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Antje Boehk: Die unsichtbare Zunge der Ablehnung

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Antje Boehk

Die unsichtbare Zunge der Ablehnung


In Japan sagt man, ein abgelehntes Ich sei wie ein Kranich mit nur einem Flügel – es
kann noch träumen, aber nicht fliegen.

Im Büro, wo Ablehnung ein herrisches Kopfschütteln ist, beginne ich zu glauben, dass
die Sprache selbst mich ablehnt. Ich öffne den Mund, aber meine Zunge weigert sich,
"Ich bin genug" zu sagen. Vielleicht ist es nicht meine Zunge, sondern die Grammatik
meiner Angst, die den Satz dirigiert.

Ich sehe hinaus und mich als Kind, das einen Papierflieger wirft und wegsieht, bevor
er landet. Ist das mein Verhältnis zur Angst? Ich schicke mich selbst los und schließe
die Augen.

Ablehnung ist nicht das Gegenteil von Annahme, sondern ein anderer Ausdruck davon
wie Schnee, der fällt, dem es gleichgültig ist, wie lange es ihn geben wird. Die
Antwort ist, er wird weiter existieren. Nur anders.


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