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Adalber Salas Hernández: VI (Beim Schreiben dieses Gedichts)

Werkstatt/Reihen > Reihen > Auf dem Kopf durch die Nacht

Adalber Salas Hernández
Aus dem venezolanischen Spanisch von Geraldine Gutiérrez und
Marcus Roloff

VI

Mientras escribo el poema, me digo que en él
la palabra muerte no dice nada, no tiene densidad,
no hace más honda la boca. El poema no sabe
de la muerte, como tampoco sabe de la música
que llenará mi cráneo cuando quede vacío.
Ese mismo cráneo que nadie tomará entre sus manos
para anunciar que data del Siglo XXI, qué período
remoto, qué tiempo bárbaro, qué época de luto. Ese
mismo al que nadie hablará, llamándolo Yorick, ser
o no ser, pudiera estar atascado en una cáscara
de nuez y tenerme por rey de espacios infinitos,
y creer que la palabra muerte sirve de algo. Ese mismo
que nadie hallará por azar en una fosa común en
Sudán o en Serbia, en Vietnam o en Catia. Ese cráneo, digo,
ese cráneo mío, que sabrá que el poema es sólo un relato
que se hace la muerte, que se vale de nuestras manos
para decirse, para verse. Esto lo sabrá mi cráneo,
será lo único que sepa, cuando permanezca quieto,
sonriéndole al barro desde su vientre.
Gusanos breves colgarán de sus cuencas,
velarán sus sueños sin palabras.

VI

Beim Schreiben dieses Gedichts sage ich mir,
das Wort Tod darin sage nichts aus, es habe keine Dichte
und vertiefe den Mund nicht. Vom Tod weiß
das Gedicht nichts, weil es die Musik nicht kennt,
die meinen Schädel erfüllt, sobald er leer geworden ist.
Jenen Schädel, den niemand zwischen die Hände nehmen wird,
um zu verkünden, dass er dem 21. Jhd. entstammt, was eine entlegene
Epoche ist, ein Zeitalter der Barbaren, was 'ne Zeit mit Trauerrand.
Ebenden, den keiner anreden wird, ihn Yorick nennen oder Sein-
oder-nicht-sein, möglich, dass er sich in einer Nussschale verklemmt
hat und mich für den König des unendlichen Raums hält und glaubt,
das Wort Tod sei zu irgendwas nutze. Jenen Schädel, den niemand
aus Zufall in einem im Sudan oder in Serbien, Vietnam oder Catia
gelegenen Massengrab auffinden wird. Diesem Schädel, sag ich,
diesem meinem Schädel wird klar sein, dass das Gedicht bloß eine
vom Tod erzählte Geschichte ist, die sich unserer Schreibhand bedient,
um sich auszudrücken, sich selbst zu betrachten. All dies wird mein Schädel
wissen, es wird wohl das einzige sein, was er weiß, wenn er zum Stillstand
gekommen sein wird, lächelnd aus Leibeskräften im Schlamm.
Stämmige Maden werden aus seinen Augenhöhlen herabhängen
und seine wortlosen Träumereien bewachen.
Adalber Salas Hernández, geboren 1987 in Caracas. Lyriker, Essayist und Übersetzer. Studium der Literatur und Philosophie. Redaktionsmitglied der Revista Poesía, Universidad de Carabobo. Aktuell promoviert er an der Fakultät für Spanisch und Portugiesisch an der New York University. Gedichtbände: La arena, el vidrios (Equinoccio, 2008), Extranjero (Bid & co. editor, 2010); Suturas (Bid & co. editor, 2012); Heredar la tierra (Común Presencia, 2013);  Salvoconducto (XXXVI Premio de Poesía Arcipreste de Hita, Pre-textos, 2015); Río en blanco (Sudaquia, 2016); mínimos (Amargord Ediciones, 2016).
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