Direkt zum Seiteninhalt

Bettina Erasmy: an der stelle wo du standst schlief ich

Gedichte > Gedichte der Woche

0
Bettina Erasmy

an der stelle wo du standst schlief ich


du bist mit meiner nachricht in der hand eingeschlafen
eine nachricht an einem unauffälligen tag muss nicht

unbedingt nur ein wort pro stunde bedeuten aber
auch ich will über unglück reden als ursprung

für meinen schlaf das laken  
das kissen wollte plötzlich nicht mehr

aus einer welt der nächtlichen klagen
plötzlich nicht mehr ausgeschlossen sein

ich denke da an das freudenhaus
in dem ich mal unterkam als mein

erstes sexuelles paradigma mit dem letzten tag
der petition gegen ein recht auf grenzen kollidierte

ich wollte nicht allein zu mir sein                                   
und mich eines tages auffinden wie eine geliebte

der man keinen schlaf gönnt
und dachte ich finde dich noch vor

um dir das hier
an meiner statt zu geben und mit der zeit

würdest du eines morgens aufwachen und
alles kennte keine grenzen keinen schlaf

und ich riefe dich an
und fragte dich ob du weißt  

dass worte übernächtigt apostrophieren
verzeih‘ mir


Bettina Erasmy lebt in Berlin. Längere Aufenthalte in New York, Vancouver und Santiago de Chile. Sie schreibt Theaterstücke, Lyrik und Libretti. Ihre Essays erscheinen in verschiedenen
 
Magazinen, zuletzt in Lichtungen. Sie ist Mitgründerin eines Künstler*innenkollektivs.
 
Alle Texte im Suhrkamp Verlag.

0
Zurück zum Seiteninhalt