingeordnet,
mit chemischem Geruch, als wäre das Ende nah,
die Fabrik war am Vorabend niedergebrannt,
haben mir Falken erzählt.
Güterzüge verwuchern.
Einsam liegt das Metall in der Welt. Am Rande, ahnend, Mandelgeruch, kehrt man in kühle Bahnhöfe zurück, in denen man als Kind auf die Gäste wartete, verliebt und verwundert.
Es war beeindruckend.
Die Liebesszenen sind alt.
Die Paare verlassen die Freunde und bleiben den Rest der Nacht für sich.
Wir kümmern uns um türkische Brunnen,
die Zinkeimer an der Leine.
Dort warten wir. Dass Eimer, Leine und Steine mittags vom Schatten bedeckt werden.
Drohnen schwirren, während die Welt schläft
Blutlachen auf Beton erwarten Sieger
Werte sind wertlos
wie das Plüschtier im Teich.
So stehen wir wieder am Wasser, abgerissene Häfen.
Im Saft. Weit weg, wo früher gearbeitet wurde.
Geschichtete Reminiszenzen als Mutmaßung
in den Fugen das Goldwasser. Mein Zukunftsglaube,
alles, was nichts bringt.
Wir entscheiden die Fragen, nach dem Weltuntergang
sind die Funklöcher unverwendet und blass,
stumme Rückblicke.
Noch können wir reden, über Schatten,
abstrakte Engel an Endstationen,
auf jedem Regalbrett liegen Erinnerungen,
Fingernägel, als wäre es Muttererde
in den Büchern, wir lesen nur noch die Widmungen.
Identifikation an Brettspielen.
Deckung suchend Verknappung
in Röntgenaufnahmen unserer Vergangenheit,
den ganzen Brüchen der Biographen, unser
Lebenskonzept,
bitten wir seit gestern um Verzeihung.
Sehen auf die Straßenkatze über dem Feuer.
Das wars.
Memo an dich: Registriere was passiert. Die Wirklichkeit wird dich nicht zurücklassen. Nichts zurücklassen. Lass dich nicht abdrängen.
Die Nachrichten werden nicht besser.
Ein Schaf hat sieben Geiseln genommen,
die Realitätsepiphanie ist überwunden.
Die Straßen vergaßen bald Reifen und Abdrücke.
Es reicht, im August nur zu flimmern.
Verschwommen, wir müssen eigentlich nachmittags
weiter, doch alles steht herum. Ein Teenager versucht zu turnen und sucht das Wort für Fragestunden.
Ruderalpflanzen kommunizieren mit dem Schotter, dem Beton, der lastet unter uns, über uns, neben uns
steht einer mit Knarre.
Das Viertel ist seit Februar nicht sicher. Warte.
Wir sehen eine Predigt vom Fußabdruck, wir verschwinden. Hier mindert sich der Sauerstoff.
Ein letzter Vogel verschwindet heute auch: unsere Reptiliengesänge!
Wir gehen weiter in angeblich sichere Räume.
Auf den Treppen zu sein, trifft man sich
immer wieder, dort werfen die Schatten voraus, wenn
Gefahr in Verzug ist,
es hat sich durchgesetzt,
dass meine Stiefschwester Austern frisst,
um morgens Leinentücher zu nähen,
in der Zeit,
wird man Möbel umstellen
und anzünden müssen, im Korridor.
Wir bestehen aus bleichen Röhren,
die Füchse kommen nicht mehr zu den Tonnen,
wir sind so allein,
wir lassen nichts zurück,
wir fliehen nicht einmal mehr,
wir sind ganz Angriffsfläche geworden.
Rückzug zum Lechfeld kommt nicht in Frage,
der Teutoburger Wald ist gefällt,
nach Butscha führt kein Weg,
für Marathon sind wir zu schwach.
Systemfehler: CODE-000X-HUMAN.PRESERVE:
Fotografieren nicht vorhandene Souvenirs mit einem Blinzeln,
futtern aus nicht vorhandenen Popcornbechern,
um beiwohnen zu können,
im Scheinwerferlicht der Dämmerung
in Baulücken sammeln sich aufgegebene Möbel
vielleicht sollten wir uns auflösen…