Crauss.: adorations=adagio (Crauss liest Frieda Paris)
Dialoge
0
adorations=adagio
(jetzt mal langsam)
Crauss liest Frieda Paris' langgedicht
nachwasser
(nachtwasser)
vier
bogen
papier
für crauss
den schöpfer
der
hasenprosa
herzlich
frieda
am 20.12.24
dem 100. fm-geburtstag
was falsch ist. hosenprosa gibts. essay über drei frühe geschichten von david wagner. hasenprosa war nur ein kommentar. maren kames wird sich in der kuhle herumdrehen, wenn sie das hört.
aber
ein satz kann eine rückseite haben, schreibt frieda paris (wie die stadt, nicht wie der fotograf).
eine ihm zugrunde liegende geografie, etwa in der kindheit.
aus einer oberflächlichkeit heraus entsteht etwas.
oft endet etwas aus einer oberflächlichkeit heraus.
kalenderblatt, herzblatt, herausgerissen. beleidigt. enttäuscht.
f schreibt wie sie liest und schreibt, nämlich: wie cf (das ist: christel fallenstein) liest und notiert.
f dreht und wendet herausgerissene kalenderblätter, vogellotterien, zettelkram.
ich frage mich, wie ich hier quellen sichtbar machen werde, die quellen sollen
sprudeln im text (sie sprudeln hier sicht- unsichtbar, sie mischen sich: quell- und
nachwasser, tränen und trancen sind eins. keine kursive jedenfalls. stellen stellen sich
aus den nummern 2, 3, 4, 5, 12, 13, 14, 15, 22, 23, 29, 36, 37, 41, 42, 58, 59, 68, 69 und 84.
sind das kapitel, sind es die strophennummern eines prosalangen langproëms?
sind es die tränen, die f einem liebhaber nachweint, nachwassert, der niemals selbst zu wort kommt?
die poetischen spielfelder mögen auch in ihrer eigenständigkeit bestehen (ist gleich:
man muss jede der damen einzeln sitzen sehen. fm am morgen, cf mittags, abends erst f,
eine ähnlich gekrümmte haltung ist ihnen eigen: an einem viel zu kleinen tischchen
schneiden sie und streicheln die worte).
und das schreiben?
f stellt ein vokabular des seins aus, inventarisiert die kindheit. bilder
von verwelkten kleidern, papierne stillebengrazie, performativer (unsinn,
dass liebe endet, weil der mund ende sagt) sprechakt: die wortmutterschaft
endet (oder wird banal), sobald sie ausgesprochen, ausgerufen wird, zerdehnt.
etwas schamanisches ist: ein buch schreiben (langgedicht),
das man nicht nacherzählen kann. eine wortmutter suchen, die sich weigert,
heraufbeschworen zu werden (das ist: friederike mayröcker). an dieser stelle
wiederhole ich mich, auch wiederholungen düngen das schreiben.
ich schrieb, ich schrieb (din-a4-papier: reserviert), dass ich zunehmend
nach wörtern mit weniger silben suche:
eisschrank statt tiefkühltruhe.
von wörtern ausschliesslich satt zu werden,
darum geht es nicht. habe die wörter
nicht mehr nur gelesen, sondern verwendet. ich habe
die wörter.
langzeitgedicht
hoheitsgebiet der sprache
akt des ausspuckens
entleerung
auswaschung
austreibung (würde hubert fichte sagen)
der kindheit
.
ich werde dort sein.
ich muss mich darum kümmern,
grosse wortmuttern nicht einfach zu verwenden,
sondern richtig (das ist: rechts herum)
zu wenden. gerechtigkeit im uhrzeigersinn.
es geht nicht darum, schöne wörter zu finden und sie sich einzuverleiben,
es geht um
erlebtes, erliebtes, verschiebenes.
es geht auch einmal um die grosse mutter wortes, die f etwas widmet und f
findet es wieder als widmung von d. wer ist d? ist d,
oder ist er erfunden? k (das ist: kleist) schrieb briefe an seine geliebten,
postkarten mit immer dem gleichen text. wortwaschung, nur die namen
werden ersetzt. mal ist es der main, mal ist es der rhein, die höhen
bei würzburg waren so schöhen wie jene im siebengebirge. es gleicht einander.
nachwasser
ab dieser stelle steht das wort
als raum, den es hervorbringt.
mit archiven arbeiten heisst, dem zufall vertrauen (auch,
wenn ich hier schon weiss
wie mein lektürebericht enden soll), darauf gefasst sein,
dass es lange dauern kann, dass ich von schnitten schreibe
und doch auf der suche bin nach verbindung.
das lange gedicht fragt nach dem weg,
ist wegweisung zugleich. angebung. anbetung,
bettung in fantum (fantom fan) und süsses
adorations=
adagio.
fremd bin ich eingezogen,
fremd zieh ich wieder aus,
muss selbst den weg mir weisen,
ein and'res buch wird mir auf reisen
ein treuer weggefährte sein.
ein dankesagen bereits im text, dies ist
weibliches schreiben.
ich sage also danke, frieda
und verneige mich nicht: der cis-mann
macht einen knixx.
(nachtwasser)
vier
bogen
papier
für crauss
den schöpfer
der
hasenprosa
herzlich
frieda
am 20.12.24
dem 100. fm-geburtstag
was falsch ist. hosenprosa gibts. essay über drei frühe geschichten von david wagner. hasenprosa war nur ein kommentar. maren kames wird sich in der kuhle herumdrehen, wenn sie das hört.
aber
ein satz kann eine rückseite haben, schreibt frieda paris (wie die stadt, nicht wie der fotograf).
eine ihm zugrunde liegende geografie, etwa in der kindheit.
aus einer oberflächlichkeit heraus entsteht etwas.
oft endet etwas aus einer oberflächlichkeit heraus.
kalenderblatt, herzblatt, herausgerissen. beleidigt. enttäuscht.
f schreibt wie sie liest und schreibt, nämlich: wie cf (das ist: christel fallenstein) liest und notiert.
f dreht und wendet herausgerissene kalenderblätter, vogellotterien, zettelkram.
ich frage mich, wie ich hier quellen sichtbar machen werde, die quellen sollen
sprudeln im text (sie sprudeln hier sicht- unsichtbar, sie mischen sich: quell- und
nachwasser, tränen und trancen sind eins. keine kursive jedenfalls. stellen stellen sich
aus den nummern 2, 3, 4, 5, 12, 13, 14, 15, 22, 23, 29, 36, 37, 41, 42, 58, 59, 68, 69 und 84.
sind das kapitel, sind es die strophennummern eines prosalangen langproëms?
sind es die tränen, die f einem liebhaber nachweint, nachwassert, der niemals selbst zu wort kommt?
die poetischen spielfelder mögen auch in ihrer eigenständigkeit bestehen (ist gleich:
man muss jede der damen einzeln sitzen sehen. fm am morgen, cf mittags, abends erst f,
eine ähnlich gekrümmte haltung ist ihnen eigen: an einem viel zu kleinen tischchen
schneiden sie und streicheln die worte).
und das schreiben?
f stellt ein vokabular des seins aus, inventarisiert die kindheit. bilder
von verwelkten kleidern, papierne stillebengrazie, performativer (unsinn,
dass liebe endet, weil der mund ende sagt) sprechakt: die wortmutterschaft
endet (oder wird banal), sobald sie ausgesprochen, ausgerufen wird, zerdehnt.
etwas schamanisches ist: ein buch schreiben (langgedicht),
das man nicht nacherzählen kann. eine wortmutter suchen, die sich weigert,
heraufbeschworen zu werden (das ist: friederike mayröcker). an dieser stelle
wiederhole ich mich, auch wiederholungen düngen das schreiben.
ich schrieb, ich schrieb (din-a4-papier: reserviert), dass ich zunehmend
nach wörtern mit weniger silben suche:
eisschrank statt tiefkühltruhe.
von wörtern ausschliesslich satt zu werden,
darum geht es nicht. habe die wörter
nicht mehr nur gelesen, sondern verwendet. ich habe
die wörter.
langzeitgedicht
hoheitsgebiet der sprache
akt des ausspuckens
entleerung
auswaschung
austreibung (würde hubert fichte sagen)
der kindheit
.
ich werde dort sein.
ich muss mich darum kümmern,
grosse wortmuttern nicht einfach zu verwenden,
sondern richtig (das ist: rechts herum)
zu wenden. gerechtigkeit im uhrzeigersinn.
es geht nicht darum, schöne wörter zu finden und sie sich einzuverleiben,
es geht um
erlebtes, erliebtes, verschiebenes.
es geht auch einmal um die grosse mutter wortes, die f etwas widmet und f
findet es wieder als widmung von d. wer ist d? ist d,
oder ist er erfunden? k (das ist: kleist) schrieb briefe an seine geliebten,
postkarten mit immer dem gleichen text. wortwaschung, nur die namen
werden ersetzt. mal ist es der main, mal ist es der rhein, die höhen
bei würzburg waren so schöhen wie jene im siebengebirge. es gleicht einander.
nachwasser
ab dieser stelle steht das wort
als raum, den es hervorbringt.
mit archiven arbeiten heisst, dem zufall vertrauen (auch,
wenn ich hier schon weiss
wie mein lektürebericht enden soll), darauf gefasst sein,
dass es lange dauern kann, dass ich von schnitten schreibe
und doch auf der suche bin nach verbindung.
das lange gedicht fragt nach dem weg,
ist wegweisung zugleich. angebung. anbetung,
bettung in fantum (fantom fan) und süsses
adorations=
adagio.
fremd bin ich eingezogen,
fremd zieh ich wieder aus,
muss selbst den weg mir weisen,
ein and'res buch wird mir auf reisen
ein treuer weggefährte sein.
ein dankesagen bereits im text, dies ist
weibliches schreiben.
ich sage also danke, frieda
und verneige mich nicht: der cis-mann
macht einen knixx.
Frieda Paris: Nachwasser. Dresden (edition AZUR) 2024. 136 Seiten. 22,00 Euro.