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Benedikt Dyrlich: Bautzen unbefangen

Gedichte > Zeitzünder



Benedikt Dyrlich


BAUTZEN UNBEFANGEN


1

Als ich dich wieder traf
Vor der Dresdner Bank hast mich   
Gerissen in Gedanken
Über Gott und den Kies
Für die neue Küche

Steckst weiter im eckigen Brunnen
Der Knirps knallt oft durch  
Will nicht sorbisch beten
Unter dem Turm der Reichen
Wird die Jugend kaum alt

Entzwei die Zweisamkeit
Horst hat sie gebrochen
Zog zu einer nach Holland

PHILIPS (einst RFT) entlässt
Massenweise kippen Prachtkerle
Bier vor die Glotze

Als ich dich wieder traf
Raubtest die vorletzte Illusion
 

Aus: „Fliegender Herbst“, S. 186  



2

Heute denke
Du hättest ein bisschen mehr sagen müssen
Das Gelbe vom Ei und dem Elend
Wer hat es offenbart?
Hättest nicht widersprechen können
Während dein Nachbar schweigen musste? (Musste?)
Wir alle haben gelernt die Schnauze zu halten
Das Unrecht mit pst zu belegen
Wir schoben einen Traum vor
Bautzen geheimnisvoll die Poesie der kleinen Kammer
Um aus BAUTZEN ZWEI den Schrei nicht zu hören –
Heute wollen wir ihn gehört haben
In Erinnerung zweifelt selbst die Trauer  



3

Vom Mond lass dich nicht verführen
Er will dass du stierst
In ausgebrannte Sterne fängst
Die Nacht in hohle Säcke    

Pfeif auf ferne Horizonte
Den Windhunden geh aus dem Weg
Die ziehen giftige Fäden
Managen Hass und Kriege

Lasst uns treu bleiben
Im gotischen Rest das Rückgrat
Festigen Hoffnung tankend
Aus dem Tun der alten Knaben  

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