Direkt zum Seiteninhalt

Andreas Altmann: In der Normandie

Gedichte > Gedichte der Woche

0
Andreas Altmann

In der Normandie


Wolkenschatten ziehen durch meinen Körper. Das Wasser
drängt aufs Meer hinaus. Licht frisst sich ins Blau. Der Strand
ist weit, weiter als ein Gedanke sich in die Worte wagt.
Manchmal stelle ich mir vor, wie das Blut aus meinen Öffnungen
läuft und ich mir zusehe, wie ich verschwinde. Nur noch
ein Häufchen Elend bleibt übrig. Vielleicht denken das viele,
ganz im Stillen, ohne darüber zu reden. Das ist der Unterschied,
aber wozu soll er gut sein. Die Orte hier in der Gegend
sind ehrlich, sie verstellen sich nicht, obwohl sie das nicht
schöner macht. Schönheit ist keine Erfindung, sie ist natur
gegeben. Da hilft auch kein Reden. Die Fliege schlägt immer
wieder gegen die Fensterscheibe, obwohl die Tür daneben
offen steht. Woran stirbt sie, am Haus, am Licht, an sich selbst.
Und Ehrlichkeit, ist das eine Kategorie, eine Größe, vielleicht
auf engstem Raum ordnet sie die Dinge. Den ganzen Abend
blöken die Schafe auf der Wiese neben dem Haus. Wahrscheinlich
verständigen sie sich, haben eine Ordnung. In den Wolken
könnte man Berge sehen. In allem kann man etwas sehen.
Es muss nur zu einem selbst passen. Aber vielleicht ist das auch
schon zu viel verlangt. In den Träumen gerät alles wieder durch
einander. Und am Morgen liegt man wieder mit leeren Händen da.


Zurück zum Seiteninhalt