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Zu Friedrich Dürrenmatt - Urs Jenny: Werk und Zeit

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Urs Jenny
Dürrenmatt - Werk und Zeit
(Auszug)

Dürrenmatt lehrt keine Moral und nimmt nicht moralisierend Stellung zu seinen Figuren, er ist nicht ihr Richter und fällt nicht durch ihr Schicksal ein Urteil über die Welt. Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus. Einen Einfall, eine urtheatralische Situation, einen Konflikt, der seine Gesetzmäßigkeiten in sich selbst trägt, entwickelt Dürrenmatt zu einer Geschichte, zu einer Theaterwelt, die in sich geschlossen ist und in sich aufgeht. Lehren und Aussagen kann aus ihr nur ziehen, wer Probleme und Lösungen in sie hineinprojiziert. Von der Natur wird auch nicht verlangt, daß sie Probleme enthalte oder gar löse ... Der Wert eines Stückes liegt in seiner Problemträchtigkeit, nicht in seiner Eindeutigkeit. Ein Drama soll -  das ist für Dürrenmatt die Möglichkeit und Pflicht des Theaters - den Zuschauer aufstören, soll in ihm Fragen provozieren, aber nicht Fragen an das Stück, sondern an ihn selbst, an seine eigene Moral.

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