Daniel Graziadei: Ein apokalyptisches Ross geht ohne Reiter durch
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Daniel Graziadei
Ein apokalyptisches Ross geht
ohne Reiter durch
In rasend Galopp
durch
verbrannte Dunkelwelten
wo
Feuerbrunst in wütend rollte
und
Schreie gleißend gellten
die ganze
Nacht hindurch
ein Flammenmeer
Die weiße Stute ist noch
schweißnass
blutig
angekokelt
und
schäumt
ihr
irres Wiehern
durch
kahlkantige Weiten
Feuernester
knistern weiter
tief im Untergrund und
der
Hufschlag lässt
immer
wieder
Funken
fliegen
Irrlichter
in der
Nacht unter der Nacht
in der Nacht der Nacht
Pass auf! Nimm dich vor deiner vorlauten Hoffnung in Acht
denn noch noch
ist da kein End in Sicht
nicht ist da eine
Wende nicht
noch bricht sich stark behufte Fessel
irrlichternd einen
Pfad
durch die Glut
Warten auf die Wut
die
nicht kommt
Warten bis Erschöpfung Entgeisterung niederringt
Warten auf die Ruh
die
nicht kommt
Warten auf den Schlaf nach dem Alb
warten auf den Traum dahinter
Stattdessen Sturzfluten
vom Himmel
die
Schleusen stehen plötzlich und unverhofft offen
der
trocken verkohlte Boden nimmt nichts und niemanden auf
Wasser kommt
zu spät steigt hoch und überschreibt
ein Leid
mit einem anderen
Bald
schon schwimmen
verkohlte
Stämme Dinge Früchte Wesen
und eine weiße Stute peitscht
mit
wunden Hufen wiehernd trübe Wellen
mittendrin