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Dennis Bechtel: giacomo

Werkstatt/Reihen > Reihen > Das besondere Gedicht
Dennis Bechtel

giacomo


fleckenfell mit strich und streif: giacomo.
betrügerische skepsis; der frühlingskater,
der katze war. über garagenhöfe fliehendes
geheimnis, stets dem blick weichend, still grenzen

des lichts steckend. peilte beute farbe morsend,
war dekodierte warnung in grauer raffinerie. tauben
flogen fort aus einer fixation ohne nickhaut wie
alte schuld. trug schiefen kopf, vom unfall verzogen.

halb gehörlos: von links kommend, konnte man
ihn fast berühren, wenn er zusammengefaltet
schlief auf halbem ohr, das hing an sich
selbst; hinab zum maul. doch stets wich etwas

in ihm zurück, nahm seinen zwitterkörper mit. giacomo
fauchte nicht und war kein teil der balz. war
giacomo. glückskatze, ziel der steinewerfer. giacomo
als schabernack zwischen rost und regen; als spur

einer bewegung; als wiederkehrende begegnung
in der zechensiedlung. im staudenbeet lag er wie
eingestempelt. unbemerkt, bis man ihn fand nach

tagen; steif und grinsend. am rechten platz, getarnt im
blumenschmuck. totgebettet. man wickelte ihn hastig
ins laken für sein hijragrab, das eine mülltonne war.


(Erschienen in: “Das Narr” 29, Olten, Schweiz, 2020)


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