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Apropos Urtext

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Apropos Urtext:
 Den elisabethanischen Urtext zu referieren, erfordert ein wenig Lese-Phantasie, aber es lehrt uns etwas über den Werdegang unserer heutigen Schriftsprachen. Um 1600 schrieb man Frühneu-englisch, indem man noch weitgehend so schrieb wie man (damals) sprach. Erst aus heutiger Perspektive, d.h. nach Einführung von Rechtschreibregeln, sieht es so aus, als habe der Schriftsetzer schlampig gearbeitet, indem er dasselbe Wort mal so und mal so setzte. Der Eindruck täuscht, in Wahrheit wohnen wir der Genese englischer Schreibregeln bei, bevor sie festgelegt wurden. Wir erleben, wie damals (europaweit) V und U vertauscht wurden; wie viele Wortendungen noch das stimmhafte –e haben, das im Französischen heute noch gesprochen wird; wie das –ed im Präteritum teils noch zweisilbig ausgesprochen, teils schon einsilbig zu –t oder ’d verkürzt wurde; wie die heutige Endung –y alternativ noch immer –ie lautet, und wie vieles andere noch im Fluß war.

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