Dana Ranga: Drei Gedichte
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Dana Ranga
Drei Gedichte
Das Herz ist ein kühler Keller
für Tränenfässer und Vorrat
an Wortmunition
die Hand, die das Buch hielt
war die Hand, die das Kind berührte
mit Gewalt für das Gute
Wut zerlief in den feinen Rissen
wie Tinte in den Poren weißen Papiers
beiläufig, Dank an eine entfernte Adresse
die ihm näher war als das Kind auf dem Nebensitz
es wird ein Soldat der Liebe
durch Vaterhand
Zieh weiter, raunt es,
geh nur, rauscht es,
lauter dunkle Kutten
Ast an Ast, spitze Kapuzen
Zapfen und Farngeruch
läuft man lautlos auf Nadeln?
Seufzer und Schritt um Schritt
doch nicht zu schnell
nur Flattern und Flügelschlag
man vermutet ein Licht
nicht unbedingt
Schieferfarben, eine Federboa
Tannensaum, um die Felder gelegt
ein Abendessen mit Gästen
Augenleuchten, gesenkte Köpfe
am Tisch nur Unbekannte
Träume, die man morgens vergessen will.
Er ist zahm und er lässt mich kalt
lauter Fürsorge, Pflege und Ordnung
die Wölfe jagen durch Kinderbücher
und Bären brüllen vor Kameras
die Schmetterlingsflügel sind abgezählt
Libellen und Elfen benannt und beschrieben.
In meinem Rucksack knurren die Sagen
aufgepäppelt auf dem Papier
setzt sie aus und begrüßt die Angst
Wurzeln zerreißen Asphalt in aller Stille
im Märchenwald