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Elazar Benyoëtz: Es dunkelt wie mir scheint (Lesung)

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Elazar Benyoëtz

Es dunkelt wie mir scheint


Anlässlich seines 83. Geburtstags sollte am 24, März 2020 Elazar Benyoëtz‘ erste zweisprachige Poesie-Lesung, deutsch – hebräisch, in Jerusalem stattfinden, organisiert vom Leo Baeck Institute Jerusalem, zusammen mit dem Franz Rosenzweig Minerva Research Center for German-Jewish Literature and Cultural History at the Hebrew University, unter dem Titel: „Es dunkelt wie mir scheint—גם החושך מיטיב את הנרות” – doch musste die Veranstaltung aufgrund der sich aus-breitenden Covid-19 Pandemie abgesagt werden.

Rainer René Mueller, der vor ca. einem Jahr auch nach Jerusalem eingeladen war, um dort zu lesen, wies uns freundlicherweise darauf hin, dass Elazar Benyoëtz eine kleine Auswahl seiner deutschsprachigen und hebräischen Aphorismen ersatzweise auf Video aufgenommen hat und diese nun online zu sehen sind.

Elazar Benyoëtz, 1937 in der Wiener Neustadt geboren, ein israelischer Aphoristiker und Lyriker, der einjährig 1938 mit Eltern und Familie nach Palästina emigrieren konnte und mittlerweile ein Rabbinerexamen erworben hat, lebte in den 60er Jahren eine Zeit in Berlin (auf Empfehlung Martin Bubers), brachte dort das Bibliographia Judaica-Projekt auf den Weg und schreibt seitdem zunehmend auf Deutsch. Dennoch bleibt sein Zugang zu den Wörtern auch in der deutschen Sprache der eines rabbinischen Exegeten, sorgsam jeden Buchstaben, jede Silbe auf mitschwingende Bezüge abklopfend. Trotz seiner Entscheidung, die Aphorismen deutsch zu verfassen, liegen ihre Wurzeln weniger bei Lichtenberg, dem Vater des deutschen Aphorismus, als im Buch Kohelet und in der talmudischen Ethik. Seine Tradition ist also eine hebräische. (Und auch Lichtenberg schrieb bereits: ”Unter allen Übersetzungen meiner Werke, die man unternehmen wollte, erbitte ich mir ausdrücklich die hebräische.“)

Benyoëtz’s (zu Deutsch: „Sohn des Ratgebers“) hebräische Art, Aphorismen zu verfassen, ist gut dargelegt in seiner Autobiographie Aberwenndig, die – wenn auch in deutscher Sprache – nicht wie ein deutsches Buch gelesen werden kann, von links nach rechts, sondern wie ein hebräisches von rechts nach links.

Zuletzt erschien von ihm 2016 in Norpark Verlag „Das Kommende ist nicht in Eile“ (Zürcher Lesungen).


Text in Teilen nach Dr. Jan Kühne, Martin Buber Society of Fellows, Franz Rosenzweig Minerva Research Center.

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