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Christoph Szalay: zu Konstantin Ames' Kritik an Lyrik von Jetzt 3

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Christoph Szalay


zu Konstantin Ames' Kritik an Lyrik von Jetzt 3
oder The kids are alright/Yeah/The kids are alright
dumdidumdidumdidum
usw.



in regelmäßigen Abständen schwingt sich innerhalb des Literaturbetriebes jemand auf, seine Meinung mal so richtig zu teilen, über das, was da halt so passiert an Textzeugs, was damit behauptet wird und was davon eigentlich eingehalten wird, was nicht. diesmal also Konstantin Ames als quasi Batman der Literaturavantgarde, der sich im Kampf gegen Unrecht durch sein ganz persönliches Gotham, Lyrik von Jetzt 3 arbeitet.

dabei trifft er immer wieder auf seine Erzfeinde, worst Nemesis ever: seinen Joker verdruckster Traditionalismus, seinen Riddler linkischer Aushilfsexpressionismus, seiner Poison Ivy Bedürfnis nach Pose oder seinen Two-Face Motivballast (Himmel, Ich, Nebel, Wir, Tiere, Meer, Ficken), uswuswusw.

was mich irritiert dabei, ist nicht so sehr die Haltung: oida, I sog da jetz, wos do ois net passt und wos stottdessen einigherat, hingherat, usw. sondern vielmehr die Selbstverständlichkeit, mit der diese Haltung eingenommen wird. eine Selbstverständlichkeit, die nonanet, immer von einem persönlichen state of the art ausgeht. das alles ist würdig und recht, also das Ausgehen von einem persönlichen state of the art, wie auch immer geil und gut und zwingend der ist. schwierig wird es jedoch dann, wenn sich die vehemente Formulierung eines Fehlen von __________ selbst als ein Fehlen von _________ erweist.

wenn also etwa die Forderung gestellt wird, Texte sehen zu wollen, lesen zu wollen, die sich im Grenzbereich von Grafik und Poesie bewegen, man sich also nach dem Hybriden sehnt, dabei dann die Collage als Highlight markiert oder mit Simone Kornappel jemand anderes in den Raum wirft, als quasi dea ex machina Figur, an deren Art und Weise mit Text als Bild zu arbeiten, man sich also orientieren oder aufrichten oder was auch immer soll, frage ich mich: are you fuckin' kiddin' me?!

die Collage als zentrale Arbeitsweise tritt in den 10er und 20er Jahren des 20. Jhdt. auf den Plan: Carlo Carràs, Hannah Höch, Raoul Hausmann, George Grosz, John Heartfield, selbst Picasso (etwa in Glass and Bottle of Suze, 1912), Mallarmé, Apollinaire, Marinetti, usw. dennoch wird darauf verwiesen. und das in einer Selbstverständlichkeit, die das eigene Fehlen von _________ übersieht. same with: dem Wunsch nach mehr angewandter Kunst in der Lyrik, die ausschließlich gefordert wird, ohne die Bezugs- und Referenzrahmen mitzudenken, aus denen sich solche Texte und Arbeitsweisen artikulieren ließen, ohne also seine_n Hanne Darboven, Jorinde Voigt, Klaus Scherübel, Barbara Kruger, Jenny Holzer, Josef Strau, Lawrence Weiner, etcetcetc. mitzudenken.

diese Selbstverständlichkeit als Haltung ist es, die mich nervt, vor allem an jenen Stellen, an denen sie, wie etwa in den beschriebenen Fällen dem Diskurs selbst nichts hinzuzufügen hat oder wenn, dann nur nichts brauchbares.

bis zum nächsten Schaulauf des dunklen Ritters, will ich also warten. darauf, was sich dann so erzählen lässt ausm Kampf gegen the all and soso evil

Yours, truely
AP

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