Dan Ciupureanu: Sechs Gedichte

Dan Ciupureanu
6 Gedichte
(aus dem Rumänischen von Manuela Klenke)
julia zeichnet
julia macht sich sorgen wegen dem wasser in
ihrem körper
als mädchen sah sie viele menschen ertrinken
sie zeichnete auf einem blatt papier die
gesichtsausdrücke der verstorbenen
ihre eigenen organe haben keine gesichter
deswegen trinkt sie jeden tag zwei tropfen
wasser
danach nimmt julia ein blatt papier und
zeichnet.
(Als ich klein war, fiel ich von der Stange an
der man die Teppiche säuberte runter. Dabei
brach ich mir meinen Arm. Als ich nach oben
schaute, war der Himmel der Gleiche.)
roxanas traum
eines nachts träumte roxana, dass ihre eltern
tatsächlich ihre eltern waren,
dass sie weit weg in einem baumhäuschen
wohnten
roxana wachte zwischen roten blättern
erschrocken auf
und rannte in das zimmer der eltern
beide waren groß und sahen ihr nicht mehr
ähnlich
traurig öffnete roxana das fenster und schaute
auf die sterne
dann deckte sie sie mit ihren dunklen haaren
zu
(In einer Galaxie blühten die Bäume auf. Ein
Wurm erklomm eine orange Wachsmauer.)
keine ahnung
am ufer der seine gehen radfahrer entlang
gefolgt von autos um mich zu erinnern
keine ahnung was ich beabsichtigte
von da aus ist notre-dame kaum sichtbar
(Eine organisierte Babybande wurde
festgehalten, während sie eine Katze
beschatteten.)
nichts
abends sitze ich am fenster
ich wiederhole stätig nichts hat einen sinn
nichts hat einen sinn
bis ich in meine bestandteile zerfalle
(Die Bilder riefen in mir Ekel hervor. Als es
besser wurde, schaute ich wieder. Der Rauch
füllte das Zimmer. Nach einer Weile, schwitze
ich nicht mehr.)
dieser irrsinn
heute morgen schrie ich im schlaf
gusti befrei mich von diesem irrsinn
versprich mir du übernimmst es nicht wieder
(Ich schließe die Augen und lasse mich von der
Gravitationskraft des Schlafzimmers tragen.
Ich spüre meine Knie pulsieren. Mein Schweif
geht hoch über die Wirbelsäule meinen Hals
umschlingend. Ich senke mein Kinn zur Brust,
damit meine Ohren bedeckt sind.)
sing und glaube nicht
das meer strömt zum verwelken
und es scheint als ob die bäume tanzen
wir wollen unsere bäuche abschneiden
mit den händen an den feisten wangen
unseren kindern zuhören
und der himmel versteckt sich zwischen ästen
ein ungeziefer singt, dass es nicht glaubt.
(Alexandra nahm mich an die Hand, damit wir
zum Dampf der verschmolzenen Butter
werden.
Um die Farbe eines Steines, vor dem
Sonnenaufgang zu sein. Um der Raum
zwischen zwei ähnlichen Träumen zu sein. Um
unsere Bewegungen bis zur Perfektion zu
wiederholen.)
Die übersetzten Gedichte stammen aus seinem Band "Liderul grupei mici de la grădinița de stat nr.2", veröffentlicht 2015 beim Verlag Tracus Arte (Deutsch: Der Anführer der kleinen Gruppe des Staatskindergartens Nr. 2).
Die Originale unter Werkstatt, hier ...