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Arnold Maxwill: Agenda (und hatte einen Saum)

Gedichte > Zeitzünder
Arnold Maxwill
Agenda (und hatte einen Saum)


– zum 1. Dezember 2019 –

           ... und lag schon wieder wach. hab lange lang nachgedacht. was ist das: eine
Union, die reichen will? welche Linien färbt oder touchiert sie? wir schippern
und schuffeln gen Kunft. luftiges Lünsen. die Adern der Gestaltung vibrieren
schon. ja, Sie sehen das vielleicht nicht so. alles: alles eine Frage von
                                                                       Ausguck und Perspektive.

           ... der Freizug wird jetzt Wirklichkeit, so ist es gedacht: trockene Tücher,
ein trockenes Fach. Zug um Zug sind ungehemmt: Güter, Gemüter, Geld und Feld;
der alte Schnabel, die neue Welt. – Dank Dank Dank. nun ist es geschafft: der
Nehmer nehme, was halt eben passt. konfektionierte Torten, kontrolliertes
                                               Konfekt; niemand kriegt sein Fell zurück.

           ... immer noch flach. alle wachsen nun Natur, stiften und strecken sich, als
Sinn- und Arbeitgeber. das schreiben wir gleich auf. Mitschrift ist die neue Tugend.
die neue Nähe mag viele Spiegel: warm, rund und klar. so lieben wir nach Sternen.
hurra. neuer Technizismus; wurzliger Herd. aus allen tiefen Suppen schöffeln – so
                        machen wir, vertraglich fix, Reste: Bestes. geschäftige Rentiers.

           ... ich: brauche mehr Ruh. und wenn es Sinn macht zu handeln? ja, dann wird
auch gehandelt. ob mit oder ohne Mitschrift; das Biegen und Brechen liefern
wir nach. dafür stehen diverse Namen, dafür wurden Silbenbastler eigens
                                    bemüht. extern; sehr klug. ja: während ich schlief.

           ... und apropos: gewuselt wird, wo immer Wuseln nicht verboten wird. an
diesem Punkt: ein Lob an regionale Kräfte, die subventionierten Säfte. in dieser
Suppe sind noch Spuckplätze frei. oder Spukplätze. alles, wirklich alles ist möglich;
das hat die Mitschrift bewiesen, präjudiziert oder zumindest prognostiziert,
                                                                        prophylaktisch.

           ... schon länger müd. ist Krise denn, immer noch? miese? das ließen wir
doch hinter; so war der Plan. dort, wo wir stehn, da streckt sich nur Stolz. soweit
unsre Barung. eine stärkere Stütze braucht es? Freitage, ach. nein. ich sag es jetzt
ehrlich, also aus halbem Schlaf, mich – mich haben diese jungen Stimmen sehr
inspiriert. doch steht da noch ein andrer Sinn, weniger jung und freundlich.
                                    professionelle Brauen; kleinste Worte perlen nur.

           ... plötzlich ist vieles politisch: nun ackert der Gaul, kaum parlamentar. wir
wollen, dass geschwitzt wird, also bis zu dem Punkt, an dem halbschmeckender
Vorschlag summt. danach beruhigen sich die Müter; das ist Erfahrung. in unsre
Puppe kommt alles auf einmal hinein: der große Bogen, le grand mot und auch
das ewige Versprechen: niemand muss sich nur eine Krum aus der Krone ziehn.
                                    keiner klebt. und auf meinen Schlaf: kein negativer Fluss.

           ... alles wird für alle gut. ja. jetzt fast schon wach. das ist der Punkt für
Richtrohre, Sichtlinien: wir schützen uns. Zusagen gehn raus ans ganze armierte
Haus. meine Mitschrift verrät: nur wer schnellsten handelt, handelt wirklich
schnell. das klingt! encore: nur wer schnellsten handelt, handelt wirklich schnell.
                        starke Biege, straffer Körper. semantisch bellt Entschlossenheit.

           ... für alle Freunde der Demut noch dies obendrein: wir müssen ehrgeiziger
werden. mehr Geiz, mehr Ehr. wir müssen noch viel mehr tun, da und hier. kapiert?
ist die Liste endlich fertig? ich will, verzeiht, so langsam in einen andren Traum.

           ... jaja, wir müssen das alles ändern. ja. diese Felder male jeder bitte
alleine aus. zapp. ich will Fristen nennen, Abschläge und Jahreszahlen; das geht zu
wie beim Versorgungswerk: kühn und sachlich, betont komplex. wir schnuppern,
Obacht, an neuer Schnur, kompakter Mauer. wir schnuppern nur. Nullgrenze,
neutral: alles wird wirklich wunderbar. der restriktive Schauer belohnt sich
                                                                       später selbst, versprochen.

           ... Stoffe von Schad: Vergangenheit. fortgespült, mit grünem Geld. wir
werfen alle Maschinen an – und trinken doch Austerität. also: Verteiler in sehr
große Mägen nur. so mögen sie das, die Mägen. der Dank der fossilen Schwitzer
ist dennoch sehr klein; sie jammern und jaulen, zuppeln am Beutel. das alles
                                    stört den Schlaf.

           ... das Ruder. wir müssen das Ruder denken. ein sehr schönes Reißen.
gern leichthändig, gern elegant. sehr großer Ernst. den kennen wir bereits aus
elterlichem Mund; der macht die große Runde. treibt er sich auch am Strand rum?
dann sammle er bitte Plaste, ja: runter mit den Händen. so machts ne gute Figur.
und später dann moderate Gsezze. doch erst: sinnliche Arbeit im Sand.

           ... Scheine und Schein, wie wirs auch wechseln: die Bildersuppe wird
schmecken. und, quite nice: die Würde des Wohlstands bleibt unantastbar.
wir halten die Klemmen und Spangen aus, wir schielen gebannt und nennen
es Form. das geht, gewohnte Bahn, in alle Echokammern raus – und landet
                                                später dann in meiner Mitschrift.

           ... warm wirds unter der Decke. leichtes Bein, ein schwerer Kopf. ich:
ich will Maßnahmen, Sätze mit Grund. das alles liefere ich in hundert Tagen. die
Nächte gehörn mir. und so der ständige Wechsel: mit Zuversicht, sehr eiligem
Sprechen. auf in weitere Mitten; einmal mehr: garantierte Gerechtigkeit. so
                        nennen wir das Kind. mit Mitteln, die noch in Auslieferung sind.

           ... wir wollen auf Kurs. doch: kamen wir von dort her? wer kennt eigentlich
Karten? Wetter? Wind? ich bin vor allem bewandert im Kaltschaumbereich, auch
Federkern. andre Areale besuche ich nur flüchtig, dafür jedoch sehr gern.

           ... strengere Sätze brauchts, das sehe ich ein. das fällt auch nicht schwer:
wenns um Grenzen geht, also die des Territors. wir schwitzen den ganzen Draht
nur aus, weil Werte sind. Wüstenband, Laken. Verteilung ist eine Frage abseits
von Vision. das wissen Sie, das weiß auch ich, selbst mein labiler Traum
                                                                       agiert nicht unwissentlich.

           ... langsam bin ich im Fach. gegen das Schüttern wolln wir uns schützen:
mit Regeln, mit Geld. wir nehmen diverse Hütchen und kleben andre Schilder auf.
oh. vorgemerkt! muss in die Mitschrift, also ihr noch vorweg, in längste Passagen.
wir Hüterinnen, wir Bastler; alle Winkel zerneigt. und so sehe ich Sätze: Einsätze,
Aussätze. verschätze sich ein jeder, so gut er nur kann. fragilere Worte kehrn
                                                wieder: Sammelsyntagma.

           ... jetzt brillern wir den Neustart aus. die Lust an stark widrigen Stimmen
schwindet weiter dahin. wie, so fragt verflachter Schaum, schaffe ich nur
Korridore? am besten gleich stabil? Rückstoß sei Lösung. ich frag nicht lang:
                        geschütztes Färb. Pflicht pflichtet; ungerichtet, abgedichtet.

           ... alles hängt zusammen. und bis zum nächsten Blau: Löcher ziehn, Register
stopfen. dieser berühmte eine Riegel, der nie vernünftig schließt. ich bin ein Fall,
                                    nervöse Ruh: viel erreicht, doch nie genug.

... ein Abschlusssatz für aufgeschreckte Herzchen: wir glauben an den Handel,
weil er gut ist. aber rasch auch ein Ruf zum andren Fenster raus: und waren immer
schon gegen Dereguliertes, stark Subventioniertes. so. jetzt müssten alle
            dämmern, dösen. jetzt schmusen sie tatsächlich.

                       ... der Nutzen steckt immer im Wuchs. wussten Sie das nicht?
wuschen Sie sich die Öhrchen? man hört es ja nun überall: wir wolln einen
Austritt aus dieser Unsicherheit. mein Saum ist zutiefst, und uneingeschränkt


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