Àxel Sanjosé: Das fünfte Nichts
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Jan Kuhlbrodt
Àxel Sanjosé: Das fünfte Nichts. Gedichte. Aachen (Rimbaud
Verlag) 2021. 55 Seiten. 15,00 Euro.
Zu Àxel Sanjosé
Das fünfte Nichts.
Eigentlich ist alles gesagt, außer der Sprache selbst. Sie
sagt sich selbst in ihren Wegen, und wie Gedanken zu Begriffen, ist sie lyrisch
zu Form geronnen.
Àxel Sanjosé, der hier in seinem neuen, wieder im Rimbaud
Verlag erschienenen Buch der Gärtner ist, oder besser Gartenbauarchitekt, wir
kennen seinen akademischen Werdegang nicht, legt sprachliche Laubhaufen an, und
es scheint im Wesen der Blätter zu liegen, dass sie sich in bewährter Weise
organisieren. Laubhaufen aus Wortlaub natürlich. Laub das dazwischen auch
wieder aufblüht wie in einem finnischen Lied. Wo wir gehen, blüht das Laub,
sind Jahre dunkel, Winter Grün.
Und wie das Licht schwindet, bleibt das Jahr Fragment, so im
ersten Zyklus des Bandes, der aus Monatsgedichten besteht:
MärzIn der bleichen Sonneblinzeln wir Häftlinge, drehendie Hälse.
Ja, es ist die Wiederkehr des immer Gleichen, dem wir
entgegenfiebern und das wir aufnehmen wie das Neueste. Was es in seiner
Reformulierung ja auch ist. Aus dieser Paradoxie schöpfen diese Gedichte Kraft
und Schönheit.
Es ist auch kein Wunder das ein Gedicht den Zusammenprall
von Eindruck und Kategorie, den der Philosoph Immanuel Kant beschreibt, und der
nach Kant so viele verzweifeln ließ, zum Anlass nimmt, sich und uns zu
beruhigen.
Die letzte Strophe von „Der höchste Begriff“ lautet:
Wenn das Lichtnicht den Sinnen gegeben worden,so kann man sich auchkeine Finsternisvorstellen.
Aber natürlich sind Sanjosés Gedichte kein Grundkurs in
Kantscher Philosophie. Sie gehen dem Phänomen aber nach, dass der Mensch, wenn
er da, wo Natur einst war, aber jetzt das von ihm Geschaffene ist, nur auf
Bekanntes trifft. So kann er aber auch Natur als Produktionsergebnis seiner
selbst kritisieren.
Über die Kirchturmspitzen sag ich nichts.Ich schäme, Landschaft, mich für dich,so sehr, dass ich das Mohnfeld dir verzeih,obwohl es richtig kitschig ist.
Der Alltag bleibt nicht ausgespart in diesen Gedichten; er
bricht herein in Terzinen und in Form eines Brathähnchens, das es zuzubereiten
gilt. Zugleich wird der Tod beschworen, doch abzuwarten, bis die Verrichtungen
erledigt sind, und wem fiele nicht immer noch etwas ein, warum es zu sterben
nicht der richtige Moment ist.