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André Schinkel: Hängende Gärten

Werkstatt/Reihen > Reihen > Das besondere Gedicht

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André Schinkel


HÄNGENDE GÄRTEN, sagst du, jenes Ranken
Über die Ränder der Vorstellung hin –
Wummernde Sounds aus welkem Blattwerk,
Aus dem – die Stille entspringt und trifft,
Wo es wehtut: in den hörenden Blicken des
Zweifels an dir. Semiramis, in Iommi’sche
Gitarren geklemmt, auf dem Weg in die Lang-
Samkeit des sich wegdrehenden Erdsterns,
Der ein, sagst du und beugst dich über die
Irdene Brüstung zu mir, nur wandelnder, nicht
Leuchtender, brennender ist. Ja, wandeln
Vor Wällen abwesenden Sounds – von dem du
Lange schon weißt … als wären sie dir
Eingeboren auf dem chaotischen, schlingern-
Den, in Hufeisenellipsen tanzenden Weg,
Der dich in den Absturz führt, auf die Ebene,
Wo ich längst bin – in Wurzeln verpackt,
Hängend, von aufdrängenden Trieben zerfetzt
Und entzerrt in die vollkommene Zerrung,
Hinter der die Bässe des Herzschlags erklingen –
So, wie es mich aus der Tiefe wie Rauch treibt
Durch die bröckelnden Amphitheater: sei es in
Pompeji, Babylon, Xanten, Orange … wo du
Hinter den Schlieren des Nordlichts gen Süden
In die Tiefe stürzend verschwindest und
Mich rufst, während ich mit den Stöcken der
Wurzeln in die Höhe schieße – mit Wind
Und Aalen behängt und der ewigen Ahnung:
Dies ist der Gral, der an uns vorbeistürzt,
Sie nennen ihn Heimstatt, nennen ihn Erde.
Nicht kehren wir wieder. Aber in den
Läufen der Gitarren leben wir noch, in eine
Unendliche Ferne gedimmt, dunkel und
Schrill, oder in den Rattennestern eines Manns,
Der uns ansieht, während wir schreien, wir
Falln. Ein Hauch geht welk durch die Blätter.
Vor uns das unendliche Kreisen der Stille.


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