drei - Frieda Alfred, Lisa Hasenbichler, Julia Hintermayer
Montags=Text

Es wächst die Zeit uns in Geschwüren zu.
Und alle, die da liegen, sind vergessen.
Blau blüht der Mohn am Silbenteich der Sprechenden.
Blüht Ruh.
Ein kleines Reich der Utopie,
in dem blassen, weiten Feld.
Geschwärzte Zungen, Lippen, Rachen,
malmen alles Korn zu Geld.
In kahler Revolte, blüht Ruh, blüht Ruh.
Wir, die wir so unsanft träumen,
sehen heimlich zu.
Lisa Hasenbichler
Ihre Farben sind ausgeblichen, ihre Sonne blendet
Sie sind nie alleine genug, um zu schreien
Sie schwimmen nicht, sie ertrinken
Der Kaffee schmeckt zu süß oder zu bitter
Sie sind angefressen, trotzdem knurrt ihr Magen
Sie sind zu klein für ihre Gefühle
Sie schreiten ohne Laut und wollen doch den größten Lärm machen
Mit jedem Wort sagen sie zu viel und treffen nicht die richtigen Töne
Niemals mutig genug, in der Warteschleife, zehn Stunden an der Kasse
Gefangen inmitten zu dummer Leute, wieder an einer roten Ampel
Mit Einstiegshilfe erklimmen sie den Range Rover,
Kinder spielen zu laut, du sprichst wieder zu leise
Ihr Humor ist eingerostet, man lacht aus Mitleid
Und geht schnell weg, jeder kennt sie
Wünscht ihnen Zucker und Liebe
Ist selbst zuweilen einer von ihnen
Frieda Alfred
hab meine Träume in Nachtfalten gelegt
hab ein Knöchelchen gebogen geknickt
im silbernen Band im Milchstraßenlicht
zum Gedenken an heute so leer und es bleibt
das Warten auf vollere Tage
hier: Deus ex Machina
die Sonne und die untergehende Sonne
die glühende Sonne du im Licht der glühenden
du im Licht dem roten Licht im roten Himmel
es fällt ein Tag aus den Wolken
Julia Hintermayer
In (Alexandra Bernhardt:) drei - hasenbichler, alfred, hintermayer.
Junge Lyrik aus Österreich. Wien (Edition Melos) 2022. 84 Seiten. 22,00 Euro.