Carl-Christian Elze: panik paradies, 3
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Carl-Christian Elze
panik paradies
Erstveröffentlichung des Zyklus
3
dieses
gedicht ist ein plötzlicher körper
es
hebt das kind hoch, hält es in die luft
winzig
und wunderschön wie es ist
und
spricht vom ende der menschen.
dieses
gedicht ist ein grausamer körper
es
streichelt die semmelblonden löckchen
im
nacken des kindes (1 jahr und 4 monate)
und
buchstabiert p-a-n-d-e-m-i-e.
dieses
gedicht ist ein denkender körper
kein
fühlender, es zieht die spieluhr des
kindes
auf und singt: die zeit ist abgelaufen
und es ist gut so. nicht länger
menschen.
lass dich nie wieder blenden von der
winzigkeit und friedlichkeit aller
anfänge.
alles endet in gier und verwüstung.
das immergleiche hirnstrotzende
programm.
dieses
gedicht ist ein verzweifelter körper
es
kann nicht schlafen, schon seit wochen
beugt
es sich über den blauen vergitterten
bettrand
und blickt in den abgrund, starrt
auf
das zuckende kind im arm eines gelben
plüschtiers
made in china im rachen eines
gewaltigen
traums. nur wegen dieses einen
einzigen
kindes muss alles gerettet sein!
dieses
gedicht ist ein schwindender körper
es
legt sich mit offenen augen neben das
gitter,
blickt in die undurchdringliche
schwärze
des winzigen raumes
und
nickt