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Wolfgang Kindermann: Apuleius Short Cuts

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Wolfgang Kindermann


Apuleius Short Cuts
nach Der Goldene Esel von Apuleius



(nach einer Idee von Johannes C. Hoflehner und Wolfgang Kindermann,
Aufführungsrechte bei Pero Verlag)


Uraufführung 2005 im Innsbrucker Kellertheater, Regie: J. C. Hoflehner

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Szenen und Personen:


Darf ich mich vorstellen

Lucius
Aristomenes
Kollege


Aufguss

Aristomenes
Sokrates


Nightmare on Sokrates' Street

Meroe
Panthia
Sokrates
Aristomenes
Lucius


Photis mon Amour

Lucius
Photis


Nase und Ohren

Lucius
Wirtin
Thelyphron
Psyche


Polymorph pervers

Lucius
Wirtin
Psyche
Amor


Der Preis der Schönheit

Psyche
Kollege


Mutter, bitte

Venus
Amor


Eine Kleinigkeit

Venus
Psyche


Proserpina & Partner

Proserpina
Psyche


Beauty

Psyche


Spürhunde

Lucius
Thrasyllus
Kollegin


Betreff: Treffen

Thrasyllus
Charite


Blackout

Charite
Thrasyllus
Putzfrau


Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst


Therapie-Leiter
Lucius
Kollegin
Amor
Charite


Dame sucht Esel

Lucius
Kollegin
Kollege


Nimm mich

Lucius
Dame


Meine Göttin

Lucius
Aristomenes
Isis


Der Kreis der Isis

Lucius
Isis
Thrasyllus
Proserpina




Darf ich mich vorstellen

Lucius, ein stets nervös wirkender junger Mann, in einem Geschäftsanzug und mit einem Aktenkoffer auf einem Stuhl.

LUCIUS (zum Publikum, brüllt während des Monologes ein paar Mal wie ein Esel)

Ich tat vor einiger Zeit in Geschäften eine Reise nach Thessalien, wo ich gleichfalls angesehen bin wegen meiner mütterlichen Abkunft vom berühmten Plutarch und von dessen Neffen, dem Philosophen Sextus. Nachdem ich auf meinem treuen einheimischen Schimmel manch steiles Gebirge, manch schlüpfriges Tal, manche betaute Wiese und holprige Ebene zurückgelegt hatte und er nun ganz ermattet war, ich mir aber die Müdigkeit vom Sitzen etwas vertreten mochte, stieg ich ab, wischte mit Laub den Schweiß vom Pferd, rieb ihm die Ohren, zäumte es ab, ließ es sich ein wenig verschnaufen und schlenderte voraus. Während es beim Nachfolgen im Vorbeigehen an den Wiesen sich's wohlschmecken ließ, holte ich zwei Leute ein, die kurz vor mir hergingen. Ich horchte eben, was sie miteinander schwatzten, als einer von ihnen überlaut auflacht und sagt ...


Eine Bar. Auftritt Aristomenes und Kollege in Geschäftsanzügen, trinkend.


KOLLEGE (zu Aristomenes)

Oh, ich bitte dich, halt doch dein Maul, und verschone mich mit so
erzabgeschmackten, ungeheuren Lügen!


LUCIUS (zum Publikum)

Das reizte meine ohnehin immer rege Neugier. Ich ergreife also gleich das Wort ...
(steht auf oder rückt mit dem Stuhl zu den beiden anderen, zu Aristomenes) So gebt mir Eure Erzählung zum besten! Ich mag gern alles mit anhören; nicht eben, weil ich so neugierig wär', sondern bloß, um mich zu informieren.


KOLLEGE (zu Lucius)

Na, Herr, wenn Euch mit einer recht ausgemachten Lüge gedient ist!


ARISTOMENES

(zum Kollegen) Du hältst jetzt mal die Luft an! (zu Lucius) Lassen Sie sich vorher noch sagen, wer und woher ich bin und was mein Gewerb ist. Ich heiße Aristomenes, bin aus Ägion und treibe in Thessalien, Ätolien und Böotien Handel mit Honig und Käse und dergleichen Waren mehr, die in den Gasthäusern gebraucht werden.


LUCIUS

Moment mal ... da arbeiten wir ja in der selben Firma ...


ARISTOMENES

(zum Kollegen) Nun sieh dir das an: noch so ein armes Schwein!
(zu Lucius) Einstmals nun zieh ich Kundschaft ein, dass zu Hypata, der angesehensten Stadt in ganz Thessalien, frischer wohlschmeckender Käse um sehr billigen Preis zu haben sei. Ich mache mich eiligst dahin auf, gleich den ganzen Vorrat wegzuschnappen. Aber wo ich hinkomme, hat schon tags zuvor ein Kaufmann Wolf allen Käse vom Fleck weggekauft. Von der unnützen Eile ermüdet, begebe ich mich gegen Abend ins Bad. Da treffe ich meinen alten Kameraden Sokrates. Er saß da, sich selbst fast nicht mehr ähnlich, totenblass und ganz entstellt vor Magerkeit ...



Aufguss

Sauna. Aristomenes, Sokrates.

ARISTOMENES

Um Himmels willen, Alter, was soll das? Wie siehst du aus? Sag mir, was hast du getrieben? Du bist zu Hause als tot ausgeschrien; die Gerichte haben deinen Kindern Vormünder bestellt, deine Frau hat die Trauer um dich schon wieder abgelegt und um deinetwillen sich so abgehärmt und abgeweint, dass sie beinahe nicht mehr zu erkennen und blind geworden ist. Eben reden alle Verwandten auf sie ein, ihren betrübten Witwenstand lieber gegen die Freuden einer zweiten Ehe zu vertauschen - und mittlerweile seh ich dich hier, zu unser aller größten Schande, wie ein leibhaftiges Gespenst herumhängen?


SOKRATES

Ach, Aristomenes, wie wenig musst du noch des Glückes Launen,
Unbestand und Wechsel kennen!


ARISTOMENES

Jetzt reiß dich doch zusammen.


SOKRATES

Ich Unglücklicher bin bloß durch die vermaledeite Lust, einen Fechtkampf zu sehen, von dem sehr viel Gerede gemacht wurde, in dieses schmähliche Elend geraten!


ARISTOMENES

Einen Fechtkampf?


SOKRATES

Wie du weißt, reiste ich, um ein bisschen Geld zu machen, nach Mazedonien. Kaum habe ich da neun Monate meine Geschäfte getrieben, ist mein Beutel schon so wohl gespickt, dass ich mich wieder auf dem Heimweg begebe. Allein wie ich vor Larissa komme, um dort eben den verwünschten Kampf zu sehen, fällt mich eine Straßenräuberbande in einem abgelegenen, winkligen Tale an, und ich muss alles, bis aufs Leben, im Stich lassen.


ARISTOMENES

Schöne Scheiße.


SOKRATES

In dieser Not gelange ich zu einer alten braven Gastwirtin namens Meroe. Ich erzähle ihr die Ursache meiner Wanderschaft und wie ich beim Nachhausegehen alles meines sauer erworbenen Gutes beraubt worden bin. Sie hört meine ganze Geschichte voller Mitleid an und nimmt mich höchst liebreich bei sich auf, setzt mir auch, und zwar unentgeltlich, eine wohlzubereitete Mahlzeit vor; am Ende aber, von Brunst hingerissen nimmt sie mich mit sich zu Bette, und damit war mein Unglück fertig!


ARISTOMENES

Unglück?


SOKRATES

Denn in der einen Nacht hat's mir das Weib so angetan, dass ich Saft
und Kraft an sie verschwendete, bis ich mich zuletzt in dem Zustand befand,
in dem du mich nun antriffst.


ARISTOMENES

Beim Pollux, du verdientest, dass es dir noch schlimmer erginge, womöglich, als es dir schon geht, da du so um schnöde Lust und um einer verhurten Vettel willen Weib und Kinder vergessen hast.


SOKRATES

Oh, Bruder, ich bitte dich, nimm dich in acht, dass du dir an dem Weibe
die Zunge nicht verbrennst.


ARISTOMENES

Was ist denn nun mit deiner Frau Wirtin? Ist sie so mächtig?


SOKRATES

Eine Zauberin ist sie, eine Hexe ... (schläft ein)




Nightmare on Sokrates' Street


Strenge Kammer. Sokrates in Unterwäsche auf einem Bett angekettet und geknebelt. Meroe und Panthia in Krankenschwester-Domina-Kleidung.

MEROE (zieht ein OP-Messer hervor)

Hier, Schwester Panthia, hier siehst du meinen teuren Endymion, meinen Ganymed, der Tag wie Nacht meine Schwäche missbraucht hat und der nun meine Liebe mit Füßen tritt, meinen guten Namen schändet und mich auf ewig fliehen will.


PANTHIA

So lass ihn uns, Schwester, wie Bachantinnen in Stücke zerreißen.


MEROE (fährt mit dem Messer seinen Körper entlang, Sokrates zittert)

Na, wie gefällt das unserem Patienten?


Meroe überreicht Panthia einen Schwamm, nimmt das Messer zwischen die Zähne, setzt sich auf Sokrates und reitet ihn. Sie stöhnen. Meroe nimmt das Messer in die Hand.

MEROE (zu Panthia)

Bist du bereit?


Als es Sokrates kommt, schneidet sie ihm die Kehle durch, Sokrates windet sich, Panthia drückt den Schwamm auf die Wunde.

PANTHIA

Schwamm, Schwamm, in dem Meere geboren, geh in dem Flusse
verloren ...


Sie pressen den Schwamm über ihren Mündern aus und schlürfen Sokrates' Blut.

Blackout.

Es wird wieder hell. Sauna, Aristomenes, Sokrates. Der erwacht, schreit, röchelt, greift sich an die Kehle.


ARISTOMENES

Alter, was ist los mit dir?


SOKRATES

Ich ... Ich habe so entsetzliche Erscheinungen gehabt ...


ARISTOMENES

Die Ärzte haben doch wirklich nicht unrecht, wenn sie der Meinung sind, dass das übermäßige Fressen und Saufen schwere Träume macht.


SOKRATES

Menschenblut ...


ARISTOMENES

Menschenblut?


SOKRATES

Ich fühlte an der Kehle große Schmerzen, und es war mir auch, als würde mir das Herz aus dem Leibe gerissen. Selbst jetzt kann ich noch keinen Atem kriegen, und die Knie werden unter mir so schwach, dass ich hin und her wanke.


ARISTOMENES

Jetzt beruhig dich mal.


SOKRATES

Ich hab Durst. Lass und was trinken gehen.


Blackout.

Licht. Lucius, Aristomenes.

LUCIUS

Interessant. Wo ... wohnt denn diese ... Wirtin?


ARISTOMENES

An der Wirtin solltet Ihr Euch nicht zu schaffen machen. Sieht das Weib irgendeinen schönen jungen Menschen, gleich steht sie in voller Glut, hängt mit Blick und Seele an ihm und lockt ihn so lange durch alle ersinnliche Schmeichelei an sich, bis sie ihn endlich fängt. Ist ihr Bestreben aber umsonst und bleibt der Gegenstand ihrer Zuneigung unbeweglich oder entspricht in seiner Leidenschaft nicht der von ihr gefassten Erwartung, so verwandelt sie ihn voller Unwillen in einen Stein, ein Tier oder was ihr sonst einfällt.


LUCIUS

Verwandelt ihn?!


ARISTOMENES

Verwandelt ihn.


LUCIUS

Sagt dieser Sokrates.


ARISTOMENES

Sagen alle. Aber auf Photis, ihre Köchin, könnt Ihr einen Angriff wagen.
Das Mädchen ist hübsch und wohl ebensowenig dumm als hartherzig.
Trägt immer so ein Leinenkleid und ist dicht unterm Busen gegürtet.


LUCIUS

Unterm Busen gegürtet. Und woher wisst ihr das?


ARISTOMENES

Von ... äh ... Sokrates.


LUCIUS

Photis. Seltsamer Name.




Photis Mon Amour

Küche. Photis bei der Arbeit, Lucius.  

LUCIUS (starr vor Erstaunen und Bewunderung)

Oh, wahrhaftig, mehr als glücklich, wer da nur mit dem Finger hineintunken darf!


PHOTIS

Wie bitte?


LUCIUS

Oh ... nichts.


PHOTIS (schalkhaft)

Necken Sie mich nicht, mein Herr und verbrennen Sie sich nicht an meinem Herd, oder es wird Ihnen mit meinem Feuer schlecht ergehen. Niemand als ich kann Ihnen dann helfen, denn ich bin gleich geschickt im Bett wie in der Küche und weiß süß zu würzen.


Lucius kann sich nicht mehr beherrschen und küsst sie, sie wehrt sich.

PHOTIS

He, kleiner Lecker, das ist bittersüße Ware! Lassen Sie die Nascherei, oder Sie werden sich mit zuviel Honig endlich den Magen vergällen.


LUCIUS

Wenn's weiter nichts ist, immerhin! Für einen einzigen Kuss von dir du allerliebstes Mädchen, lass' ich mich wohl lebendig auf glühenden Kohlen braten.


Photis gibt allmählich Lucius' Drängen nach, erwidert schließlich seine Küsse.

LUCIUS

Ich sterbe, Photis; erbarme dich, ich sterbe!


PHOTIS

Sei guten Muts! Dein Wunsch ist auch der meine, und später als diesen Abend soll unser Vergnügen nicht verschoben sein. Sobald Licht angesteckt ist, bin ich auf deinem Zimmer. Jetzt geh und rüste dich zum Kampf. Ich kündige dir Fehde auf die ganze Nacht an.


Sie reißen sich die Kleider vom Leib, wahnwitziger Sex, Stöhnen, Winseln, Schreien.

LUCIUS

Oh, mein Gott.


PHOTIS

Ja ...


LUCIUS

Oh mein Gott!


PHOTIS

Ja, ja ...


LUCIUS

Oh ... mein ... Gott!


PHOTIS

Ja, ja, ja, ja!


LUCIUS

Gib mir Tiernamen!


PHOTIS

Du ...


LUCIUS

Ja?


PHOTIS

Du ...


LUCIUS

Was?!


PHOTIS

Du ...


LUCIUS

Sag es!


PHOTIS

... Esel!


Orgasmus von beiden, Blackout.

Es wird wieder hell. Schlafzimmer. Lucius, Photis, beide schlafend. Er erwacht allmählich, brüllt auf einmal wie ein Esel. Schlagartig hellwach, richtet er sich geschockt auf. Er brüllt wieder, hält sich den Mund zu, Panik. Er steht auf, läuft zu einem Spiegel, betrachtet sich darin und schreit vor Entsetzen. Ab nun brüllt er während des ganzen Stückes immer wieder wie ein Esel, vor allem, wenn er sich aufregt, was seine jeweiligen Gesprächspartner peinlich berührt. Auch über sein Aussehen zeigen sie sich verwundert. Photis erwacht, richtet sich auf, sieht ihn und schreit ebenfalls.

LUCIUS

Scheiße.


PHOTIS

Lucius ... du ...


LUCIUS

Scheiße Scheiße Scheiße!


PHOTIS

... du siehst gar nicht gut aus ...


LUCIUS

Hast du ihr was gesagt?


PHOTIS

Was? Wem?


LUCIUS

Der Alten. Der Wirtin.


PHOTIS

Was ... nein ...


LUCIUS

Hat sie etwas rausbekommen?


PHOTIS

Nein ... weiß nicht ...


LUCIUS

Ich bin erledigt!


PHOTIS

Aber ... es ist doch gar nicht so schlimm ...


LUCIUS

Ga nicht so schlimm!?


PHOTIS

Ich mag dich trotzdem ...




Nase und Ohren

Esszimmer. Eine feine Gesellschaft beim Dinner. Wirtin, Lucius, Psyche und Thelyphron mit einem Verband, der Nase und Ohren verdeckt.  

WIRTIN

Nun, mein lieber Lucius, wie gefällt es Ihnen bei uns? Meines Wissens tun wir uns vor anderen Städten durch Tempel, Bäder und andere öffentliche Gebäude hervor. Auch sind wir reich an allem Bedarf zum Leben. Übrigens hat man hier völlige Freiheit, zu leben, wie man will. Nicht wahr, meine liebe Psyche? (Psyche ist peinlich berührt) Der Freund der großen Welt findet bei uns das geräuschvolle römische Leben und wiederum, wer die Eingezogenheit liebt, die Ruhe und Stille des Landes. Wer sich nur in der Provinz ein Vergnügen machen will, der kommt zu uns gereist.


LUCIUS

Ich stimme Ihnen in allem bei, was Sie sagen. In der Tat habe ich mich auch nirgends noch so frei gefühlt wie hier. Wenn nur die böse Magie nicht wäre!


WIRTIN

Böse Magie?


LUCIUS

Um ihretwillen bin ich immer in Ängsten. Sie schleicht hier so im
Finstern, dass kein Mensch sich davor in acht nehmen kann.


WIRTIN

Was Sie nicht sagen. Haben Sie letzte Nacht vielleicht schlecht
geschlafen? Sie sehen gar nicht gut aus heute, irgendwie verändert...


LUCIUS (gekränkt)

Ach ja? Selbst die Toten in ihren Gräbern sollen nicht davor sicher sein; man holt Reste und Gliedmaßen von Leichen von Brandstätten und Scheiterhaufen hinweg, den Lebendigen damit Unheil zuzufügen. Ja, die Schwarzkünstlerinnen sollen es sogar oftmals mit den Verstorbenen nicht zum Begräbnis kommen lassen, indem sie Leichen mit unglaublicher Geschwindigkeit während des Begräbnisses von den Bahren herunter stehlen.


WIRTIN (erheitert)

Ei, was noch schlimmer ist, nicht einmal die Lebendigen werden hier verschont. Ich kenne jemanden (blickt bedeutungsvoll zu Telyphron), der ein Lied davon singen kann. Der arme Teufel hat Nase und Ohren eingebüßt und ist jämmerlich entstellt. (Thelyphron ist peinlich berührt) Oh, nicht doch, lieber Thelyphron. Sie werden doch nicht böse werden und gehen wollen? Bleiben Sie bei uns, ich bitte Sie, und haben Sie nochmals die Höflichkeit, uns Ihre Geschichte zu erzählen, damit unser lieber Lucius auch das Vergnügen habe, sie zu hören.


THELYPHRON

Sie, Madame, sind immer die Güte und Verbindlichkeit selbst. Aber gewisser Leute unverschämte Grobheit ist nicht auszustehen.


Schweigen. Die anderen warten sensationslüstern auf seine Geschichte.

THELYPHRON

Mein Reisegeld war dünn geworden unlängst, und um Mittel zu finden, die Schwindsucht meines Beutels zu heilen, rannte ich lange überall herum, bis ich mitten auf dem Markt einen langen alten Mann wahrnahm, der auf einem Steine stand und mit lauter Stimme ausrief: WER EINEN TOTEN ZU BEWACHEN LUST, DER MELDE SICH UND FORDERE, WAS ER DAFÜR HABEN WILL. WAS HÖRE ICH DA, sagte ich, PFLEGEN DENN HIER DIE TOTEN DAVONZULAUFEN? SPOTTET NICHT, antwortete dieser, IHR SEID NOCH ZU JUNG UND UNERFAHREN, IHR WÜRDET SONST WOHL WISSEN, DASS MITTEN IN THESSALIEN, WO IHR EUCH JETZT BEFINDET, ES GAR NICHTS SELTENES IST, DASS ALTE HEXEN DEN TOTEN DAS GESICHT ABFRESSEN.


WIRTIN

Tatsächlich?


LUCIUS

Das Gesicht abfressen?


PSYCHE

Das ist ja ekelhaft.


THELYPHRON

UND KÖNNT IHR MIR NICHT SAGEN, erwidere ich, WORIN EIGENTLICH DIESE LEICHENWACHE BESTEHT? VOR ALLEN DINGEN, versetzt er, KOMMT ES DARAUF AN, DASS MAN DIE GANZE GESCHLAGENE NACHT HINDURCH WIRKLICH WACHE. DIE BLICKE MÜSSEN BESTÄNDIG AUF DEN LEICHNAM GERICHTET SEIN UND DÜRFE NIE DAVON ABGEWENDET WERDEN. KANN DER WÄCHTER ANDERN MORGENS DIE LEICHE NICHT UNVERSEHRT WIEDER ABLIEFERN, SO WIRD IHM DASJENIGE, WAS IHR ABGEBISSEN ODER -GERISSEN WORDEN IST, AUS SEINEM GESICHT GESCHNITTEN, UM DEN SCHADEN WIEDER DAMIT WIEDER WIEDERGUTZUMACHEN.


WIRTIN

Was für eine Idee.


THELYPHRON

HÖRT NUR AUF ZU SCHREIEN, GUTER FREUND, sprech ich,
HIER IST SCHON EIN WÄCHTER! WIEVIEL WOLLT IHR MIR GEBEN? TAUSEND GROSCHEN, sagt er, SOLLEN FÜR EUCH ZUR BELOHNUNG DEPONIERT WERDEN. NUR MÜSST IHR AUCH DIE LEICHE AUF DAS ALLERSORGFÄLTIGSTE BEWACHEN. KLEINIGKEIT, EIN WAHRER SPASS FÜR MICH, antwortete ich. Kaum, dass ich ausgeredet, nimmt er mich unverzüglich mit. Wir kamen in ein Haus, wo eine Dame in Trauer saß und weinte. Nun brachte sie mich in ein anderes Zimmer. Da stand die Leiche in schneeweißes Leinen eingeschlagen. Sie zeigte ein Glied nach dem andern und ein Notar protokollierte es auf der Stelle.


LUCIUS

Ein Notar?


PSYCHE

Also, ich weiß nicht ...


THELYPHRON

SEHEN SIE, MEINE HERREN, sprach sie, DASS NICHTS DER NASE FEHLT, DEN AUGEN NICHTS, DASS DIE OHREN UNVERSEHRT SIND, DIE LIPPEN UNBESCHÄDIGT, DASS GANZ IST DAS KINN? SEIEN SIE HIERVON MEINE ZEUGEN. Hierauf ward das Protokoll unterzeichnet, die Dame ging samt dem andern hinweg und ich war eingeschlossen. Also zum Schutz der Leiche allein gelassen, reibe ich mir die Augen aus, und fang mir eins zu singen an, um mich vor Furcht zu verwahren. Aber auch nicht einen Augenblick darauf, befällt mich ein so tiefer Schlaf, dass der delphische Gott selbst nicht hätte unterscheiden mögen, wer, von der Leiche und mir, dem Scheine nach am meisten tot sei. Ganz ohne Sinne liegend und selbst eines Wächters bedürftig, war es so gut, als wär ich nicht da.

Eben störten die munteren Hähne mit ihrem kreischenden Geschrei die tiefe Stille der Nacht, als ich wieder erwachte. Äußerst erschrocken, raffe ich mich auf, springe nach der Leiche hin, decke sie auf, beleuchte sie und wollte eben untersuchen, ob auch noch alles daran sein, was mir überliefert worden, als auch die betrübte Witwe mit den gestrigen Zeugen ängstlich zur Tür hereintritt, über den Körper hinfällt, oft und lange ihn küsst und beim Schein der Lampe Musterung seiner Gliedmaßen hält. Bald wendet sie sich um und befiehlt, mir für die wohlgehaltene Wacht den ausgemachten Lohn nicht länger vorzuenthalten. Tja, er wurde mir auf der Stelle ausgezahlt ...


PSYCHE

Und wieviel war es?


Betretenes Schweigen über Psyches Dummheit.

THELYPHRON

Da fallen stracks alle, jeglicher nach seiner Weise bewaffnet, über mich her.
Der eine ohrfeigt mich brav mit den Händen ab, der andere zerbleut mir die Schultern mit dem Ellbogen, ein dritter versetzt mir mit geballten Fäusten derbe Rippenstöße. Man tritt mich mit Füßen, rauft mich bei den Haaren, zerreißt mir die Kleidung, misshandelt und zerfleischt mich und wirft mich zur Tür hinaus. Und von der Zeit an habe ich mich zu Hause nicht wieder blicken lassen; denn ich war auf eine zu lächerliche Art entstellt. Der fehlenden Nase und Ohren Übelstand aber habe ich bestmöglichst durch dies säuberlich aufgeklebte Pflaster zu maskieren gesucht. Nun muss ich aber gehen.


WIRTIN

Eine schöne Geschichte. Nun, morgen haben wir einen Tag, der unsrer Stadt von ihrer Erbauung an feierlich ist. (zu Thelyphron) Ihre Gegenwart wird dabei unser Vergnügen vermehren.


THELYPHRON (erhebt sich)

Mit Freuden, Madame, werde ich Ihrem Befehl nachkommen. Meine Damen, meine Herren, ich darf mich verabschieden. (ab)


WIRTIN

Ein amüsanter Mensch.


PSYCHE

Aber irgendetwas stimmt mit seinem Gesicht nicht.


LUCIUS

Also, es ist spät geworden, ich werde ...


Von draußen Geräusche eines Tumultes.


THELYPHRON (Off)

Haut ab, ihr Arschlöcher, verpisst euch!


Schüsse. Röcheln des Thelyphron. Schweigen.

WIRTIN

Seltsam. So etwas passiert normalerweise erst nacht Mitternacht.


LUCIUS

War das nicht Thelyphron?


WIRTIN

Wenigstens konnte er uns noch seine Geschichte erzählen. Wollen
Sie nicht doch noch ein bisschen bleiben, Lucius?


LUCIUS

Ach ... ich ... warum denn nicht ...


WIRTIN

Sagen Sie mal, Psyche, wollen Sie Lucius nicht auch mit Ihrem ... Abenteuer unterhalten - wenn er schon so nett ist, uns noch ein wenig Gesellschaft zu leisten?


PSYCHE

Ich wüsste nicht, welches Abenteuer.


WIRTIN

Jetzt machen Sie sich nicht lächerlich!  Lucius brauchen Sie nichts vorzuspielen. Wo Sie sogar im selben Unternehmen arbeiten.


PSYCHE

Eben.


WIRTIN

Na, kommen Sie schon! Ein Liebhaber, den die Geliebte selbst noch
nie gesehen hat! Das können Sie uns einfach nicht vorenthalten!


LUCIUS (verlegen)

Also ... Sie müssen sich wegen mir keinen Zwang antun ...


WIRTIN

Ganz meine Worte. (zu Psyche) Erzählen Sie ruhig!


LUCIUS

Nein, nein, ich meinte eher ...


WIRTIN

Sie müssen nämlich wissen: Unsere liebe Psyche ist polymorph
pervers.


Peinliches Schweigen.

LUCIUS (räuspert sich)

Poly ... Interessant ...


WIRTIN

Nicht wahr? Sie reagiert auf jedwede körperliche Berührung sexuell.
Oder anders gesagt: es kommt ihr. Das muss man sich einmal vorstellen.
Wollen Sie es nicht versuchen, Lucius?


LUCIUS (in größter Verlegenheit)

Danke ... ich ... das Essen war ausgezeichnet und ...


WIRTIN

Deswegen hält sie sich einen Liebhaber, der sie gewissermaßen ganzheitlich bedient - und das nur im Dunklen. Sie hat sich mit ihm in seiner Wohnung verabredet, ohne ihn jemals gesehen zu haben. Dort war es dunkel und er hat darauf bestanden, dass kein Licht angemacht wird. Und so war es dann jedes Mal. Stimmt`s, meine Liebe?


PSYCHE (verbittert)

Ja. So war es jedes Mal. Bis zum letzten Mal ...




Polymorph pervers

Psyche und Amor im Dunklen.

PSYCHE

Komm. Komm zu mir.


AMOR

Ich bin bei dir.


PSYCHE

Küss mich. Überall.


Küsse, Keuchen, Stöhnen.

AMOR

Da?


PSYCHE

Dort ...


AMOR

Wo?


PSYCHE

Na, da ...


AMOR

Wo?


PSYCHE

Zwischen ... du weißt schon ...


AMOR

Hier?


PSYCHE

Nein ...


AMOR

Nein?


PSYCHE

Doch ... doch ...


AMOR

So gut?


PSYCHE

Oh mein Gott!


AMOR

Was hast du gesagt?


PSYCHE

Mach weiter ...


AMOR

So?


PSYCHE

Ich halte das nicht aus ...


Es kommt ihr.

PSYCHE

Du bist so schön.


AMOR

Du weißt doch nicht, wie ich aussehe.


PSYCHE

Ich fühle es. Schön wie ein Gott.


AMOR

Du übertreibst.


PSYCHE

Eines Tages möchte ich dich sehen.


AMOR

Ich denke, das wäre keine gute Idee.


PSYCHE

Manchmal denke ich, du bist irgendwie abwesend.


AMOR

Aber ich bin doch bei dir.


PSYCHE

Als ob dich etwas bedrücken würde.


AMOR

Blödsinn.


PSYCHE

Als ob du mir etwas verheimlichen würdest.


AMOR

Was sollte ich dir verheimlichen?


Schweigen.

AMOR

Wo bist du? Tu es nicht. Bitte.


Psyche schaltet das Licht ein. Schlafzimmer. Sie sieht Amor an und ist geschockt.

PSYCHE

Oh mein Gott. Ich glaube mir wird schlecht.


AMOR

Ich hab dir ja gleich ...


PSYCHE

Du bist ja ...


AMOR

Ja, der bin ich.


PSYCHE

Sie sind ja ...


AMOR

Amor. Der Sohn von Venus. Und?


PSYCHE

Was ... was machen Sie in meinem Haus?


AMOR

Ich ... du bist in meinem Haus ...


PSYCHE

Ach ja, das ... das ist mir glatt entfallen ... Gut, dann ... gehe ich jetzt
besser (zieht sich an).


Blackout. Es wird wieder Licht. Esszimmer. Wirtin, Lucius, Psyche.

WIRTIN

Wie traurig, nicht wahr, Lucius? Aber das Beste kommt erst: Wissen Sie,
wer dieser Liebhaber ist - oder müssen wir schon sagen: war? Der Sohn ihrer Vorgesetzten! Ist das nicht zum Schreien? Ein Zufall, wie ihn die Götter nicht erfinden hätten können.


PSYCHE (gekränkt)

Ich bin hoch erfreut, dass Sie meine Geschichte so erheitert.


WIRTIN

Aber, aber, ich fühle doch mit Ihnen! Ich nehme an, dass die gute Venus nicht
nur an ihrem Sohn, den sie - Sie verzeihen meine Liebe - natürlich standesgemäß anbringen will - ihre Wut auslassen wird, sondern auch an Ihnen ...


LUCIUS

Tja, also ... da könnte ich ebenfalls ein paar Geschichten erzählen ...


WIRTIN

Rasend interessant. Aber nun ist es doch ein bisschen spät geworden.
Lassen wir es für heute gut sein. (sie erheben sich) Lieber Lucius,
es war uns ein Vergnügen. Besuchen Sie uns auf Ihren Geschäftsreisen
doch bald wieder. Liebste Psyche, Ihnen wünschen viel Glück. Sie werden
es bitter benötigen ...




Der Preis der Schönheit

Total verrauchte Raucher-Küche in einer Firma. Psyche, Kollege, rauchend.


KOLLEGE

Was ist denn mit dir los? Du siehst irgendwie fertig aus.


PSYCHE

Was du nicht sagst.


KOLLEGE

Über was kannst du dich schon beklagen? Mich scheißen sie entweder
zusammen oder reden gar nicht mehr mit mir. Vor dir knien alle.


PSYCHE

Eben.


KOLLEGE

Schon recht, mach dich nur über mich lustig. Mit deinem Aussehen kannst
du doch alle und alles haben.


PSYCHE

Ja. Und jetzt habe ich genug.


KOLLEGE

Von was?


PSYCHE

Mein Vater hatte drei Töchter. Reiz und Anmut schmückten die beiden
ältesten in sehr hohem Grad. Doch verschwanden beide wie im Schatten
neben dem strahlenden Glanz ihrer jüngeren Schwester.


KOLLEGE

Jüngere Schwester? Und wer war das?


PSYCHE

Ich. Willst du die Geschichte nun hören oder nicht?


KOLLEGE

Ja, ich wollte nur ...


PSYCHE

Dann halt die Klappe und hör zu. Die Natur schien an dieser all ihren
Reichtum erschöpft zu haben, ihre Schönheit war weit über das Menschliche,
kein Lob konnte sie erreichen, ja, jede Sprache war zu arm, sie nur zu beschreiben. Auch zogen Eingeborene sowohl als Fremdlinge, durch den Ruf von dieser Wunderschönheit neugierig gemacht, in Mengen dahin.


KOLLEGE

Wohin?


PSYCHE

Was heißt WOHIN?


KOLLEGE

Du sagtest eben DAHIN.


PSYCHE

Eben. Dahin. Alle wurden so vor Bewunderung darüber außer sich,
dass sie sie nicht anders, als ob sie die Göttin Venus selbst wäre, anbeteten. Hierdurch entstand die Sage, es habe die Erde eine neue jungfräuliche Venus hervorgebracht. Dieses Gerücht verbreitete sich mit jedem Tag weiter und weiter.


KOLLEGE

Das wird die Gute ganz schön auf die Palme gebracht haben.


PSYCHE

Die wahre Venus entbrannte darüber in Zorn. Im bittersten Unwillen schüttelte
sie das Haupt und sprach: WIE, ICH, DER NATUR ERSTE MUTTER, DER ELEMENTE URHEBERIN, DES GANZEN ALLS EWIGE ERHALTERIN, ICH SOLL MIT EINER STERBLICHEN DIE EHRE DER ANBETUNG TEILEN? MEIN HIMMLISCH REINER NAME SOLL AN IRDISCHER NIEDRIGKEIT ENTWEIHT WERDEN?


KOLLEGE

HIMMLISCH REINER NAME ... da lach ich mir ja einen Ast ab!


PSYCHE

Und sogleich rief sie, Amor, ihren Sohn, (sarkastisch) den geflügelten, kühnen Knaben, der mutwillig und frech des Nachts in den Wohnungen der Sterblichen umherschweift, die Eheleute verführt, die größten Ruchlosigkeiten ungestraft ausübt und überall nichts als Unheil stiftet.


KOLLEGE

Tja, das sollten uns mal wir Normalsterbliche erlauben.


PSYCHE

Diesen, von Natur schon zur Bosheit geneigt, reizt sie nun durch Worte
noch mehr an. Mit dem Ausdruck des allerheftigsten Unwillens ruft sie endlich seufzend: BEI DEM BANDE DER MÜTTERLICHEN LIEBE, DAS MICH MIT DIR VEREINT, MEIN SOHN, BESCHWÖRE ICH, FLEHE ICH DICH AN: VERLEIHE DEINER MUTTER RACHE, VOLLE, ÜBERSCHWENGLICHE RACHE, ZÜCHTIGE DIESE FRECHE SCHÖNHEIT!


KOLLEGE

Sag mal: Woher weißt du das eigentlich alles? Was die Alte mit
ihrem Sohn bespricht?


PSYCHE

Wissen doch mittlerweile alle.


KOLLEGE

Da haben wir's wieder: Mit mir redet in dem ganzen Scheißbetrieb
keiner. Und jetzt?


PSYCHE

Schikaniert sie mich, wo sie kann und schüttet mich mit Aufträgen zu.


KOLLEGE

Na, wenn schon, geht auch vorüber. Und du bekommst wenigstens
noch Projekte übertragen! Also, deine Sorgen möchte ich haben ...




Mutter, bitte

Büro. Venus, telefonierend.

VENUS

Wie? Also hat mein allerliebstes Söhnchen sich schon ein Mädchen zugelegt!
Sag mir ihren Namen! Nenn mir die, welche den unschuldigen Knaben verführt hat! Ist's eine Nymphe, Hore oder Muse oder eine von meinen Grazien? ... Komm, komm, was heißt, das weiß du nicht? ... Na eben, also ... Psyche!? ... Was heißt, wenn du dich recht entsinnst? ... Psyche. Entsetzlich. In Psyche hat er sich verliebt, meine Nebenbuhlerin in der Schönheit, die sich meinen Namen angemaßt hat, die ich selbst, sie zu strafen, ihm gewiesen habe? Und verliebt hat er sich in die? ... So hält er mich wohl gar für seine Kupplerin? Empfindlicher konnte er mich nicht kränken! ... Danke. Ich habe genug gehört ... Ja ... Wir sehen uns morgen beim Lunch. (beendet das Gespräch)


Auftritt Amor.

VENUS

Oh, brav, herrlich, wieder ganz deiner würdig! Recht so, unter die Füße mit den Befehlen der Mutter. Die Mutter muss sich wohl ihre Feindin als Schwiegertochter gefallen lassen!


AMOR

Wie bitte?


VENUS

Und von einer Freundin muss ich es erfahren. Diese Peinlichkeit.


AMOR

Mutter, was redest du da?


VENUS

Stell dich nicht blöder, als du bist! Du weiß genau, von wem ich
spreche!


AMOR

Aber du wolltest du selbst, dass ich ...


VENUS

Ich wollte, dass du sie verführst und dann fallen lässt! Ich wollte ihr zeigen,
was es heißt, sich mit mir anzulegen. Sich hier groß aufzuspielen. Geht das nicht in deinen Schädel hinein? Du solltest sie ins Unglück stürzen! Das kannst du doch sonst so gut! Und jetzt höre ich, dass ihr euch liebt, dass du sie tatsächlich liebst! Mein Sohn liebt diese kleine Schlampe, meine eigene Untergebene, bei der allen die Sicherungen durchbrennen! Hast du völlig den Verstand verloren?


AMOR (genervt)

Mutter, bitte! Reg dich nicht künstlich auf!


VENUS

Was heißt künstlich? Oh Gott, mein Blutdruck, ich halte
diese ganze Scheiße nicht mehr aus.


AMOR

Es ist ohnehin schon vorbei. Oder so gut wie ...


VENUS

Was heißt, so gut wie? Aber warte, du mutwilliger Verführer, es soll dir übel bekommen! Trotze nur darauf, dass du der einzige Sohn bist, dein Dünkel soll dir bald genommen werden, ich bin noch gar nicht zu alt, noch einen weit besseren Sohn zu haben als du sauberes Früchtchen bist. Allein dich desto empfindlicher zu beschimpfen, will ich lieber einen von meinen Leibeigenen an Kindes Statt annehmen. Du hast schon von klein auf nichts getaugt, hast dich beständig an allen vergriffen, denen du Ehrerbietung schuldig bist! Wie hast du nicht deiner Mutter selbst stets frevelhaft mitgespielt ...


AMOR (sarkastisch)

FREVELHAFT MITGESPIELT ... und das von dir ...


VENUS

... wie oft mich nicht gekränkt, welche Schmach tust du mir nicht noch
täglich an. Aber ich will dir das Spiel nun für immer legen, und lange,
lange sollst du an deine feine Buhlschaft denken! Und jetzt geh mir aus
den Augen!




Eine Kleinigkeit

Büro. Venus, Auftritt Psyche.

PSYCHE

Sie haben nach mir gerufen?


VENUS

So ist's.


PSYCHE

Ich habe Ihren Auftrag ausgeführt.


VENUS

Ei, ich glaube gar, du bist eine Zauberin. Mag dir doch unsereins in
der Welt nichts mehr aufgeben, was nicht bloß Kleinigkeit für dich wäre!
Indes, mein Kind, nur noch einen kleinen Dienst. Da, nimm die Büchse
(übergibt Psyche eine leere Eprouvette), und stell sie Proserpina zu.


PSYCHE

Proserpina?


VENUS

Ganz recht, Proserpina. Sag ihr dabei: Venus lässt dich bitten,
ihr doch so viel von deiner Schönheit zu schicken, als sie auf einen
Tag wohl bedarf.


PSYCHE

VENUS LÄSST DICH BITTEN, IHR DOCH SO VIEL VON DEINER
SCHÖNHEIT ZU SCHICKEN ...


VENUS

... ALS SIE AUF EINEN TAG WOHL BEDARF. Genau. Die ihrige
wäre bei der Wartung kaputt gegangen.


PSYCHE

DIE IHRIGE WÄRE BEI DER WARTUNG KAPUTT GEGANGEN.
Gut. Aber ...


VENUS

Sonst noch was?


PSYCHE

... was heißt das?


VENUS

Das hat dich nicht zu interessieren. Komm aber ja bald wieder
zurück, denn ich benötige sie, um damit in der Versammlung der
(spöttisch) Götter zu erscheinen. Und nun geh.


Psyche wendet sich zum Gehen.


VENUS

Ach ja, noch was ...


PSYCHE

Ja?


VENUS

Gleich vor dem Eingang zu den Gemächern Proserpinas liegt
Zerberus, ein wirkliches Ungeheuer. Gib ihm diesen Honigkuchen
(wirft Psyche den Kuchen zu), dann ist seine Wut bezähmt und du
kannst vorbeischlüpfen.


Psyche ab.



Proserpina & Partner

Psyche vor der Pforte Proserpinas, Zerberus. Sie wirft ihm den Kuchen zu, er frisst ihn und beruhigt sich augenblicklich.

PSYCHE

Braves Hundchen.


Psyche läutet an der Tür. Proserpina öffnet.

PROSERPINA

Sie wünschen?


PSYCHE

Ich bin Psyche. Venus schickt mich.


PROSERPINA

Seien Sie willkommen, meine Liebe, ich habe Sie bereits erwartet.
Ich wollte gerade zu Tisch ...


PSYCHE

Oh, ich wollte natürlich nicht stören. Ich kann auch später wieder ...


PROSERPINA

Aber ich bitte Sie, Sie stören keineswegs! Wollen Sie mir beim Essen
nicht Gesellschaft leisten? Sie Ärmste sehen ja ganz geschwächt aus!


PSYCHE

Danke, das ist sehr gütig, aber ich ... bin etwas in Eile. Venus lässt mich
bitten, ihr doch so viel von Ihrer Schönheit zu schicken, als sie auf einen
Tag wohl bedarf. Die ihrige ist bei der Wartung kaputt gegangen.


PROSERPINA

Verstehe. Nun, dann haben Sie mir sicher etwas mitgebracht ...


PSYCHE

Ja, das habe ich. (holt die Eprouvette hervor, überreicht sie Proserpina)


PROSERPINA (liest die Aufschrift auf dem Behälter)

BEAUTY, Schönheit. Die liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters,
nicht wahr?


PSYCHE

Wie bitte?


PROSERPINA

Ach, nur ein Sprichwort. Dann wollen wir Ihrer Herrin geben, was sie sich wünscht. Ich bin gleich wieder hier, nur nicht weglaufen. (ab. Aus dem Off)
Wie geht es unserer Venus denn so?


PSYCHE

Ich denke, ganz gut.


PROSERPINA

Das hört man gern. Wie Sie vielleicht wissen, kennen wir uns schon seit Ewigkeiten. Aber die Beziehung ist rein geschäftlich, wenn Sie verstehen.


PSYCHE

Ich verstehe.


Auftritt Proserpina mit der nun mit einer Flüssigkeit gefüllten Eprouvette.

PROSERPINA

Kann ich sonst etwas für Sie tun? Ich hätte da schon ein paar Ideen ... Sie sind wirklich ein hübsches Kind ... (beginnt, sich Psyche anzunähern, was dieser sichtlich unangenehm ist) Hat dir deine Herrin  eigentlich erzählt, was du ihr da bringen sollst?


PSYCHE

Nein, das hat sie nicht.


PROSERPINA

Und? Interessiert es dich gar nicht?


PSYCHE

Ich ... führe nur meinen Auftrag aus.


PROSERPINA

Ach, sieh an. Das ist auch besser so. Zumindest für deine Gesundheit.  
Und um die wäre es sehr schade ...


PSYCHE

Ich habe verstanden.


PROSERPINA

Das wage ich zu bezweifeln ... Hier. (übergibt ihr die Eprouvette.)
Hüte sie wie deinen Augapfel.


PSYCHE

Das werde ich.


PROSERPINA

Und öffne sie auf keinen Fall. Hast du gehört? Auf keinen Fall!


PSYCHE

Ja.


PROSERPINA

Dann leb wohl.


Psyche ab.

PROSERPINA

Was für ein unverschämt schönes Ding. Was für ein Verlust ...




Beauty

Wohnung. Auftritt Psyche. Sie zieht sich aus bzw. um, setzt sich und nimmt die Eprouvette heraus. Sie betrachtet sie lang, versucht zu erkennen, um was für eine Flüssigkeit es sich handeln könnte und steckt den Behälter wieder weg. Sie schenkt sich etwas zu trinken ein, setzt sich wieder, trinkt, denkt nach. Sie nimmt die Eprouvette wieder heraus und betrachtet sie erneut. Schließlich nimmt sie all ihren Mut zusammen und öffnet sie vorsichtig. Langsam führt sie den Behälter zur Nase und riecht vorsichtig daran. Sie versucht den Geruch einzuordnen, riecht nochmals an der Eprouvette und schließt sie wieder bedächtig. Sie steht auf,  torkelt plötzlich, greift sich an den Kopf. Ihr schwindelt, sie scheint keine Luft zu bekommen. Sie bricht zusammen.



Spürhunde

Raucher-Küche. Thrasyllus rauchend, Lucius hustend.


THRASYLLUS

Eines kann ich Ihnen verraten: In meiner Position hat man es nicht leicht.


LUCIUS (brüllt wie ein Esel)  

Wem sagen Sie das ...


THRASYLLUS

Du lieber Himmel! Was ist denn das?


LUCIUS

Keine Ahnung. Hab' ich mir auf einer Geschäftsreise geholt.


THRASYLLUS

Tja, was man sich auf Geschäftsreisen nicht alles holt - in diversen
Unterkünften, nicht wahr? Und wie Sie aussehen! Jetzt bemerk ich es
erst ... Sie sehen ja aus wie ein ... wie ein ...


LUCIUS

Sagen Sie es ruhig ...


THRASYLLUS

Also, ist das nicht ... stört Sie das nicht irgendwie ? ...


LUCIUS

Nein. Außer man fragt mich dauernd danach.


THRASYLLUS

Tja, kann ich mir gut vorstellen ...


LUCIUS

Glaub' ich kaum.


THRASYLLUS

Also ... ich muss dann wieder los. Und ... gute Besserung!


Thrasyllus ab. Auftritt Kollegin, zündet sich eine Zigarette an, Lucius hustet.

KOLLEGIN

Hallo Lucius. Wie war's in Thessalien?


LUCIUS

Frage nicht. (brüllt wie ein Esel)


KOLLEGIN

Ach du Scheiße! Wie siehst denn du aus? Tut das weh?


LUCIUS

Wieso sollte es wehtun?


KOLLEGIN

Geht das wieder vorüber?


LUCIUS

Woher soll ich das wissen?


KOLLEGIN

Warst du schon bei einem Arzt? Heute gibt es doch für jedes
Problem ...


LUCIUS

Ich hab kein Problem! Ich fühl mich pudelwohl!


KOLLEGIN

Okay, okay, hab's ja nur gut gemeint. (Schweigen) Aber ich würde
trotzdem was unternehmen. Ich kenn' da so eine Gruppe und könnte
dich dort mal vorstellen ...


LUCIUS

Wenn du meinst. Können wir jetzt das Thema wechseln? Wie läuft es
hier so? Irgendwie habe ich das Gefühl die Hälfte der Belegschaft ist weg,
seit ich wieder zurück bin. Was war da los?


KOLLEGIN

Umstrukturierung. (sarkastisch) Dafür ziehen wir jetzt alle an einem
Strang.


LUCIUS

Was ist mit dem Alten? (weist in die Richtung, in die Thrasyllus
abgegangen ist
)


KOLLEGIN

Ich sage nur: Charite.


LUCIUS

Ist nicht wahr!


KOLLEGIN

Doch.


LUCIUS

Aber die ist doch schon vergeben.


KOLLEGIN

Ich weiß. Gleichwohl war er einer der eifrigsten, die sich um Charites
Hand bewarben. Von allen Mitbewerbern der vornehmste, suchte er noch durch sehr ansehnliche Geschenke die Eltern für sich einzunehmen; doch umsonst.
Seine schlechte Aufführung, überwog und er hatte den Schimpf, einen Korb
zu bekommen.


LUCIUS

Charite ward dem Tlepolemus zugestanden.


KOLLEGIN

Genau. Thrasyllus aber ließ darum seine Leidenschaft für sie, so
hoffnungslos sie auch war, nicht fahren, sondern nährte sie noch mit
dem Unwillen über die erlittene Verschmähung und suchte durch eine
blutige Tat seiner Rache und Liebe zu genügen.


LUCIUS

Der Alte kann ja nie genug bekommen.


KOLLEGIN

Eine günstige Gelegenheit dazu bot sich ihm dar, und er ließ sie nicht
ungenutzt vorbei gehen. Er war sogar von der Zeit an unter die bevorzugten Gastfreunde der Familie des Paares aufgenommen worden. Wohlweislich
verbarg er seine heimliche Tücke und spielte den Herzensfreund in größter Vollkommenheit. Durch seine Gespräche, durch häufige Besuche, durch kurzweilige Gesellschaft bei der Mahlzeit, beim Weine, wusste er sich täglich mehr und mehr beliebt zu machen.


LUCIUS

Nun sieh sich einer den alten Schwerenöter an ...


KOLLEGIN

Jedoch versank er darüber unversehens selbst in den tiefsten Abgrund der Liebe, und ganz natürlich! Denn der erste Funke der Liebe ist klein und erwärmt angenehm das Herz; aber wenn er durch den Umgang angefacht wird, so lodert er in Flammen auf, die endlich in wilder Glut unser ganzes Wesen verzehren.


LUCIUS

Schöne Scheiße. Und das in seiner Position.


KOLLEGIN

Thrasyllus dachte also lange nach, wie er sich Charite heimlich entdecken
könnte. Allein, wie an sie herankommen, da sie beständig von Leuten
umgeben war?


LUCIUS

Noch dazu von ihren Kollegen - seinen Untergebenen.


KOLLEGIN

Wie es wagen, ihr von seiner Liebe zu reden, da ihre Neigung zu ihrem Gemahl im (sarkastisch) ersten Wachstum war und mit jedem Tage stärker wurde? Doch all diese unüberwindlichen Schwierigkeiten schreckten ihn nicht ab. Einer so heftigen Leidenschaft wie der seinen dünkte nichts unmöglich. Hör, ich bitte dich, hör mit teilnehmenden Sinn, welch entsetzlichen Weg seine rasende Liebe einschlug! Eines Tages nahm ihn Tlepolemus mit sich, als er Wild zu jagen ausging. Schon war der Hang eines dicht mit Wald bewachsenen Hügels durch die Treiber umstellt; man ließ die Spürhunde los, das im Lager liegende Wild anzufallen. Nicht ein flüchtiges Reh stand vor ihnen auf, nicht ein schüchternes Kitz oder eine Hirschkuh: Es war ein gewaltiger Keiler, den man noch nie da gesehen hatte. Wie ein Blitzstrahl fährt er unter die Hunde, haut rechts, links um sich her mit seinen gekrümmten Hauern, und sie liegen tot am Boden hingestreckt. Alle waren schier verscheucht. Keine andere, als gefahrlose Jagd gewohnt und noch dazu ohne Waffen, ohne Schutz, stoben sie auseinander und verkrochen sich, so gut sie konnten, hinter Sträuchen und Bäumen.


LUCIUS

Wird sich ordentlich in die Hosen gemacht haben, die feine Gesellschaft.


KOLLEGIN

Allein Thrasyllus dünkte dies die schönste Gelegenheit für seinen
hinterlistigen Anschlag. EI rief er dem Tlepolemus zu WIR WERDEN UNS DOCH NICHT DIE SCHANDE ANTUN UND UNS, GLEICH  DEN FEIGEN MEMMEN DA, VOR FURCHT UND SCHRECK SO EINE FETTE BEUTE ENTWISCHEN LASSEN? UNSERE PFERDE HER! WIR MÜSSEN NACH! NIMM DU EINEN JAGDSPIESS, ICH NEHM EINE LANZE! Gesagt, getan.
Sie sitzen zu Pferde und sprengen hinter dem Eber her; dieser seiner Stärke eingedenk, stand und schien in abwartender Wut zu überlegen, welcher von
beiden seinen mörderischen Zahn zuerst empfinden sollte.


LUCIUS

Und?


KOLLEGIN

Tlepolemus flog voraus und schoss seinen Jagdspieß dem
Eber in den Rücken. Unterdessen richtete mein Thrasyllus ...


LUCIUS

MEIN THRASYLLUS?


KOLLEGIN

Äh ... unser Thrasyllus meinte ich natürlich ... unterdessen richtete unser Thrasyllus seine Lanze statt nach dem Keiler nach dem Pferd des Tlepolemus und durchschneidet diesem die Knie der Hinterbeine. Das Pferd sank sogleich, als es sich verwundet fühlte, nieder und warf wider Willen seinen Reiter ab. Wie dieser fiel, saß der Eber auf ihm und zerfetzte erst seine Kleider, als er sich aber erheben wollte, ihn selbst auf das jämmerlichste.


LUCIUS

Das ist ja richtig ungustiös!


KOLLEGIN

Nicht reute den (sarkastisch) Busenfreund die gelungene Tücke, und
selbst jetzt noch nicht gab er sich zufrieden, wo er doch sah, dass seiner Grausamkeit Genüge getan sei. Vielmehr, indem der arme Tlepolemus in Todesangst seine Wunden zu decken sucht und ihn jämmerlich zu Hilfe ruft,
rennt er ihm seinen Spieß durch den rechten Schenkel ...


LUCIUS

Hör auf, mir wird schlecht ...


KOLLEGIN

... damit er ja auf der Stelle bliebe. Er tat's mit aller Zuversicht, da er wusste,
dass dieselbe Wunde von den Hieben des Ebers nicht zu unterscheiden sein würde. Darauf nahm er es mit dem Eber auf, und nachdem er ihn mit leichter Mühe erlegt, rief er allesamt aus den Schlupfwinkeln hervor und verkündete den Tod des armen Herrn. Thrasyllus, ungeachtet, er sich in seinem Herz freute, dass er glücklich den Mord vollbracht, den er sich gelobt, wusste dennoch seine Freude zu verstellen und eine ernste, betrübte Miene anzunehmen. Er warf sich auf die Leiche hin, die er selbst dazu gemacht hatte, und umarmte sie heftig; unterließ nicht, was der erste starke Schmerz zu tun pflegt. Nur weinen, das konnt er nicht!


Schweigen.

LUCIUS

Also, das hätte ich dem Chef dann doch nicht zugetraut. Dass er einem unschuldigen Pferd die Hinterbeine durchschneidet ... Das ist ja Tierquälerei!


KOLLEGIN

Sobald die Gattin des Toten die entsetzliche Nachricht vernommen hat,
fährt sie wie von Sinnen in wilder Hast auf, stürzt wie eine Rasende vollen Laufs durch die Gassen, läuft querfeldein, laut schreiend über das Unglück ihres Mannes. Scharenweise strömen die Leute hinter ihr her. Bereits dahin war man gelangt, wo des Tlepolemus Leiche lag. Charite sank auf ihm nieder und wollte da ihr Leben aufgeben, das sie ganz dem Tlepolemus geweiht hatte. Mit Not ward sie noch von den Ihrigen hinweggerissen und wider Willen beim Leben erhalten. Man nahm die Leiche und brachte sie im Geleit des ganzen Volkes zum Begräbnis. Nach diesem wünschte die junge Witwe nichts sehnlicher, als ihrem Mann recht bald nachzufolgen. Sie bedachte alle Mittel dazu und wählte endlich jenes sanfte, das keiner Waffe bedarf, sondern dem Schlaf ähnlich ist: das Verhungern.


LUCIUS

Um Gottes Willen, die war ohnehin schon so mager!


KOLLEGIN

Bleich, verfallen, sich gänzlich vernachlässigend, saß sie in tiefer
Finsternis und hatte schon abgerechnet mit dem Leben.


LUCIUS

Wie kann man sich nur so gehen lassen?


KOLLEGIN

Doch Thrasyllus ruhte nicht. Mit den dringendsten Bitten stürmte er auf sie ein, bedrängte sie unablässig durch ihre Freunde, durch ihre Eltern. Sie musste nachgeben und ihren vor Mattigkeit, Totenblässe und Vernachlässigung entstellten Körper durch Bad und Speise wieder erquicken. Sie tat's aus Ehrfurcht vor ihren Eltern. Thrasyllus, hitzig und dreist, konnte es nicht erwarten, dass sich ihr Schmerz ausgeweint und die höchste Betrübnis durch die Zeit verloren hätte. Aus Übereilung und Unbesonnenheit stand er nicht an, sich ihr zur Ehe anzutragen, als sie noch ihren Gemahl beweinte ...


LUCIUS

Schöner Trottel.


KOLLEGIN

Der einfältige Schritt deckte alle Geheimnisse seines Herzens auf
und verriet sein heilloses Spiel ...



Betreff: Treffen

Thrasyllus, Charite, beide an einem Computer beim E-Mail-Verkehr. Sie lesen das, was Sie schreiben laut mit oder es wird projiziert.



CHARITE

Ihr Antrag ehrt mich, aber ich muss mir die Sache erst reiflicher
überlegen.


THRASYLLUS

Das verstehe ich ja. Aber ich kann nicht mehr leben ohne dich,
nicht mehr arbeiten, du raubst mir den Schlaf. Ich kann an nichts
anderes mehr denken ...


CHARITE

Noch schwebt Ihres Freundes, meines teuren Gemahls, Bild mir beständig
vor Augen, noch schallt in meinen Ohren der liebliche Klang seiner Stimme,
noch lebt mein Tlepolemus ganz in meinem Herzen. Wollen Sie denn seine betrübte Witwe nicht wenigstens das Trauerjahr abwarten lassen? Meinerseits erfordert dies der Anstand ebenso sehr als Ihrerseits die Sorge für Ihre Sicherheit.


THRASYLLUS

Meine Sicherheit ist mir egal. Du bist mir wichtiger. Lass uns das Jahr mit der Bekanntgabe warten, aber lass mich dich wenigstens vorher sehen. Bitte ....


CHARITE (überlegt, scheint dann einen Entschluss zu fassen und schreibt)

Alles, was ich tun kann, geliebter Thrasyllus, ist dies einzige nur, dass wir
bis zur Vollendung des Trauerjahres in geheimer Vertraulichkeit miteinander leben. Allein es muss aufs sorgfältigste vor unseren Freunden verborgen bleiben!


THRASYLLUS

Das wird es, ich verspreche es dir. Du machst mich zum glücklichsten Menschen der Welt. Wann sehen wir uns wieder? Heute? Sag ja ...


CHARITE

So komm denn, Geliebter, mit einbrechender Nacht leise an meine
Haustür, aber wohl vermummt und ohne Begleitung! Du darfst einmal nur pfeifen! C.


THRASYLLUS

Das werde ich. Ich kann es nicht mehr erwarten. Ich bedecke deinen Körper
mit Küssen ... T.




Blackout


Wohnung. Putzfrau. Pfiff von draußen. Die Putzfrau öffnet die Tür. Auftritt. Thrasyllus mit einer Flasche Alkohol und Blumen.

THRASYLLUS

Äh ... ist Charite zu Hause? Wir haben eigentlich ...


PUTZFRAU (mit östlichem Akzent)

Ja, ja kommen nur herein! Herrin ist noch bei krankem Vater aber kommen
gleich zurück. Bitte Platz nehmen! Wollen was trinken? Wodka?


THRASYLLUS

Gerne ... wenn Sie vielleicht auch Tonic ...


PUTZFRAU

Ah, ja, Chef trinken gern Wodka Tonic! Ich schon wissen von Herrin!


THRASYLLUS (etwas verlegen)

Na ja, aber nicht zu oft.


Putzfrau schenkt einen Wodka Tonic ein und überreicht ihn Thrasyllus.

PUTZFRAU

Hier, bitte! Hoffentlich richtig angemacht! Gleich kosten!


THRASYLLUS (nimmt einen Schluck)

Ausgezeichnet! Danke sehr!


PUTZFRAU

Aber bitte, Platz nehmen! Und viel Wodka trinken, (mit einer
verschwörerischen Geste
) damit in Stimmung für Herrin ...


THRASYLLUS (trinkt rasch)

Aber, aber, was Sie da denken!


PUTZFRAU

Ja, ja, ich kennen Herrin. Und Herrin kennen Chef. Sind beide wild!


THRASYLLUS

Na, da hört man ja schöne Sachen. Aber in Wirklichkeit sind wir ja beide  ...


PUTZFRAU

Na na, ich alles wissen ...


THRASYLLUS

Aber wann, sagten Sie, kommt nun ... Ihre Herrin?


PUTZFRAU

Oh, Herrin ganz bald da! Ganz bald ...


THRASYLLUS

Na, dann ... plaudern wir halt noch ein Weilchen. Vielleicht trinken
Sie ja einen Wodka mit mir?


PUTZFRAU

Oh, nein, nein, ich nichts trinken bei Arbeit. Ist nix gut ...


THRASYLLUS

Na, kommen Sie schon, einen kleinen, mir zuliebe. Ich sag's auch bestimmt
nicht Ihrer Herrin! Ich ... (schließt plötzlich die Augen, öffnet sie wieder,
fixiert verschiedene Punkte im Raum, greift sich an die Augen, reibt sie,
scheint Sehstörungen zu haben
) ... Ich ... Scheiße ... Was ist das?


PUTZFRAU

Ist Herr nicht gut?


THRASYLLUS (richtet sich auf, torkelt)

Oh, mein Gott ... ich kann nichts mehr sehen ... verdammte Scheiße ...
ich kann nichts mehr sehen! Ich bin blind! Was ...


Auftritt Charite. Sie bedeutet der entsetzten Putzfrau zu gehen, diese gehorcht.

CHARITE (voller Zynismus)

Bist du da, du treuer Gefährte meines Gemahls! Du trefflicher Weidmann!
Du zärtlicher Liebhaber! Ist das die Faust, die das Blut meines Herzens verspritzt hat? Sind das die Augen, denen ich zu meinem Unglück gefallen habe? (beginnt sich auszuziehen) Wie schade, dass diese Augen Charite jetzt nicht sehen können: nackt. So wollten diese Augen sie doch immer sehen, nicht wahr?


THRASYLLUS (torkelt blind umher, sucht Charite, die ihm ausweicht)

Charite ... was ... was soll das heißen ... was sagst du da ... ich ...  ich kann
nichts mehr sehen ... hilf mir, ich bitte dich ... so hilf mir doch!


CHARITE

Ruhe sanft! Träume süß! Kein Dolch, kein Schwert soll dich verletzen! Fern sei's von mir, durch ähnliche Todesart dich meinem Gemahl gleichzustellen! Leben sollst du, aber deine Augen sollen ersterben, und nur im Schlafe sollst du künftig sehen.


THRASYLLUS

Was ... was redest du da für einen Scheiß! Ich kann nichts für den Tod deines Gatten! Es war ein Jagdunfall, das weißt du doch!


CHARITE

Ich will, dass du den Tod deines Feindes glückseliger preisen sollst als dein Leben. Wenigstens wirst du das Licht nicht wieder schauen und nur an fremder Hand hinfort dich leiten.


THRASYLLUS

Du miese Fotze, wenn ich dich in die Finger bekomme ...


CHARITE (weicht immer wieder aus)

Du wirst Charite nicht umfangen, nicht mit ihr der hochzeitlichen Freuden genießen! Du wirst weder die Ruhe des Todes noch die Wonne des Lebens schmecken! Als ein elendes Scheusal wirst du zwischen Himmel und Hölle umherwanken.


THRASYLLUS

Das ... das hört doch wieder auf, nicht? Charite, sag mir, dass das wieder
aufhört, dass ich wieder sehen werde ...


CHARITE

Schlage deine leeren Augenlider auf, erkenne meine Rache, fühle dein Unglück und überdenke dein Elend! Siehe, also gefallen deine Augen einem tugendhaften Weibe, also erleuchten die Hochtzeitsfackeln deine Brautkammer! Die Furien sind Brautführerinnen, Blindheit ist dein Geleit, und ewig nagendes Gewissen breitet dir die Arme entgegen!


THRASYLLUS

Charite! ... Was hast du mir angetan! ... Und das in meiner Position!




Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst

Therapie-Gruppe in Business-Kleidung auf Stühlen oder am Boden sitzend. Gruppenleiter, Lucius, Kollegin, Amor, Charite.


ALLE (im Chor, mit steigender Intensität)

Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!
Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!
Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!
Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!
Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!
Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!
Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!
Erfahre den Schmerz, erfahre dich selbst!


Die Teilnehmer beginnen, sich selbst zu schlagen und sich in Arme und Beine zu beißen, ein paar versuchen sogar, sich selber in den Hintern zu beißen.

LEITER (nach einiger Zeit)

Danke. Ich denke, das ist genug.


Die Teilnehmer setzen sich erschöpft.

LEITER (die ganze Zeit betont einfühlsam)

Nun, wir begrüßen heute ein neues Mitglied in der Gruppe. Und sind
natürlich schon alle auf seine Geschichte gespannt.


Die Teilnehmer sehen Lucius an.

LEITER

Nun, wie ist es mit dir, Lucius?


LUCIUS

Ja, also ... ich ...


LEITER

Ja?


LUCIUS

Ich ... ich ... weiß nicht ...


LEITER

Aber das macht doch nichts. Lass es einfach zu. Lass es heraus.
Wir hören dir alle zu.


LUCIUS

Ja, nun ... ich ... ich ... (nimmt all seinen Mut zusammen) ... bin ein
Esel.


Schweigen.

LEITER

Interessant. Und wie geht es dir damit?


LUCIUS

Ja ... so ...


LEITER

Wir hören dir zu.


LUCIUS

... einigermaßen ... irgendwie ... mittlerweile ..


LEITER

Ja?


LUCIUS

... gut.


LEITER

Gut?


LUCIUS

Ja ... im großen und ganzen schon. Ich fühle mich irgendwie ... erleichtert ... befreit. Wie wenn ... wenn eine Last von mir abgefallen wäre. Einige Dinge betreffen mich irgendwie nicht mehr, oder nicht mehr so wie früher. Ich nehme
sie nicht mehr so ernst.


KOLLEGIN

Im Ernst?


LEITER

Interessant. Und wie empfindest du das?


LUCIUS

Eigentlich ... ganz angenehm ... glaube ich.


LEITER

Glaubst du. Das ist schön für dich, Lucius. Aber natürlich entspricht
das, was wir glauben, nicht immer der Wirklichkeit. Wie reagieren
denn Leute in deiner Umgebung darauf, Freunde, Kollegen?


LUCIUS

Na, ja, ich habe das Gefühl, sie nehmen mich auch nicht mehr ernst
... und manche meinen, ich sollte etwas machen ...


LEITER

Machen? Wogegen?


LUCIUS

Na gegen diese ... äh ... Sache, mein Problem ...


LEITER

Nun, ist es ein Problem für dich oder nicht?


LUCIUS

Also, ja ... eigentlich ...  nein ...


LEITER

Siehst du: Genau das könnte dein Problem sein.


LUCIUS

Äh ... was?


LEITER

Nun, vielleicht mag uns Lucius ja nächstes Mal mehr erzählen. Nicht
wahr, Lucius? Dann erzählt jetzt bitte, wie es euch mit den Übungen geht.
Und zuvor noch Lucius, was euch hierher geführt hat (zur Kollegin)
Fangen wir vielleicht mit dir an ...


KOLLEGIN

Nun ja, mein Problem ist ... ich habe keines. Zumindest keines, dass
mir bewusst wäre. Ich meine, dass kann es ja auch nicht sein, oder?
Da stimmt doch etwas nicht. Vielleicht mache ich es mir zu einfach.


LUCIUS Das wusste ich gar nicht von dir!

KOLLEGIN
 

Oder ich verdränge Dinge. Dinge, die wichtig sind. Dinge, die mich
betreffen, oder meine Umwelt. Diese Dinge möchte ich kennen, mich
damit auseinandersetzen. Ich meine, sehen wir uns doch diese ganze
Elend an, wohin man hinsieht ...


LEITER

Danke, ich denke nun kann sich Lucius ein Bild von deinem Problem
machen. Erzählst du nun bitte von deiner letzten Übung?


KOLLEGIN

Ich ... ich bin in eine Jauchegrube gesprungen. Nackt. Vor laufenden
Kameras. Dann habe ich, bis zum Hals in der Scheiße, ein Interview
gegeben.


LUCIUS

Du hast was?


LEITER

Sehr schön. Hattest du Angst? Wurde dir schlecht?


KOLLEGIN

Eigentlich nicht, weder noch. Der Geruch war natürlich nicht
angenehm, aber es gibt Schlimmeres.


LEITER

Wunderbar (zu Amor). Würdest du nun Lucius, deine Geschichte
erzählen?


AMOR

Also, ich ... ich habe ein Problem mit Frauen. Dass heißt, eigentlich
habe ich kein Problem mit Frauen, aber ich habe ... einfach zuviel davon.
Zuerst kann ich nicht genug von ihnen bekommen und dann habe ich
genug von ihnen. Solang ich sie nicht geliebt habe, war das eigentlich
kein Problem für mich. Aber jetzt habe ich eine geliebt, und sie mich.
Aber ich musste sie trotzdem verlassen. Damit werde ich nicht fertig.


CHARITE

Und wie wird die Frau damit fertig?


LUCIUS

Also, das kommt mir irgendwie bekannt vor ...  


LEITER

Danke, Amor. Bitte erzähl auch du uns nun von deiner letzten Übung.
Was hast du gemacht?


AMOR

Ich bin in einem Einkaufswagen die Straße hinunter gefahren.
Eine steile Straße, Kopfsteinpflaster. Es war im Fernsehen.


LEITER

Und was ist passiert?


AMOR

Ach, nicht viel, ein paar Abschürfungen, Prellungen, zwei gebrochene
Rippen. Halb so wild.


LEITER

Na siehst du! Bravo! Charite, erzählst du nun Lucius noch ein
bisschen von dir?


LUCIUS

Charite? (leise zur Kollegin) Sag mal, ist das die ...


LEITER

Lucius, wenn du eine Frage hast, würden sie sicher alle gern hören.


LUCIUS

Nein ... äh ... keine Fragen.


CHARITE

Ich habe einen Mann schwer verletzt. Er hat mich bedrängt, bedroht,
psychisch und physisch. Ich bin frei gesprochen worden, warum weiß
ich auch nicht. Jedenfalls, das seltsame ist, dass ich keine Schuldgefühle habe.
Im Gegenteil: Ich habe es genossen, ihn leiden zu sehen. Und ich genieße es
noch immer. Ich würde es jeder Zeit wieder tun. Mit ihm oder anderen.
Vielleicht bin ich ein Monster, aber eigentlich ... ist es mir scheißegal.


AMOR

Was ... was hast du denn mit dem angestellt?


LEITER

Das ist fürs erste nicht so wichtig. Vielleicht erzählt es uns Charite ja
noch später. Danke, Charite. Und was war deine Übung?


CHARITE

Ich ... ich habe eine Made gegessen. Eine riesige. Sie hat noch gelebt.


LEITER

Toll. Wurde es auch gefilmt?


CHARITE

Gefilmt und gesendet. In Großaufnahme und Zeitlupe.


LEITER

Und wie ging es dir dabei? Wie hat es geschmeckt?


CHARITE

Eigentlich gar nicht so schlecht. In etwa wie Meeresfrüchte,
Scampis oder so. Oder Muscheln.


KOLLEGIN

Ich bin allergisch gegen Meeresfrüchte.


LEITER

Sehr schön. Wunderbar. Ich denke wir sind einen großen Schritt
weitergekommen. Nun werden wir uns bis zum nächsten Mal neue
Übungen ausdenken. Vor allem auch für unseren Lucius. Nicht wahr,
Lucius?




Dame sucht Esel

Raucherküche. Kollege rauchend, Kollegin rauchend und Zeitung lesend, Lucius hustend.
Die letzten beiden tun so, als ob der erste gar nicht da wäre.



KOLLEGIN

Tja, mein Lieber, da muss man Geduld haben. In einer Sitzung geht
das nicht. Aber sag mal: Was tut sich eigentlich mit den Frauen?


KOLLEGE (glaubt, er wurde gefragt)

Na ja, ich ...


LUCIUS

Also ... in letzter Zeit eigentlich ... ich meine ...


KOLLEGIN

Na, komm komm komm, jetzt red nicht um den heißen Brei herum.
Da muss es doch eine geben, zumindest fürs Bett.


KOLLEGE (hat den Irrtum bemerkt)

Genau, ich ...


LUCIUS

Also ... ja, äh ... eine gab es schon, aber das ist ...


KOLLEGIN

Was heißt GAB? Du willst mir doch nicht einreden, dass
überhaupt nichts mehr läuft?


LUCIUS

Nein, nein ... ich will dir gar nichts einreden ...


KOLLEGE

Also, ich ...


KOLLEGIN

Ich glaub es nicht. Weißt du nicht, dass Enthaltsamkeit sogar
ungesund ist? Man kriegt Prostata-Krebs davon.


LUCIUS

Prostata ...


KOLLEGE (betroffen)

Ist das wahr?


KOLLEGIN

Na, das werden wir gleich haben, ist ja heutezutage eine Kleinigkeit
(sucht in den Kontaktanzeigen) ...


LUCIUS

Was ... was heißt eine Kleinigkeit ...


KOLLEGE

Prostata-Krebs ist doch keine Kleinigkeit!


KOLLEGIN (liest)

SUCHE TOTALE SAU, DIE SICH ... Du lieber Himmel,
Sachen gibts! Nein, das ist es nicht ...


LUCIUS

Moment mal, was ... was machst du da eigentlich?


KOLLEGE

Wo hast du das gelesen?


KOLLEGIN

Wie wär's damit (liest): SUCHE WILDEN STIER, DER ...
nein, passt auch nicht.


LUCIUS

Aber ... aber ich suche ja gar nicht ...


KOLLEGE

Und wenn schon. Wird soviel Blödsinn geschrieben.


KOLLEGIN

Hier: (liest) SUCHE GUT GEBAUTEN HENGST, DER ... Schon
besser.


KOLLEGE

Meint ihr nicht auch?


KOLLEGIN

Hast du was gesagt?


KOLLEGE

Er hat gar nichts gesagt! Ich hab was gesagt! Ich sag schon die
ganze Zeit was! Habt ihr was auf den Ohren?


LUCIUS

Nein, jetzt habe ich nichts gesagt.


KOLLEGE

Ach, leckt mich doch! (ab)


KOLLEGIN

Wie bitte?


LUCIUS

Was bitte?


KOLLEGIN

Also, da hat doch jetzt jemand LECK' MICH oder so
gesagt. Na egal. (liest weiter) Da! Jetzt haben wir's: (liest)
DAME SUCHT ESEL.




Nimm mich

Schlafzimmer. Lucius, Dame, Vorspiel.


LUCIUS' STIMME

Nun entkleidete sich die Dame ganz und gar, legte auch die Binde ab, mit der sie ihren schönen Busen eingeschnürt hatte, trat an das Licht und salbte aus einem zinnernen Gefäß sich und mich reichlich mit Balsam. Dann umhalste sie mich aufs zärtlichste und küsste mich; aber nicht wie in liederlichen Häusern Dirnen ihre knauserigen Buhler zu küssen pflegen, sondern mit dem wärmsten innigsten Gefühl der Seele. Sie liebkoste mich mit all den süßen Worten der Liebe, mit denen die Weiber ihre Zuneigung an den Tag legen, um die unsrige zu erwecken.


DAME

Dich lieb ich! Nach dir sehnt mein Herz sich! Du, mein Einziger, mein
Auserwählter! Ohne dich kann ich nicht leben!


LUCIUS

Ja ... also ... jetzt übertreiben Sie aber ...


LUCIUS' STIMME

Endlich fasste sich mich und zog mich zu sich nieder. Ich machte ihr keine sonderliche Mühe; denn Behendigkeit hatt' ich gelernt, und meine Begierde,
nach so langer Zeit einmal wieder bei einem hübschen Weibe zu schlafen,
war ganz rege, um so mehr, da ich mich vorher an gutem Weine gütlich getan
und der wohlriechende Balsam meine Begierde aufs äußerste gereizt hatte.


DAME  

Ha, nun hab' ich dich, hab' ich dich, mein Täubchen, mein Vögelchen!


LUCIUS

Täubchen? Ich dachte ...


DAME

Komm ... jetzt ... nimm mich ...


LUCIUS

Ja ... wenn Sie meinen ...


LUCIUS' STIMME

Und mit diesen Worten zeigte sie, dass alle meine Besorgnis und Furcht töricht und überflüssig war; denn sie umschlang mich und nahm mich ganz, ganz sage ich, auf. Sooft ich, ihrer schonend, mein Hinterteil zurückzog, sooft flog sie elastisch in jähem Schwunge mir nach, und so fester und fester mit ihren Armen mein Rückgrat umfassend, schloss, drückte, presste, schmiegte sie sich brünstiger an mich, so dass ich, beim Herkules!, gar glaubte, es mangle mir noch etwas zur Befriedigung ihrer Lust.


DAME  

Ja ... ich möchte dich brüllen hören ...


LUCIUS

Brüllen? ...


DAME  

Brüll, Esel, los, brüll ...


LUCIUS

Ich soll wirklich ...


DAME  

Hör auf zu quatschen und brüll wie ein Esel, los gib's mir ...


Lucius versucht, wie ein Esel zu brüllen, vergeblich.

DAME  

Ja ... ja ... mach schon ...


LUCIUS (versucht es wieder)

Entschuldigung, aber es ... geht irgendwie nicht ...


DAME  

Was ... was heißt, es geht nicht?


LUCIUS

Na ja, ich versuch's ja, aber ...


DAME  

Tu mir das nicht an, nicht jetzt, bitte ...


LUCIUS (versucht es erneut)

Seltsam ...


DAME (stößt ihn von sich)

Seltsam?


LUCIUS

... ich ... das ist mir noch nie passiert.


DAME  

Ach ja? Dann bin ich ja froh, dass ich die Ehre habe, die Erste zu
sein. Hau ab, du Penner!




Meine Göttin

Die Bar. Lucius, Aristomenes, Isis, jeder für sich allein trinkend, Isis auch rauchend.


ARISTOMENES (bemerkt Lucius, geht zu ihm)

Lucius, mein alter Freund! Wenn das keine Überraschung ist.
Was treibst du hier?


LUCIUS (lallend)

Na, was wohl ...


ARISTOMENES

Moment mal ... Kann es sein, dass du dich irgendwie ...


LUCIUS

Sag jetzt besser nichts. Kein Wort. Hast du mich verstanden?


ARISTOMENES

Okay, okay. Aber wer wird sich denn allein besaufen, solange es durstige
Freunde gibt? Dann erzähl mal: Wie läuft es mit den Geschäften? Und,
was wichtiger ist: mit den Weibern?


LUCIUS

Sie laufen beide. Davon.


ARISTOMENES

Ach was, das kommt dir sicher nur so vor. Also: Wie sieht's aus?


LUCIUS

Ich bin im Arsch, so sieht's aus.


ARISTOMENES

Jetzt sei kein Esel ...


LUCIUS

Willst du mich verscheißern?


ARISTOMENES

Entschuldigung, war nicht so gemeint. Was war eigentlich
mit dieser Photis? Und der Wirtin?


LUCIUS

Mit denen hat die ganze Scheiße angefangen. (möchte sichtlich
das Thema wechseln
) Wie gehts Sokrates?


ARISTOMENES

Sitzt im Knast.


LUCIUS

Sitzt im Knast?


ARISTOMENES

Wegen VERFÜHRUNG DER JUGEND oder so. Als ob er mit
seinen Frauengeschichten nicht schon genug Ärger gehabt hätte.


LUCIUS

Und dein Freund, dieser Kollege?


ARISTOMENES (lakonisch)

Der dabei war, als wir uns hier kennen gelernt haben? Haben sie
rausgeschmissen. Darauf hat er sich aufgehängt.


LUCIUS

Aufgehängt?


ARISTOMENES

Ja. Blöd, nicht? Ist jetzt nur etwas unpraktisch für seine Alte und
die drei Kinder.


ARISTOMENES (bemerkt Isis)

Alter!


LUCIUS

Was ... wer?


ARISTOMENES

Sieh dir die an ...


LUCIUS

Was ... welche?


ARISTOMENES

Na die, da drüben! Eine GÖTTIN. Und ist sogar allein.


LUCIUS

Klar. Wer soll die auch anquatschen ...


ARISTOMENES

Was hast du schon zu verlieren?


LUCIUS

Du hast sie ja nicht mehr alle.


ARISTOMENES

Ach was! Ran an die Tante! Hat mein alter Herr schon gesagt:
Wenn du das Ziel siehst, schieß. Ich muss jetzt ohnehin weg.
Man sieht sich. (ab)


LUCIUS

Ja, hau nur ab. (schläft ein)


Isis beobachtet Lucius, geht zum ihm, bläst ihm Zigaretten-Rauch ins Gesicht. Er wacht auf, oder ist es ein Traum, entdeckt sie und verfällt ihr augenblicklich.

LUCIUS (nimmt all seinen Mut zusammen)

Göttin, die du mit fraulichem Schein alle Religionen erleuchtest, mit deinem feuchtem Strahl der fröhlichen Saat Nahrung und Gedeihen gibst und nach der Sonne Umlauf dein wechselndes Licht einteilst; unter welchem Namen, unter welchen Gebräuchen, unter welcher Gestalt dir die Anrufung immer am wohlgefälligsten sein mag, hilf mir in meinem äußersten Elend. Stehe mir bei, dass ich nicht gänzlich zugrunde gehe; nach so vieler, so schwer überstandener Trübsal verleihe mir endlich einmal Ruhe und Frieden. Ich habe genug des Jammers, genug der Gefahren. Nimm von mir hinweg die schändliche Tiergestalt. Lass mich wieder werden, was ich war; lass mich Lucius werden und gib mich den Meinigen wieder! Oder habe ich gar eine unversöhnliche Gottheit beleidigt: ach, so sei lieber mir erlaubt, zu sterben, also so zu leben ... Äh ... wie heißen Sie eigentlich, wenn ich fragen darf?


ISIS  

Ich bin Isis. Allmutter Natur, Beherrscherin, der Elemente, erstgeborenes Kind der Zeit, Höchste der Gottheiten, Königin der Geister, Erste der Himmlischen; ich, die ich in mir allein die Gestalt aller Götter und Göttinnen vereine, mit einem Wink über des Himmels lichte Gewölbe, die heilsamen Lüfte des Meeres und der Unterwelt vielbeklagtes Schweigen gebiete. Die alleinige Gottheit, welcher unter so mancherlei Gestalt, so verschiedenen Bräuchen und vielerlei Namen der ganze Erdkreis verehrt ...


LUCIUS (beeindruckt)

Der ganze Erdkreis?


ISIS  

Der ganze Erdkreis. Mich nennen die Erstgeborenen aller Menschen,
die Phrygier, pessinuntische Göttermutter ...


LUCIUS

Pessi ... pessi ... Entschuldigung: wie nochmals?


ISIS

Pessinuntische Göttermutter; ich heiße den Athenern, den Ureinwohnern
Attikas, kekropische Minerva, den eiländischen Kypriern paphische Venus,
den pfeilführenden Kretern dictynnische Diana, den dreizüngigen Siziliern stygische Proserpina, den Eleusiniern Altgöttin Ceres. Andere nennen mich
Juno, andere Bellona, andere Hekate, Rhamnusia andere.


LUCIUS

Wow, aber ... ist das nicht ein bisschen viel?


ISIS

Sie aber, welche die aufgehende Sonne mit ihren ersten Strahlen
beleuchtet, die Äthiopier beider Länder, und die Besitzer der ältesten
Weisheit, die Ägypter, mit den angemessensten eigensten Gebräuchen
mich verehrend, geben meinen wahren Namen mir: Königin Isis.


LUCIUS

Also, Isis gefällt mir am besten ...


ISIS  

Ich erscheine dir aus Erbarmen über dein Unglück; ich komme zu dir
in Huld und Gnaden. Hemme denn den Lauf deiner Tränen, stelle ein dein Trauern, dein Klagen. Der Tag deines Heils ist da, kraft meiner Allmacht;
öffne nur deine betrübte Seele meinem göttlichen Angebot!


LUCIUS

Und ... und das wäre?


ISIS  

Der Tag, welcher auf diese Nacht folgt, ist mir durch uralte Gewohnheit
geheiligt. Die Winterstürme sind vorüber, des Meers Ungestüm hat sich gelegt;
die Schifffahrt beginnt: Meine Priester weihen mir ein neugezimmertes Schiff
und opfern mir die Erstlinge jeglicher Ladung. Erwarte ihren heiligen Zug
weder mit schüchternem noch mit unheiligem Gemüt. Auf mein Geheiß wird
der Hohepriester einen Rosenkranz in der rechten Hand an der Klapper hängen haben.


LUCIUS

Klapper?


ISIS  

Dränge dich nur unverzüglich durch die Menge hindurch, gehe im
Vertrauen auf meinen Schutz getrost am Zuge entlang, bis du dich so
nahe bei dem Hohepriester befindest, dass du unter dem Schein eines
Handkusses unvermerkt einige Rosen ihm rauben kannst: sofort wirst du
die Gestalt dieses garstigen, mir längst verhassten Tieres ablegen. Fürchte
bei der Ausführung meines Gebots keine Schwierigkeit, denn in diesem Augenblick, da ich hier vor dir stehe, bin ich auch dort meinem Hohepriester
im Traum gegenwärtig und offenbare ihm, was geschehen wird und wie er
sich dabei zu verhalten habe. Auf meinen Befehl soll vor dir das herzudrängende Volk Platz machen. Niemand soll bei der frohen Feierlichkeit und dem festlichen Schauspiel Scheu vor deinem hässlichen Ansehen haben, noch soll irgendjemand deine plötzliche Umwandlung boshaft verunglimpfen. Nur sei eingedenk und verliere nicht aus deinem Gedächtnis, dass mir von nun an deine übrigen Tage
bis auf deinen letzten Atemzug verbürgt sind.


LUCIUS (verzückt)

O meine Göttin ... Muss ich was unterschreiben?




Der Kreis der Isis

Lucius, wieder nüchtern, mit Koffer. Der Stuhl vom Beginn des Stückes, ein Behälter mit Wasser.


LUCIUS (stehend, zum Publikum)

Als das schwarze Gewölk der Nacht verschwunden und die goldene Sonne hervorging, sah man alle Landstraßen mit einer großen Menge angefüllt, die zur heiligen Feierlichkeit allerorten herzukamen. Alles und jenes schien mir dermaßen mit der Fröhlichkeit meines Herzens zu sympathisieren, dass nicht nur die Tiere aller Art, sondern auch die Häuser, ja der Tag selbst mich heiterer und vergnügter anzulächeln schienen. Nun kam endlich die feierliche Prozession meiner Schutzgöttin einhergezogen.


Auftritt der blinde Thrasyllus und Proserpina, beide weiß gewandet und mit weißen Taschen.

LUCIUS

Frauen in blendenweißen Gewändern, bekränzt mit jungen Blüten des Frühlings, trugen voller Freude mancherlei Dinge. Den Schoß mit Blumen angefüllt, bestreuten die einen den Weg, welchen der heilige Zug nahm; andere führten auf dem Rücken schimmernde Spiegel, in denen der Göttin zahlreiches Gefolge als ihr entgegenkommend erschien.


Auftritt Isis in weißer Kleidung.

LUCIUS

Einige hatten elfenbeinerne Kämme in den Händen und taten mit Gebärden
und Bewegung ihrer Arme und Finger, als schmückten sie das königliche Haar
der Isis. Noch andere besprengten die Gassen mit allerlei wohlriechenden tropfenden Salben und mit köstlichem Balsam. Darauf folgte eine große Menge beiderlei Geschlechts mit Lampen, Fackeln, Wachskerzen und anderen Arten künstlicher Lichter zur Ehren der Mutter der Gestirne. Jetzt kamen Herolde, die mit weitschallender Stimme ausriefen:


THRASYLLUS, PROSERPINA

Platz, Platz für die heiligen Symbole!
(sie entnehmen den Taschen diverse skurrile Gerätschaften, z. B. Schneebesen oder Tennisschläger, sowie einen kranzförmigen Kuchen, Waschlappen, Handtuch, Kamm, Zahnbürste, Zahnpasta und einen weißen Anzug)


LUCIUS

Hierauf strömten die in den Gottesdienst Eingeweihten einher, männlichen und weiblichen Geschlechts, jeglichen Alters. Alle trugen Kleider von blendender Weiße. Allein die Oberpriester in einem knapp anliegenden Gewand von weißem Leinen, trugen die Symbole der allgewaltigen Götter. Ganz zuletzt erschien der Trost, die Hilfe, welche mir die mitleidige Göttin verheißen. Mein Heil selbst in den Händen, trat der Hohepriester einher. Vollkommen der  göttlichen Offenbarung gemäß trug seine Rechte eine Klapper für die Göttin und für mich einen Kranz, einen wahrhaftigen Siegeskranz; denn nach so viel erduldetem Elend, nach so viel bestandenen Mühen und Gefahren ward ich nun endlich mit dem Beistand der höchsten Göttin Sieger über mein grausames Schicksal.


Thrasyllus wird von Proserpina zu Lucius geführt, um diesen den Kuchen unter die Nase zu halten.

LUCIUS

Zitternd und unter dem gewaltigsten Herzklopfen ergriff ich mit gierigen Lippen den aus den schönsten Rosen gewundenen Kranz und verschlang ihn hastig. (verschlingt den Kuchen ohne Gebrauch der Hände, direkt aus jenen Thrasyllus', dem davor sichtlich ekelt. Noch mit vollem Mund:) Stracks ward erfüllt die himmlische Verheißung! Zusehends fiel die hässliche Tiergestalt von mir ab.


Proserpina und Thrasyllus entkleiden Lucius, waschen ihn mit dem Lappen und dem Wasser aus dem Behälter,  putzen ihm die Zähne, trocknen und frisieren ihn und ziehen ihm den Anzug an. Lucius brüllt nun nicht mehr wie ein Esel.

LUCIUS

Es verging das schmutzige Haar. Die Haut verdünnte sich. Der fette
Ranzen zog sich ein. Der lange Hals verkürzte sich. Kopf und Gesicht wurden rund. Und er, der wahrlich mich mehr denn alles übrige gekränkt hatte, der lange Schwanz, verschwand. Es staunte das Volk. Die Priester beteten an die Allmacht der Göttin, die sichtbarlich im Nu, gleichwie in einem Traumgesicht, meine Verwandlung bewirkte. Aller Hände waren gegen Himmel gestreckt, und man hörte nur einen Schrei des Erstaunens über so große Wunder.


Thrasyllus und Proserpina schreien.
 
LUCIUS

Mein Herz vermochte eine so plötzliche, so überschwengliche Freude nicht zu fassen. Starr und stumm stand ich da und wusste nicht, was ich zuerst sagen, womit ich die wiedererhaltene Stimme und Sprache am glücklichsten versuchen und mit welchen Worten ich der wohltätigen Göttin meinen Dank zu erkennen geben sollte. Nun hob der Hohepriester mit feierlichem und wahrhaft übermenschlichem Gesicht, begeistert über meine Menschwerdung an:


THRASYLLUS

Willkommen, o Lucius, nach so viel und mancherlei bestandenen Abenteuern, nach so wilden, erlittenen Stürmen und Ungewittern des Schicksals, willkommen im Hafen der Ruhe, willkommen am Altar der Barmherzigkeit! Schau, trotz deiner Geburt, deines Standes, deiner großen Bildung selbst, bist du auf die schlüpfrige Bahn der Jugend geglitten, zur Buhlerei mit einer Magd hinabgesunken und hast einen unseligen Vorwitz teuer bezahlt. Und trotz seiner Blindheit, seiner Bosheit, seiner Schadenfreude hat das feindselige Geschick durch die schlimmsten Widerwärtigkeiten dich hierher zu deinem Heile geführt. Es gehabe sich nun wohl und gehe und übe an andern Wut und suche andere Gegenstände für seine Grausamkeit. Wer wie du von unserer erhabenen Göttin zum Diener erkoren, der steht außerhalb des feindlichen Zufalls. Nimm denn eine fröhliche Miene an, so wie sie sich zu diesem weißen Gewand schickt, und begleite mit Frohlocken das Gepränge deiner göttlichen Wohltäterin. Es sehen dich die Ungläubigen, sehen dich und erkennen ihren Irrtum!
(zum Publikum) Schauet auf, ihr Unglückseligen! Sehet da des durch die Allmacht der großen Isis erretteten Lucius Triumph über das Unglück! Doch, um sicherer, um desto beschirmter hinfort zu wandeln, so reihe dich, o Lucius, auf der Stelle unserm heiligen Orden ein; (streckt Lucius die aufgehaltene Hand entgegen. Der weiß erst nicht, wozu, bis er versteht und Thrasyllus Geldbörse, Ausweisetui und Schlüsselbund aushändigt) unterziehe dich freiwillig mit unbedingtem Gehorsam unsern gottesdienstlichen Satzungen: bis für dich der glückliche Augenblick kommt, wo du das feierliche Gelübde wirst ablegen dürfen. Je früher du dich der Göttin weihest, je süßere Früchte wirst du für deine Freiheit ernten!


LUCIUS (singt und wird vom Kreis der Isis begleitet)

Well I don't know why I came here tonight,
I got the feeling that something ain't right,
I'm so scared in case I fall off my chair,
And I'm wondering how I'll get down the stairs,
Clowns to the left of me,
Jokers to the right, here I am,
Stuck in the middle with you.

Yes I'm stuck in the middle with you,
And I'm wondering what it is I should do,
It's so hard to keep this smile from my face,
Losing control, yeah, I'm all over the place,
Clowns to the left of me, Jokers to the right,
Here I am, stuck in the middle with you.

Well you started out with nothing,
And you're proud that you're a self made man,
And your friends, they all come crawlin,
Slap you on the back and say,
Please.... Please.....

Trying to make some sense of it all,
But I can see that it makes no sense at all,
Is it cool to go to sleep on the floor,
'Cause I don't think that I can take anymore
Clowns to the left of me, Jokers to the right,
Here I am, stuck in the middle with you.

Well you started out with nothing,
And you're proud that you're a self made man,
And your friends, they all come crawlin,
Slap you on the back and say,
Please.... Please.....

Well I don't know why I came here tonight,
I got the feeling that something ain't right,
I'm so scared in case I fall off my chair,
And I'm wondering how I'll get down the stairs,
Clowns to the left of me,
Jokers to the right, here I am,
Stuck in the middle with you,
Yes I'm stuck in the middle with you,
Stuck in the middle with you.


Blackout Kreis der Isis. Nach einer Weile setzt sich Lucius auf den Stuhl.

LUCIUS (zum Publikum)

Ich tat vor einiger Zeit in Geschäften eine Reise nach Thessalien ...




Ende.

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