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Aloysius Bertrand: Padre Pugnaccio

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Aloysius Bertrand
aus dem Fünften Buch "Spanien und Italien"
übersetzt von Werner Wanitschek

PADRE PUGNACCIO

                                              Rom ist eine Stadt, wo es mehr Sbirren gibt als Bürger,
                                              mehr Mönche als Sbirren.
                                                                                          Italienische Reise
                                              Wer zuletzt lacht lacht am besten!
                                                                                                       Bekanntes Sprichwort


Padre Pugnaccio, den Schädel außerhalb der Kapuze, stieg die Treppen des Petersdoms hinauf, zwischen zwei in Mantillen gehüllten Frommen, und man hörte die Glocken und die Engel sich in den Wolken streiten.

Die eine der Frommen – es war die Tante – betete ein Ave herunter zu jeder Perle ihres Rosenkranzes; und die andere – es war die Nichte – betrachtete verstohlen aus dem Augenwinkel einen hübschen Offizier von den Garden des Papstes.

Der Mönch murmelte zu der alten Frau: «Begabt mein Kloster.» Und der Offizier steckte dem jungen Mädchen einen moschusduftenden Liebesbrief zu.

Die Sünderin wischte einige Tränen fort, die Unschuld errötete vor Freude, der Mönch überschlug tausend Piaster zu zwölf Prozent Zinsen, und der Offizier strich die Haare seines Schnurrbartes in einem Taschenspiegel nach oben.

Und der Teufel, in den weiten Ärmel von Padre Pugnaccio geduckt, grinste höhnisch wie Polichinel!


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