Dinçer Güçyeter: in tausend Bildern sah ich dein Gesicht
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Dinçer Güçyeter:
in tausend Bildern sah
ich dein Gesicht
wie eine schneeweiße
Möwe bist du
an einer einsamen
Küste gelandet.
deine in Muttermilch
getränkte Haut
schlug mich wie eine
Welle
über mein Herz rann
Blut, du warst die Glut
die meine Wunde zugeküsst hat
die meine Wunde zugeküsst hat
in fruchtbarer
Gebärmutter der Nacht verschmolzen wir zu einer Zelle
hinter der Stadtgrenze
haben vor Wollust die Wälder gebrannt
in Ehrfurcht vor Liebe hat die heilige Schrift sich in die Hölle verbannt
in Ehrfurcht vor Liebe hat die heilige Schrift sich in die Hölle verbannt
dein Auge war die
saubere Leinwand,
auf die ich meine Gebete gehaucht habe
auf die ich meine Gebete gehaucht habe
die Sonne hat sich vor
uns niedergekniet, den Herzlosen blieb es kalt
über deine Ritze
streifte ich die Zunge wie über die Brücke der Weisen
unter der Erde brach
ein Vulkan aus, in den wir unsere Hörner vergruben
keinen kennt der
Strom, keine Mauer aus dichten Kirschbaumbalken
ströme, Kerl, ströme
auf das verödete Herzgut
überschwemme alle weltlichen Fragen
überschwemme alle weltlichen Fragen
als ich von dir
fortging, sammeltest du noch Sterne, die Frucht der Stille im Schlaf
meinen Geruch habe ich in dein Kissen gestickt, wirst du ihn wieder erkennen?
meinen Geruch habe ich in dein Kissen gestickt, wirst du ihn wieder erkennen?
Feuerringe habe ich um
den Hals gebunden
die Vorhaut deiner Reife gegen die Kälte
in der Morgendämmerung entdeckte ich mich
beim Turteln der Farben am Himmel, mit deiner Stimme beim Singen
die Vorhaut deiner Reife gegen die Kälte
in der Morgendämmerung entdeckte ich mich
beim Turteln der Farben am Himmel, mit deiner Stimme beim Singen
weißt du, den
Abschiedbrief ergänze ich in Gedichten, die deine Kunst sind
jetzt tropft Staub auf
meine Brustwarze
Spinnennetze
verkriechen sich in meine Achselhöhlen
eine alte Inschrift
lege Stein auf Stein und ärgere mich wie das blatternarbige Gesicht eines Kindes
lege Stein auf Stein und ärgere mich wie das blatternarbige Gesicht eines Kindes
über die erloschenen
Straßenlichter, über das versunkene Pfeifen des Windes
dein Erguss wird noch
lange regnen in die Risse meines trockenen Landes
noch lange werde ich
den Zügen hinterher winken
in einem Waggon blieb mein Herz zurück
an fremden Küsten werde ich deine Flügelschläge vor der Vergänglichkeit verheimlichen
in einem Waggon blieb mein Herz zurück
an fremden Küsten werde ich deine Flügelschläge vor der Vergänglichkeit verheimlichen
in dein eingebranntes
Bild mit seidiger Sehnsucht heimkehren
wenn Tau vom Blatt
fällt, ein Felsen sich vom Berg trennt
wenn die Welle den Tag
überlebt
werde ich meine Blicke in den Himmel richten
wenn eine Möwe über meinen Kopf fliegt
werde ich meine Blicke in den Himmel richten
wenn eine Möwe über meinen Kopf fliegt
werde ich ihr deine
Atemzüge nachsingen
2002 / Istanbul