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Ayna Steigerwald: 4 Gedichte

Montags=Text


Ayna Steigerwald


4 Gedichte



herz schritt durch

musik laut viele laute und rein ins licht klar
an geräten hängen und nicht den träumen nach
der anschein von arbeit und lauter vergnügen
leute: chamäleons. nehmen farbe an.
sie geben angst ab und die
umwelt reflektieren wie ihr
tun sie so sie tun so
glasbautig so glatt (so eigentlich grau); der
tränenersatzverkehr auf der
straße der linie auf leinwand
aufnahme
von affekt

(---)



eusymbiotischer handel m. e.

es ist ein juli am fluss auf den kieseln
verschränkt sich ein wir /arme zehn finger/
in einander /blattkuppelrauschen/
greift und verzieht sich /zusammen/
in die gründe seiner inneneinrichtung

in diesem dickicht aus regen und lippen
wispert es nächtens scheu gewissen


stehe geteilt vor dem spiegel
wo eine zahnbürste noch bleibt
/es ist das ende im monat dezember/
wohnen wurde gewohnheit zum
leerstand/ im bauch/ in bäumen

es ist der zweite mai /ich zähle die erste milde
im schatten noch schattig beschleicht mich ein
antlitz /vertrauter umriss/ als einsicht stichig
mein verblichenes/ bisweilen vermissen
auf entwöhnung/ ein reuiges knäuel

so enden am körper die nächte
an einander manchmal allein

(---)



die tage liegen verdichtet, nicht nur vor deinem fenster.
vor mittags auf bewährung trinken und dann entlassen werden.
vergebung im 12. stock, etwas zank im 13. inselglück, blütenhain,
fototapete, meer. wir hören den selben sender, selbe frequenz.

ein wolkiges schloss fällt aufs pflaster, schlägt auf, und
es bricht. wir fallen etwas später, fallen weich und rollen
ab, unter den rippen ein scherz, am ärmel reste
halb geklaubter zuversichten.

am ende dreht sich alles drum, wer hier einsteigt,
und wer nicht und was ihr zusammen macht.
endstation. die stadt dreht durch, doch wir sind außen vor.
wenn sich im chaos zwei finden, halten sie meist hände

oder versprechen oder gehen gemeinsam nieder.
was jetzt staub ist, hatte harte formen.
wir haben instinkte verlegt und neue gezogen.

ahoi, schnöde platte, du siehst uns täglich wieder. wir da
gegen, wir dich kaum. rollläden schließen, licht schwindet.
tiere wissen, wann sie brüten, wann sie fliehen.

(---)



von dieser seite / war wenig zu vernehmen / akustische steine zermahlen zu sand
drüben / mittagsstille / strandidylle / wer ankam hatte kaum mehr worte für
was es mal gab / wir hießen es sonne / drunter wir / dann meer / drüber
wolken übrig / üblich verwässerte tierchen / die flossen / friedlich / kiemen
filter hielten / licht vor / grasten strahlen griffen nach / halmen / trafen
einen nerv / es brach / wie donner / nichts viel weiter / die wolken schraken
und zogen schnell zur seite / schreck und schweiß dachte sekündlich / alarm
nicht viel weiter / tauchte ab / und sank / zu korallen / heißt grund
wir suchten zu queren / gründeln / wir flossen längst durch rituale / riffe
zeilen älterer natur / fremd der nachhall von gesängen / gezogen
wurden wenige / dachte nichts dabei / als schiffs-typen / träume von arche
statt nur sintflut lieber paare / die sendung bitte schubweise
angespülte schuhe / da stand nichts von gefühlen / das war nicht gefragt
grenzen zuckten / sturm zog vorüber / mit herkunft alter name
anschrift sich abgebrüht ausweisen / donner rief zurück / der
schwächere sieht nach / vier kurze schläge / nur inneres dröhnen
wie paukenschlag

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